Umsatzeinbußen wegen KarnevalWie Netto und Aldi die Session für Flimm retten sollen
Brühl – Die weitgehende Absage von Karnevalsveranstaltungen trifft auch den Brühler Spirituosenhersteller Flimm. Wenn kaum feierlustige Jecken zusammenkommen, Sitzungen und Züge ausfallen, wird auch seltener mit Likör und Schnaps angestoßen, so die simple Wahrheit. Dass der kölsche Fasteleer längst zum Wirtschaftsfaktor geworden ist, ist keine neue Erkenntnis. Und das Brühler Unternehmen Flimm zählt eben zu jenen Firmen, für die der Karneval mehr bedeutet, als ein paar Tage ausgelassenen Frohsinns.
„Bei uns ziehen die Absagen erhebliche Umsatzeinbußen nach sich“, sagt Carl Flimm, der das gleichnamige Familienunternehmen mit Sitz im Brühler Osten in dritter Generation führt.
Der Unternehmer nennt auch Zahlen, die die Dimension des Problems verdeutlichen: Während man in früheren Zeiten binnen einer Karnevalssession noch rund 1,5 Millionen der besonders bei Jecken beliebten 20 Milliliter fassenden Likörfläschchen verkauft habe, sei der Absatz nun auf gerade einmal 200.000 eingebrochen.
Dabei war das Sessions-Geschäft im Herbst noch gut angelaufen. Der Markt schien sich nach von Lockdown geprägten Monaten wieder zu normalisieren. Die Sitzungssäle der Karnevalisten und die Restaurants waren wieder gut besucht und so zog auch der Verkauf der Produkte des Hauses Flimm wieder an.
Flimm: „Entlassungen waren und sind kein Thema“
Doch inzwischen folgte die Vollbremsung. Weniger Menschen besuchen die Gaststätten, und die Karnevalssitzungen in geschlossenen Räumen sind abgesagt.
Seiner Zuversicht haben die vergangenen Wochen Flimm aber nicht beraubt. „Wir wollen nicht jammern. Andere Unternehmen haben fast gar keine Umsätze mehr“, sagt er. Bislang habe er sein 18 Mitarbeiter umfassendes Team gut durch die schwierige Zeit gebracht. Kurzarbeit sei insbesondere im Außendienst nötig gewesen, staatliche Überbrückungshilfen habe man aber nicht in Anspruch genommen. „Und auch Entlassungen waren und sind kein Thema“, betont Flimm.
Dazu trägt auch ein neuer Abnehmer bei. Der Discounter Aldi führt seit Mai vorübergehend die beiden meist verkauften Produkte aus Flimms Produktion: den Kräuterlikör Kabänes und „Waldmeister 11“, also jener auf Wodka-Basis hergestellte, grüne Likör, der seit 2008 vom Brühler Osten aus seinen Siegeszug antrat und neben dem Publikum privater und kommerzieller Feiern auch das der Kölner Szenebars und Clubs eroberte.
„Für uns war das immens wichtig“, sagt Flimm. Die Discounter hätten offenbar inzwischen verstärkt einen Blick für regionale Produkte. So biete Aldi die beiden Brühler Spirituosen noch einige Wochen in der Region um Köln und Bonn an. Einen weiteren Deal hat er mit der Supermarktkette Netto eingefädelt. „Dort wird Kabänes ins reguläre Sortiment aufgenommen“, so Flimm.
Brühl: Der Karneval fehlt
Trotz dieser Erfolge fehle der Karneval. „Wir hoffen, dass im kommenden Jahr wieder gefeiert werden kann“, sagt Flimm. Eine andere Schwierigkeit seien die gestiegenen Einkaufspreise, die die Produktion nachhaltig verteuerten. Egal, ob Aludeckel für die Flaschen, Kartonagen oder Etiketten – alles sei kostspieliger geworden und zeitweise kaum bei den Lieferanten zu bekommen, so der Firmenchef.
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Der Preis für den Johannesbeersaft, der für die Produktion des Likörs „Glitter Pitter“ benötigt werde, habe sich zeitweise sogar vervierfacht, betont Flimm. Er sei froh, überhaupt noch ausreichende Mengen bekommen zu haben.
Angesichts dieser Entwicklung könne er nicht ausschließen, im Sommer ebenfalls moderat an der Preisschraube für Kabänes, Waldmeister 11 & Co zu drehen.