Die Wohnungsgesellschaft verspricht den bisherigen Bewohnern des Viertels einen reibungslosen Übergang.
Über 100 Millionen EuroIn Brühl errichtet städtische Gebausie 410 moderne Wohnungen

In Brühl-Vochem lässt die Gebausie in den kommenden zehn Jahren das Ville-Quartier mit 410 Wohnungen errichten.
Copyright: Repro: Wolfram Kämpf
Es ist ein gewaltiges Projekt, das die Gebausie in den kommenden zehn Jahren stemmen will. Auf einem rund 3,4 Hektar umfassenden Areal nördlich des Thüringer Platzes im Stadtteil Vochem errichtet die städtische Wohnungsbaugesellschaft unter dem Titel „Ville Quartier“ 410 Wohneinheiten – davon mindestens 30 Prozent im geförderten Wohnungsbau.
Angebote für altersgerechtes Wohnen und Flächen für gewerbliche Nutzungen, ein Quartiersplatz, Spielplätze und eine Großgarage für 250 Autos und Fahrräder ergänzen das Vorhaben. Mehr als 100 Millionen Euro nehme man dafür in die Hand, betonte Gebausie-Geschäftsführer Thomas Isele auf einer Infomesse für Bürger.
Die Höhe der künftigen Mieten ist noch nicht klar
Präzise Zahlen könne man angesichts des langen Planungszeitraums und frühen Stadiums nicht präsentieren, dies gelte auch für die künftigen Mieten, so Isele. Klar ist indes die Aufteilung des Quartiers: Im nördlichen Teil sollen vier offene, großenteils drei- bis viergeschossige Wohnblöcke entstehen, angrenzend an den Rewe-Markt am Thüringer Platz ist ein zusätzlicher Gebäuderiegel vorgesehen, hinzu kommen zwei weitere Wohngebäude im südlichen Teil des Viertels.
Für die Neubauten müssen bestehende Mehrfamilienhäuser aus den 1960er-Jahren an der Schöffen- und Stiftstraße sowie an der Straße Zum Sommersberg mit 196 Wohnungen abgebrochen werden. „Eine Sanierung ist nicht finanzierbar und steht im Aufwand in keiner Relation mit dem Neubau“, begründet Peter Kirf, Aufsichtsratschef der Gebausie, den Entschluss.
Der entstehende Wohnraum werde mit zeitgemäßen Grundrissen und barrierefrei gestaltet und der Energieverbrauch deutlich sinken, erläutert er die weiteren Vorzüge. Kirf lobte das gute Zusammenspiel von Planern, Gebausie und Stadt. Ralf Ritter, Technischer Beigeordneter in der Verwaltung, sprach von einer „glücklichen Konstellation“, bei der allerdings die Bewohnerschaft mitgenommen werden wolle.

Für das neue Ville-Quartier werden sanierungsbedürftige Bauten (l.) abgerissen. Der Rewe-Markt bleibt bestehen.
Copyright: Wolfram Kämpf
Diesem Anspruch will man gerecht werden. Die Infomesse sei nur ein erster Schritt, so Kirf. Dort konnten sich Anwohner erkundigen und ihre Wünsche für das neue Quartier äußern. Mehr als 100 machten davon Gebrauch. Kirf betonte, man wolle auf alle Bedürfnisse eingehen und sich während der Bauphase um Ersatzwohnungen in unmittelbarer Nähe kümmern. Da man im Süden beginnend Zug um Zug Gebäude abreiße und zeitgleich neue baue, sei dies gut machbar.
Zunächst werden drei Gebäude mit 27 Wohnungen sowie ein eigens angekaufter Garagenhof abgebrochen und Bauten für 60 Wohnungen errichtet. Diese könnten Anfang 2028 bezugsfertig sein. So will man sich Spielraum für weitere Umzüge und Interimswohnungen verschaffen.

Zur Infomesse in der Grundschul-Turnhalle kamen viele Bewohner des Viertels, das sich stark verändern wird.
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Amalia Pfannenstiel hofft, dass diese Ideen alle greifen. Sie lebt seit drei Jahrzehnten mit ihrem Mann in dem Viertel. „Wir sind beide Rentner. Ich hoffe, dass die Miete bezahlbar bleibt“, sagt sie. Ihre teils über 90-jährigen Nachbarn hätten angesichts des Abschieds vom gewohnten Zuhause schon einige Tränen verdrückt, erklärt Pfannenstiel. Sie habe einen Beratungstermin vereinbart und hoffe, dann Details zu erfahren.
Claus Brisch kam zur Infomesse, um sich für seine 85-jährige Mutter zu erkundigen. Diese lebt seit 45 Jahren im Viertel. „Das Wichtigste ist die Frage, wo sich die Ersatzwohnung befinden wird und wie der Umzug abläuft“, sagt er. Bislang lebe seine Mutter im Erdgeschoss, was angesichts ihres Alters vorteilhaft sei. Er hoffe, das könne so bleiben.
Der Bebauungsplan „Ville-Quartier" kann von Freitag, 21. Februar, bis einschließlich Montag, 24. März, eingesehen werden. Die Unterlagen sind auch auf der städtischen Website hinterlegt. Informationen gibt es unter 02232/795160 oder 02232/79 5150.