KunstprojektJugendliche in Brühl verarbeiteten die Flutkatastrophe auf kreative Weise

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Zu sehen sind die Tänzer auf der Bühne des Cultra.

Auch eine Tanz-Performance von Johann Bae und Ruby gehörte zum interaktiven Gedenkfest zur Hochwasserkatastrophe in Brühl.

Ein interaktives Gedenkfest im Brühler Jugendkulturhaus Cultra verschaffte jungen Menschen eine Plattform, sich mit dem im Juli 2021 Erlebten auseinanderzusetzen.

„Hold on tide“, zu deutsch „Halt dich fest“ oder „Halt die Flut an“ – unter diesem Motto stand anlässlich des dritten Jahrestages der verheerenden Flutkatastrophe ein interaktives Gedenkfest im Brühler Jugendkulturhaus Cultra, einer Einrichtung des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Rhein-Erft/Düren.

Dem war eine Medien-Kunst-Initiative mit dem Titel „721 gestern heute morgen“ (die Zahl steht für Juli 2021) vorausgegangenen, die sich besonders an junge Menschen im Alter von 13 bis 21 Jahren richtet. Um deren Blick auf die Flut festzuhalten und eine Plattform für das Verarbeiten des Erlebten zu schaffen, startete der ASB Rhein-Erft/Düren mit finanzieller Unterstützung der Aktion „Deutschland hilft“ diese Initiative.

Seit dem Jahr 2022 gibt es viele kreative Angebote

Umgesetzt wird sie von dem Projektteam der „Studios für kulturelle Bildung“ im Cultra, das seit 2022 zahlreiche kreative Angebote unter anderem aus den Bereichen Poetry-Slam, Tanz, Video-Animation oder Sound auf die Beine stellt. „Hier wurde bisher viel zum Thema Flut ausprobiert“, sagte die künstlerische Leiterin der Studios für kulturelle Bildung, die Regisseurin Kerstin Neuwirth anlässlich der Eröffnung des Gedenkfestes am Sonntag.

„Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 750 Kinder und Jugendliche, die an Workshops teilnahmen “, informierte sie. „In diesen konnten die Beteiligten den nötigen Raum finden, sich auf spielerisch-kreative Weise mit der eigenen Wahrnehmung der Flut auseinanderzusetzen und gleichzeitig neue Stärken an sich entdecken“, führte Dr. Astrid Nierhoff aus, in deren Händen die gesamte Projektleitung liegt.

Ergebnisse aus den Workshops bewunderten die Besucherinnen und Besucher in der „721 Werkschau“, die ebenfalls am Sonntag präsentiert wurde. Neben aufgestellten Gummistiefeln, die eindringlich an die Hochwasserkatastrophe erinnerten, waren in Wunschboxen selbstgemachte Filme von Jugendlichen zu sehen, die ihre Hoffnungen und Träume zum Ausdruck brachten.

Zum Überthema Insel hatten Interessierte ihre Gedanken, ihre „Traumlisten“, kunstvoll auf Eimer geschrieben, die von der Decke im Ausstellungsraum hingen. Zur Schau gehörten weiterhin Animationen auf Videoleinwänden und in einem dafür eingerichteten Kino auf einer Bühne.

Eröffnung der Ausstellung mit einer Tanz-Performance

Eröffnet wurde die Ausstellung mit einer Tanz-Performance von Johann Bae und Ruby. Und wer wollte, konnte sich an diesem Tag zudem an den verschiedensten Mitmachstationen vom 3D-Druck bis zur Podcast-Aufnahme ausprobieren. „Ich finde das ganz beeindruckend hier“, sagte Fatma Kilic, die mit ihrem Bruder aus Wesseling ins Cultra gekommen war. „Wir waren jetzt nicht von der Flut betroffen, aber der kreative Blick aufs Wasser reizt uns und wir interessieren uns für die Angebote hier“, sagte die 16-Jährige.

„Ja, ich möchte mich gleich mal an der Animation- und Stop-Motion-Station umsehen“, ergänzte ihr 18 Jahre alter Bruder Cena Kilic. Großen Stolz dabei, ihren Kurzfilm in einer Präsentation wiederzusehen, empfanden die Brüder Jonas (11) und Julius (13) Wirtz aus Zülpich, die mit ihren Eltern zum Gedenktag gekommen waren.

Die beiden hatten an mehreren Kursen teilgenommen. „In der Schule haben wir über die Flut viel gesprochen“, erinnert sich Jonas Wirtz. Sich damit so spielerisch auseinanderzusetzen, fanden die beiden Jungen gut. Für ihren Stop-Motion-Film hatten sie mehrere hundert Fotos verwendet. Humorvoll lassen sie hier ihre Kuscheltiere auf eine Schatzsuche auf einer Insel gehen. Andere hatten an diesem Nachmittag auch noch Spaß bei einer Live-Aufnahme des Podcast „Muttersöhnchen“ von Noel Dederichs.