Dem Tod in Guinea entkommenMorlaye Sankhon hat in Brühl eine neue Heimat gefunden
Brühl – Morlaye Sankhon ist froh, heute in Brühl sein zu können. Schritt für Schritt versucht er, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und sich in die Gesellschaft einzubringen. Die Hilfsbereitschaft, die er dabei in der neuen Heimat erfährt, macht ihm Mut, nach vorn zu blicken. „In Afrika zu bleiben, wäre für mich tödlich gewesen“, resümiert er. Vor fünf Jahren flieht er aus seiner Heimat Guinea in Westafrika. Er kommt über Frankreich nach Deutschland und landet in der Schlossstadt.
Aufgewachsen ist Sankhon in einem kleinen Ort in der Nähe der Hauptstadt Conakry. In der Kapitale absolviert er später ein Studium, welches er als Diplom-Ingenieur abschließt. Wie viele andere erlebt er ein Land, das sehr reich an Ressourcen und gleichzeitig bitterarm ist. „Es gibt viel Korruption und Misswirtschaft. Das Bildungs- und Gesundheitssystem ist desaströs, Rohstoffrechte sind in den Händen von internationalen Konzernen“, erzählt der 36-Jährige.
Morlaye Sankhon wird in Guinea verfolgt und gefoltert
Das bringt ihn damals dazu, in einer Oppositionspartei mitzuwirken. Er ruft zu Protesten auf, kritisiert öffentlich die Regierung. Daraufhin wird er immer wieder von Sicherheitskräften verfolgt, eingesperrt und gefoltert. „Die Narben trage ich am Körper und auf der Seele“, sagt er.
Als Sankhon im Jahr 2015 die Regierung erneut in einem Radio-Interview kritisiert, kann er sich gerade noch vor Sicherheitskräften retten. Freunde raten und helfen ihm, das Land zu verlassen. In Deutschland bittet er schließlich um politisches Asyl. Derzeit gilt für ihn eine Aufenthaltsgestattung.
Brühler träumt von einem Job im Bereich der Elektrotechnik
In Brühl findet er etwas Ruhe. Er sucht Kontakt zu den Menschen hier. „Wichtig ist, dass wir uns kennenlernen, um uns zu respektieren“, äußert er. Große Unterstützung erfährt er im Team des Begegnungszentrums Margaretas. Hier trifft er auf Inge Grotensohn, die ihm hilft, Deutsch zu lernen, und Paul Berger, der ihm von Anfang an zur Seite steht und auch in Behörden-Sachen hilft.
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„Integration gelingt am besten gemeinsam“, so Berger. Sankhon kommt vor der Pandemie immer wieder gern ins Zentrum, spricht mit den Leuten, auch mit Pfarrer Jochen Thull, unterstützt Veranstaltungen und organisiert Spendenaktionen für ein Waisenhaus in Guinea. All das hilft ihm, seine erschütternden Erlebnisse zu verarbeiten.
Inzwischen hat er einen Job als Hauswart im Seniorenzentrum Johannesstift im Dechant-Güttler-Haus gefunden. Seine Zukunft sieht er hier und träumt davon, beruflich eine Arbeitsstelle im Bereich der Elektrotechnik zu finden.