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Nach Flutkatastrophe 2021Im Flutgebiet in Erftstadt gibt es jetzt einen Weinberg

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt mehrere Personen vor dem neuen Weinberg

Das Bürgerforum Blessem-Frauental hat mit Dirk Wollersheim vom Sektwerk Wollersheim in Dernau und den Rotariern Köln-Ville an dem Flutloch in Blessem einen Weinberg geschaffen.

Der Erlös aus dem Verkauf der edlen Tropfen soll sozialen Projekten zugutekommen. Dieser Text ist zum ersten Mal im April 2024 erschienen.

Die Luftaufnahme ging im Juli 2021 um die Welt. Sie zeigte ein riesiges Loch, das sich bis an den Ortsrand von Blessem gefressen hatte. Nach tagelangem Regen war so viel Wasser über die Ufer der Erft getretenen und in die Kiesgrube geflossen, dass der Grubenrand immer weiter wegbrach. Acht Häuser wurden mitgerissen oder so sehr beschädigt, dass sie abgebrochen werden mussten. Auch mehrere Stallungen und Nebengebäude der Burg stehen nicht mehr.

Bis heute sind die Wunden, die diese Katastrophe gerissen hat, nicht verheilt. Wie ein Mahnmal ragen am Rand des Lochs Teile eines abgebrochenen Nebengebäudes der Burg in den Himmel. Und dennoch: „Nach vorne schauen“, lautet die Devise des Bürgerforums Blessem-Frauenthal. Mehr als 20 engagierte Frauen und Männer des Forums waren am Samstag zusammengekommen, um mitzuhelfen, dass etwas ganz Neues entstehen kann: Der Blessemer Rebengarten. „Das Projekt soll dazu beitragen, aus dem, was überall nur als Flutgebiet bezeichnet wird, etwas Schönes und Bleibendes zu machen“, sagte Günter Ott.

180 Weinstöcke wachsen jetzt im Rebengarten in Erftstadt-Blessem

Mit Professor Albrecht Berkessel und dem Geschäftsführer des Bürgerforums Gottlieb Richardt hatte er die Idee, einen Weinberg anzulegen. Und mit dem Bürgerforum und Winzern aus Dernau an der Ahr wurde aus dem theoretischen Plan jetzt Wirklichkeit. Die Männer und Frauen setzten dicke und schmale Pfähle in die Erde, maßen exakt die Abstände aus und spannten Drähte.

Mittags folgte der große Augenblick: Die ersten Weißburgunder-Rebstöcke wurden auf dem Blessemer Burggartenacker gepflanzt. Noch wirken sie ein wenig schmächtig, aber: „Das kommt, die treiben schnell aus, und auch die grüne Wachsschicht, die die Pflanzen beim Transport geschützt hat, fällt schon bald ab“, erläuterte Dirk Wollersheim vom Sektwerk Wollersheim in Dernau.

Das Bild zeigt den Stadtteil Erftstadt-Blessem aus der Vogelperspektive. Mehrere Häuser stürzten durch die Flutkatastrophe ein.

Mehrere Häuser fielen der Flutkatastrophe zum Opfer. Heute sieht es in Erftstadt-Blessen wieder ganz anders aus. (Archivbild)

Er hatte die Pflanzen mitgebracht – 180 Weinstöcke, die nun im ersten Blessemer Rebengarten wachsen und gedeihen sollen. Schon im Herbst können wahrscheinlich die ersten weißen Trauben geerntet werden. „Mit der ersten Lese müsst ihr euch aber noch bis Herbst 2026 gedulden“, sagte Wollersheim. In Dernau, im Weingut Kreuzberg soll der Wein gekeltert werden. Alle zwei Jahre ist dann Wollersheim dran, wenn aus dem Wein der Blessemer Sekt hergestellt wird.

„Sektburg Blessem“ soll dann auf dem Etikett stehen

„Sektburg Blessem“ soll dann auf dem Etikett stehen. Auch der Name für den Blessemer Weißburgunder ist schon geboren: „Blessemer Spitze 5“, sagte Richardt lächelnd. Insider wüssten gleich Bescheid. Früher habe es an der Erft in Blessem eine spitze Weggabelung gegeben. „Dort haben sich in der Dämmerung gerne die jungen Paare getroffen.“ Begeistert ist auch Burgherrin Dagmar Büsges-Osterrieth. Sie hat dem Bürgerforum das 300-Quadratmeter-Grundstück überlassen. „Es ist ein Projekt, das für die Zukunft ausgerichtet ist“, sagte der Vorsitzende des Bürgerforums Karl Berger.

Das Bild zeigt einen Mann, der einen Rebstock setzt.

180 Rebstöcke setzten die Organisatoren jetzt an der Stelle, die von der Flut überspült worden war.

In zwei Jahren soll auch der Radweg an der ehemaligen Grube fertig sein. „Und der führt dann hier an unserem Weinberg vorbei“, sagte Berger. Motiv für Flaschen-Etikett „Der Wein wird ausschließlich zugunsten sozialer Projekte verkauft“, betonte Berger. Gerechnet wird mit einem Ertrag von etwa 150 bis 200 Flaschen im Jahr.

Finanziell stellte der Rotary-Club Köln-Ville das Projekt mit 10 000 Euro auf sichere Füße. Zudem spendete der Rotary-Club ebenfalls 10 000 Euro für die Dernauer. Dort soll das Geld helfen, einen von der Flut zerstörten Sportplatz zu erneuern. Einzig das Motiv für die Flaschen-Etiketts ist noch nicht gefunden. Das Bürgerforum wünscht sich diesbezüglich Ideen aus dem ganzen Ort. Demnächst soll es einen Bürgerwettbewerb geben.