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InsolvenzTränen und Wehmut am letzten Tag des Modehauses Aachener in Brühl

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild sind Verkaufsständer mit Kleidung zu sehen.

Am Samstag (21. September) öffneten sich zum letzten Mal die Türen im Modehaus Aachener.

Ein Nachfolgemieter für das Gebäude am Steinweg ist noch nicht in Sicht, die Tiefgarage soll weiter genutzt werden können.

Das fast leere Modehaus Aachener am Steinweg trübte bereits in den vergangenen Tagen das Bild in der Innenstadt. Die Sanierung der insolventen Modekette war jüngst gescheitert. Im August 2022 hatte sie das Geschäftsgebäude aus den 1970er-Jahren übernommen und angekündigt, auch nach einem Abbruch des Hauses in den Nachfolgebau einzuziehen. Zuvor verkaufte hier jahrzehntelang die Warenhauskette Kaufhof und danach das Unternehmen Sinn Textilien.

Am Samstag öffneten sich nun die Türen im Modehaus Aachener in Brühl zum letzten Mal. Es war ein eher leiser Abschied. Der große Räumungsverkauf fand in den Wochen davor statt. Im Erdgeschoß des riesigen Gebäudes mit einer Verkaufsfläche von insgesamt 5700 Quadratmetern standen nur noch ein paar Ständer mit Damenmode und Wäsche zu stark reduzierten Preisen bereit.

Ich habe schon mit vielen Kundinnen und Kunden gesprochen und mit einigen tatsächlich geweint
Heike Boerger, Filialleierin Modehaus Aachener, Brühl

Das Gefühl einer Schnäppchenjagd hatte aber fast niemand. Im Gegenteil. Es herrschte sehr viel Wehmut. „Ich bin hier immer gern reingegangen und habe gestöbert“, sagte Renate Olefs. „Es ist sehr traurig, dass das Haus schließen muss“, so die Brühlerin. „Das ist hier heute schon ein trister Anblick“, fand Birgit Schmitz. „Ich gehe in Brühl immer zum Friseur und bin dann jedes Mal in das Kaufhaus gekommen. Ich mochte die angenehme Einkaufsatmosphäre“, so eine Rondorferin.

Die 35 Mitarbeiter wurden zum Ende September gekündigt

„Ich habe schon mit vielen Kundinnen und Kunden gesprochen und mit einigen tatsächlich geweint“, erzählte die Filialleiterin Heike Boerger. „Zu uns kamen nicht nur die Brühler, sondern ebenso Menschen aus Bonn und Köln, aus dem ganzen Kreis. Das war ja auch unserer Intention, hier als der Nahversorger zu agieren. Und das hatte ganz gut funktioniert“, berichtete sie weiter. „Der Räumungsverkauf ist nun vorbei, die Plakate an den Schaufenstern werden wir heute noch abhängen. Dann werden wir noch eine Woche da sein, um alles aufzuräumen“, erklärte sie.

Für die rund 35 Mitarbeiter am Brühler Standort ist es bitter, sie wurden zum Monatsende gekündigt. Die Tiefgarage soll nach der Schließung weiter von der Öffentlichkeit genutzt werden können. Für die Zukunft wünsche sich Karin Saß-Blauhut, die am Samstag auch ein letztes Mal hier nach Kleidern schaute, dass hier wieder ein Bekleidungsgeschäft öffnet. Und es noch weitere Angebote so zum Beispiel Spielwaren gebe. „Ich könnte mir ein Shop-in-Shop-Konzept vorstellen und in den oberen Etagen auch Wohnungen“, führte sie aus.

„Ja, was passiert mit dem Gebäude?“, fragte sich ebenso Carsten Kochaenk. „Das Modehaus war ein Magnet für die Innenstadt. Ich fände es sehr schade, wenn es kein großes Kaufhaus mehr gäbe“, betonte er. „Genug Handyläden und Friseur-Geschäfte haben wir ja.“

Nach eigenen Angaben steht die Verwaltung im engen Austausch mit dem Eigentümer Es gebe einige interessante Bewerbungen und gute Gespräche hinsichtlich einer Nachfolge, erklärte Bürgermeister Dieter Freytag auf Anfrage. Aus welcher Sparte blieb offen. Eine Studie „Vitale Innenstädte 2022“ hatte gezeigt, dass es in Brühl Bedarf für Elektrowaren und Unterhaltungselektronik gibt. Ebenso besteht Interesse an Spielwaren und Sportartikeln. Auch eine Firma aus dem Modebereich ist sinnvoll, heißt es in der Studie.