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800 Quadratmeter auf vier EtagenSo wird die Brühler Stadtbibliothek im neuen Rathausanbau

Lesezeit 4 Minuten
Vor einem Gebäude ist eine Baustelle.

Im neuen Ratshausanbau findet auch die Stadtbibliothek ihr künftiges Domizil.

Neue Räumlichkeiten bieten Platz zum Lesen und Verweilen — mit intelligenter Bücherrückgabe und einer Kinderbibliothek.

Renate Simon-Pütz bekommt leuchtende Augen, wenn sie über das künftige Domizil der Stadtbibliothek spricht. „Die Vorfreude ist riesengroß“, sagt die Leiterin der städtischen Einrichtung und schaut auf den neuen Rathausanbau am Steinweg mit seinen drei markanten Giebeln. Noch sind dort Fachleute am Werk, um Gebäudetechnik und Elektrik zu installieren und letzte Malerarbeiten auszuführen.

Doch im September soll der Neubau bezugsfertig sein und Bürgeramt, Büros der Verwaltung und eben auch der Bibliothek eine neue Heimat bieten. Die bisherige ist streng genommen ein Provisorium. Wenn auch eines, das seit rund vier Jahrzehnten besteht. Simon-Pütz und das übrige Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek arbeiten an der Carl-Schurz-Straße. „In Räumen, die ursprünglich nicht dafür gedacht gewesen waren, eine Bücherei zu beherbergen, sondern als Ladenlokale dienen sollten“, wie Simon-Pütz erklärt.

1972 zog die Bücherei in das Gebäude unweit der Haltestelle Brühl-Mitte. Zuvor fanden Brühler Bürger Lesestoff im Kellergeschoss des alten Gymnasiums, also der heutige Franziskusschule (1935 bis 1957), sowie im ehemaligen Stadtwerkehaus an der Mühlenstraße/Steinweg (1957 bis seit 1972). Mit diesen Bauten hat die künftige Bibliothek nicht viel gemein.

Auf 800 Quadratmetern werden mehr als 45.000 Medien präsentiert

Aus 438 Quadratmetern in mit Regalen dicht zugestellten Räumen werden 800. Auf vier Etagen verteilt. „Wir können unsere Medien damit ganz anders präsentieren“, sagt Simon-Pütz. Insgesamt umfasst das Spektrum 45.199 physische Medien – darunter 35.525 gedruckte Bücher und Zeitschriften — sowie DVDs, BlueRays, Hörbücher, Konsolenspiele, Brettspiele und Tonies.

Vielerorts haben die Innenarchitekten des Krefelder Büros UKW Plätze und Nischen zum Verweilen geschaffen, in denen gelesen und recherchiert werden kann. Ausgestattet mit Lampen und Steckdosen. „Dieses Architekturbüro hat schon viele Bibliotheken gestaltet. Das sind absolute Fachleute mit tollen Ideen“, schwärmt Georg Hilger, Fachbereichsleiter Gebäudemanagement in Diensten der Stadt.

Kinderbibliothek bekommt eine eigene Etage

Besonders stolz ist man auf die Gestaltung des Untergeschosses, das dank eines mit Sitzmöbeln ausgestatteten Lichthofs zwischen Gebäude und Janshof sowie der hohen Decken alles andere als „Keller-Charakter“ besitzt. Dort wird die Kinderbibliothek einziehen. Zur Ausstattung gehören eine mit dickem rotem Teppich ausgelegte Lesehöhle und ein Spielgerüst, das den Kleinsten als Rückzugsort dienen soll.

Besonders niedrige Regale ermöglichen auch Kindern einen Überblick über Bücher, Spiele und weitere Medien. Für Mütter und Väter wird es einen Kaffeeautomaten geben. Wer künftig auf seinen Termin im Bürgeramt wartet, kann im Untergeschoss Zeit verbringen und seine Wartenummer auf einem Tableau im Auge behalten. Ein kleiner Veranstaltungsraum sowie die Toiletten sind ebenfalls unter Straßenniveau zu finden.

Intelligenter Automat ermöglicht Bücherrückgabe rund um die Uhr

Nicht weniger schmuck geht es in den Stockwerken darüber zu. Der barrierefrei zugängliche Neubau bietet im Foyer des Erdgeschosses eine Infotheke für den Bürgerservice sowie einen Veranstaltungsraum und die Möglichkeit, kleinere Ausstellungen abzuhalten. Für die Bibliothek wird es dort ein intelligentes Rückgaberegal geben.

Neben den Eingang am Steinweg wird ein Automat installiert, der die Rückgabe ausgeliehener Medien rund um die Uhr ermöglicht. Im ersten Obergeschoss befinden sich künftig die Sachbuchabteilung für Erwachsene sowie die Infotheke der Bibliothek, eine Etage darüber die Jugendbücherei und dritten Obergeschoss dann die Abteilung für Erwachsenen-Belletristik, Zeitschriften, Zeitungen und Hörbücher.

Übereinander angeordnete großzügige Fenster sorgen für Helligkeit und erlauben den Blick auf den Janshof. „Das ist das Auge der Bibliothek“, sagt Simon-Pütz. Das Hirn des Hauses sind wiederum die Selbstverbucher-Automaten. Wer Medien leiht, muss lediglich seinen Mitgliedsausweis einlesen und die Medien kurz auf einem mit einem Scanner versehenen Tisch ablegen, und schon ist die Leihe registriert.

Aufenthaltsqualität steigt in den neuen Räumlichkeiten

„Für uns bedeutet dies eine große Entlastung“, sagt die Bibliotheksleiterin, die sich zudem darauf freut, unter den drei hohen Giebeln Lesungen mit schönem Ambiente veranstalten zu können. „Bislang mussten wir für so etwas Regale zusammenschieben, um Platz zu schaffen“, erklärt sie.

All diese Details sind Bausteine, die einen Wandel einläuten. „Künftig wird die Bibliothek weit mehr sein, als ein Ort, an dem man Lesestoff ausleiht“, macht Hilger klar. Die Aufenthaltsqualität lege deutlich zu. Viele der derzeit 16.352 Kunden aus Brühl und Umgebung dürften dort mehr Zeit verbringen, lesen, lernen, sich austauschen.

Abgerundet wird das neue Angebot von einem veränderten Nutzungskonzept. Wochentags wird die Stadtbibliothek in Zukunft von 10 bis 20 Uhr, samstags von 10 bis 15 Uhr geöffnet sein. Möglich macht dies die Idee der „Open Library“. Mitglieder können dank einer Chipkarte die Räume auch dann betreten, wenn keine Mitarbeiter anwesend sind. Vor Missbrauch schützt dann eine Videoüberwachung. Pausenzeiten und der Montag als bisheriger Ruhetag sind damit Vergangenheit.