Brühl – In sozialen Netzwerken wird zum wiederholten Male intensiv über die Situation auf dem Brühler Balthasar-Neumann-Platz diskutiert. Ein Nutzer beklagt Zustände wie auf dem Kölner Ebertplatz. Am helllichten Tag will er einen Drogendeal beobachtet haben. Vor den Augen von Kindern, wie er schreibt. Und niemand störe sich daran.
Johannes Rudolph kennt den Platz seit vielen Jahren. Und er kennt die Sorgen der Anwohner. Rudolph ist Vorsitzender der Interessengemeinschaft Balthasar-Neumann-Platz. Seine Einschätzung zu den Zuständen auf dem in den 1970er-Jahren angelegten Platz in der westlichen Innenstadt deckt sich aber nicht mit den drastischen Schilderungen im Internet.
Nicht mehr Probleme als anderswo in der Innenstadt
„Ja, es gibt hier Missstände. Aber der Platz ist mit Sicherheit nicht zum Zentrum der Kriminalität geworden“, sagt er. Rudolph beklagt, dass sich einige Jugendliche und junge Erwachsene daneben benehmen. „Manche fahren zu zweit ohne Rücksicht auf andere auf E-Scootern über den Platz“, sagt er. Die Handvoll offensichtlich alkoholkranken Besucher des Platzes sei manchmal laut, und andere hinterließen einfach ihren Müll.
„Aber im Grunde genommen gibt es hier nicht mehr Probleme als auf allen anderen Plätzen der Innenstadt“, betont er. Er wünscht sich ein schnelles und unnachgiebiges Eingreifen von Polizei und Ordnungsamt, aber eben auch etwas mehr Gelassenheit bei manchem Nachbarn. „Man kann nicht mitten in der Stadt leben und erwarten, dass es dort so ruhig wie auf dem Dorf zugeht“, macht Rudolph klar.
Bürgermeister Dieter Freytag will erneut einen Rundgang machen
Auch eine Erneuerung des vor einigen Jahren zeitweilig verhängten Alkoholverbots auf dem Balthasar-Neumann-Platz sei kein Allheilmittel. „Die Durchsetzung ist ja nicht so einfach. Wenn die Mitarbeiter des Ordnungsamts kommen und gerade niemand eine Flasche in der Hand hält, geschieht nichts“, erklärt er.
Die Verwaltung hat so einen Plan jedoch derzeit auch nicht in der Schublade. Er werde sich bei einem Rundgang Mitte Juli noch einmal einen intensiven Eindruck vom Platz verschaffen, so Bürgermeister Dieter Freytag, aber von dramatischen Veränderungen sei ihm nichts bekannt.
Laut Polizei keine ungewöhnlichen Entwicklungen
Die Polizei bestätigt diese Einschätzung auf Anfrage dieser Zeitung. Es liege derzeit keine ungewöhnliche Entwicklung im Bereich des Balthasar-Neumann-Platzes vor, so die Antwort. In der gesamten ersten Jahreshälfte sei eine kleine einstellige Zahl von Ermittlungen wegen Delikten aus den Bereichen Drogen- und Gewaltkriminalität aufgenommen worden, so die Polizei.
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Diese Zahlen könnten sich zwar noch verändern, falls nachträglich Anzeigen erstattet würden oder sich in anderen Verfahren herausstelle, dass es sich bei dem Tatort um den Platz handele. Dies sei allerdings nur äußerst selten der Fall.