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„Brühl macht Platz“Daten der Experten entkräften Befürchtungen der Händler in Brühl

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Zu sehen ist der Belvedere-Platz mit einem Aussichtsturm.

Der Belvedere diente während der Aktion „Brühl macht Platz“ als Veransstaltungsstätte.

Trotz der Sperrung des Belvedere in Brühl blieb der Besuch der City unverändert, das ergab die Auswertung von Passantenzählungen.

Knapp zehn Monate nach der Aktion „Brühl macht Platz“ zieht die Verwaltung mit einem 80-seitigen Abschlussbericht Bilanz. Es habe Licht und Schatten gegeben, erklärte Henning Korte, Fachbereichsleiter Mobilität und Verkehr, bei der Vorstellung.

Im Rahmen des rund einmonatigen Verkehrsexperiments war der Verkehr auf einem Teil der Kölnstraße eingeschränkt und der Belvedere nicht als Parkplatz, sondern für Veranstaltungen genutzt worden. Korte erklärte, manches sei gut gelaufen. Vor allem habe es „viel Input“ zu der Frage gegeben, was die Menschen aus der Stadt machen möchten.

Fußgängerfrequenz wurde per GPS-Daten ermittelt

Er erwähnte aber auch den Unmut von Gewerbetreibenden. Diese hatten angesichts des vorübergehenden Verlustes von Parkraum über die schlechte Erreichbarkeit und Umsatzeinbußen geklagt. Die per GPS-Daten ermittelte Fußgängerfrequenz in der City bestätigte diese Einschätzung jedoch nicht. Die Innenstadt sei während der Aktion „nicht weniger besucht worden, als vor beziehungsweise nach der Aktion, sondern insgesamt sogar stärker“, heißt es in dem Bericht.

Diesen Trend bestätigten die Experten der Universität Bochum, die das Experiment begleiteten und dabei auf weitere Messungen zurückgriffen. Deutlich abgenommen hatte der Pkw-Verkehr auf der gewöhnlich täglich vom 6000 Wagen frequentierten Kölnstraße.

Die Hochschule nahm aber auch die Meinung der Menschen zur Aktion und der Situation von Kölnstraße und Belvedere in den Blick. Die Auswertung von 1088 Online-Fragebögen, davon rund zwei Drittel von Anwohnern ausgefüllt, ergab eine eher negative Bewertung der temporären Umgestaltung. Die größte Zustimmung fand die Aktion bei den Anwohnern, während Gewerbetreibende nahezu ausschließlich eine kritische Sicht offenbarten.

Auffällig: Nur 13 Prozent der Befragten gaben an, sich mehr auf der Kölnstraße aufzuhalten. „Obwohl eine verkehrliche Beruhigung vorgenommen und die Aufenthaltsqualität durch Sitzmöglichkeiten und Begrünung objektiv verbessert wurde, führte dies bei den Befragten nicht zum gewünschten Effekt“, so der Bericht. Demgegenüber gab rund ein Drittel an, die sogenannten Stadtterrassen der Kölnstraße genutzt zu haben.

Zudem gaben 89 Prozent an, sich Veränderungen zu wünschen. Die Ideen reichten von der Verlängerung der Fußgängerzone über eine attraktivere Gestaltung bis hin zu stärkeren Kontrollen der bestehenden Verkehrsregelungen. Mehr Grün und Spielmöglichkeiten wünschten sich die Befragten für den Belvedere, am dritthäufigsten wurde aber auch der Beibehalt des Parkplatzes genannt.

Projektkosten stiegen auf rund 200.000 Euro an

Die Verwaltung kommt in ihrem Bericht zu dem Schluss, „dass auch abseits des Belvedere ausreichend Parkraum zur Verfügung steht“. Im Aktionszeitraum seien Alternativen deutlich intensiver genutzt worden. Damit sei auch ein Großteil der durch die Sperrung entgangenen Parkgebühren kompensiert worden. Die Projektkosten waren bereits Anfang des Jahres auf rund 200.000 Euro beziffert worden – deutlich mehr als geplant.

Klar geworden sei der Wunsch nach einer Umnutzung des Belvedere und einer verkehrlichen Beruhigung der Kölnstraße, zumal der Kreisverkehr an der Comesstraße inzwischen als Unfallhäufungspunkt gilt, erklärte die Verwaltung. Unstrittig sei aber eben auch das Verlangen nach einem von Norden erreichbaren, innenstadtnahen Parkplatz. Insgesamt könne dies als klarer Arbeitsauftrag verstanden werden, die Schaffung von alternativem Parkraum auf dem Wicke-Gelände voranzutreiben. Dann könne die Umgestaltung der Kölnstraße erfolgen.