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Catering-Firma aus Brühl lädt einCoronavirus als wirtschaftliche Bedrohung

Lesezeit 4 Minuten

Inhaber Paul Metz (l.) und Geschäftsführer Felix Bartsch sorgen sich um ihren Betrieb, der gewöhnlich im großen Stile Gäste von Veranstaltungen und privaten Feiern verköstigt.

  1. Die wirtschaftlichen Ausmaße des Coronavirus sind noch nicht absehbar. Eine Catering-Firma aus Brühl knabbert aber jetzt schon an den zahlreichen Absagen, die tagtäglich ins Haus flattern.
  2. Doch was macht man mit den ganzen Lebensmitteln?
  3. Dafür hat sich die Firma Metz eine außergewöhnliche Aktion überlegt.

Brühl-Ost – Vor dem Eingang der Firma Metz im Brühler Osten empfängt die Besucher derzeit ein Tisch mit bereitgestelltem Desinfektionsmittel. Daneben liegt ein Schreiben, in dem darum gebeten wird, auf den üblichen Händedruck zur Begrüßung zu verzichten. In Zeiten des Coronavirus ist das nicht ungewöhnlich. Schon gar nicht in Betrieben, die wie das seit 1934 bestehende Familienunternehmen Metz als Caterer mit Lebensmitteln zu tun haben.

Viele Hände könnte man dort derzeit aber ohnehin nicht schütteln. Denn Büros, Hof und Foyer sind weitgehend verwaist. Auch die blank geputzte Küche ist menschenleer. „Normalerweise wäre hier gerade richtig was los“, sagt Inhaber Paul Metz. Doch seit dem vergangenen Freitag ist nichts mehr normal. Aus Angst vor der Verbreitung des Virus wurden zwei Messen in Rheinbach und Düsseldorf abgesagt. Veranstaltungen, die Metz und seine Mitarbeiter mit hochwertigen Mahlzeiten versorgen sollten. „Wir waren darauf eingestellt, 6000 Menschen von Brühl aus zu verköstigen“, sagt Metz. Daraus wird nun nichts. Und auch einige kleinere Aufträge wurden storniert. „Wir sitzen auf Ware im Wert von 70 000 bis 100 000 Euro“, so der Geschäftsmann.

Die Küche des Catering-Unternehmens Metz ist blank geputzt und verwaist. Aufgrund der Coronakrise brechen Aufträge weg.

Bei der Firma Metz ist die Corona-Krise angekommen. Mit voller Wucht. Statt Stress herrscht Ruhe im Betrieb. Statt gewohnter Einnahmen landen nur noch deutlich geringere Stornozahlungen in der Kasse. Der gewöhnlich umsatzstärkste Monat werde gerade zum umsatzschwächsten, fügt Geschäftsführer Felix Bartsch hinzu. Mehr als 80 Prozent des Umsatzes bräche weg.

Gratisverköstigung

Um die Lagerbestände sinnvoll zu verwenden, hat sich das Catering-Unternehmen Metz zu einer ungewöhnlichen Aktion entschlossen.

Am Samstag (14. März), 10 bis 13 Uhr, will man auf dem Balthasar-Neumann-Platz einen Streetfoodstand aufbauen und die Passanten gratis verköstigen. Die Lebensmittel waren ursprünglich für die Bewirtung von Veranstaltungen eingeplant, die aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus abgesagt wurden. „Die Details besprechen wir noch. Aber wir werden auf jeden Fall grillen“, sagt Geschäftsführer Felix Bartsch.

Die Aktion, an der sich viele Mitarbeiter des Unternehmens in ihrer Freizeit beteiligen wollen, steht unter dem Motto „Sharing is Caring“. Es sollen Spenden zugunsten des Brühler Kinderschutzbunds gesammelt werden. (wok)

Metz, der Verantwortung für 50 Mitarbeiter trägt, sind seine Sorgen anzusehen. „Wenn man wüsste, dass sie Situation bald vorüber ist, wäre es halb so schlimm. Aber es weiß ja niemand, wie es weitergeht“, sagt er. Seit Karneval mache er sich Gedanken darum, seinem Betrieb vorerst Luft zu verschaffen. Er hat die Fahrzeugflotte reduziert, Lieferungen storniert, Mitarbeiter angewiesen, ihre Überstunden abzufeiern. Aber in Kürze sind diese Möglichkeiten ausgereizt. „Wir sind ja nicht auf den Kopf gefallen und bereit, uns etwas einfallen zu lassen“, sagt er. Mitarbeiter zu entlassen, betont er, sei das allerletzte Mittel.

Einfrieren geht nicht immer

Hoffnung macht ihm der Gedanke, dass einige größere Aufträge noch nachgeholt werden könnten. Und immerhin fänden die privaten Feiern, die man beliefert, wie gewohnt statt. Doch auch in diesen Satz schleicht sich das Wort „noch“ ein.

Inhaber Paul Metz (l.) und Geschäftsführer Felix Bartsch sorgen sich um ihren Betrieb, der gewöhnlich im großen Stile Gäste von Veranstaltungen und privaten Feiern verköstigt.

Um seine Lagerbestände an Obst, Gemüse, Aufschnitt, und vorbereitete Speisen zu leeren, reichen die privaten Feierlichkeiten aber nicht. „Die Butter haben wir eingefroren, aber bei vielen Dingen geht das nicht“, sagt Metz. Für die produzierten 200 Kilogramm frische Ravioli finde man auf die Schnelle keine Verwendung. „Wir bemühen uns um Nachhaltigkeit, machen aus frischen Obst Smoothies, aber letztlich sind die Möglichkeiten begrenzt“, sagt Bartsch. Auch könne man wegen der Vorschriften nicht alles verschenken oder an Tafeln weiterreichen.

Doch das ist nur ein kleiner Teil des Problems. Fehlende Aufträge und Einnahmen sind das größere. „Wir bemühen uns um Kurzarbeitergeld“, erklärt Bartsch.

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Noch seien die Behörden aber offenbar damit überfordert, die von Berlin zugesagte unbürokratische Hilfe zu leisten. So ist man vorerst auf eigene Ideen angewiesen, um den Schaden in Grenzen zu halten. Metz sagt, Anfang Mai müsse die Normalität spätestens wieder zurückkehren. Sonst werde es eng.