Streit um Hochschule„In Euskirchen sind die Politiker offenbar klüger als in Brühl“
Brühl – Das Interesse der Stadt Euskirchen, künftig einen Teil der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung zu beherbergen, erzeugt am bisherigen Standort Brühl ein geteiltes Echo.
„Uns ist nicht bekannt, dass die Brühler Verwaltung ebenfalls bereits am Interessenbekundungsverfahren teilgenommen und ein Grundstück bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ins Rennen gebracht hat. Das ist absolut mangelhaft“, echauffierte sich CDU-Fraktionschef Holger Köllejan. In Euskirchen seien die Politiker offenbar klüger als in Brühl. „Dort ziehen alle an einem Strang, während bei uns die Chance verpasst wurde, den Hochschulstandort zu stärken“, so Köllejan.
Stadtrat spricht sich gegen Campus-Erweiterung in Brühl aus
Er spielt damit auf den vom Stadtrat im Dezember beschlossenen frühzeitigen Ausstieg aus den Planungen für eine Erweiterung auf den Feldern unmittelbar neben dem jetzigen Hochschulstandort an. Dort wollte ein Investor unter dem Titel Heider-Bergsee-Campus Gebäude für Hörsäle, Büros und Studierenden-Apartments errichten und anschließend der Hochschule zur Verfügung stellen.
Neben der CDU, die zumindest das Verfahren weiterverfolgen wollte, hatte sich damals die Brühler FDP als Fürsprecher der Erweiterungspläne positioniert. „Jetzt passiert genau das, was wir prophezeit haben. Das ist frustrierend. Die Entscheidung des Rates ist nach wie vor nicht nachvollziehbar“, so FDP-Fraktionschef Jochem Pitz.
Grünen-Vorstandssprecher Robert Saß sagte: „Eine Ansiedlung außerhalb Brühls wäre bitter, aber das von anderen Parteien skizzierte Horrorszenario eines vollständigen Abzugs der Hochschule ist offenbar in Wahrheit kein Thema.“ Nach wie vor bedauere er es, dass es dem Bund offensichtlich nicht möglich sei, den Campus auf dem bisherigen Gelände auszubauen. „Wir akzeptieren, dass es den Raumbedarf gibt. Aber wir glauben auch, dass man in Brühl andere Möglichkeiten finden kann“, so Saß.
Diese Standorte kommen für Hochschul-Erweiterung nicht in Frage
Diese Hoffnung schürt auch Bürgermeister Dieter Freytag (SPD). Er erklärte, es würden Ausweichquartiere geprüft, die zur Erweiterung der Hochschule angeboten werden können. „Ich bin mir sicher, dass eine adäquate Möglichkeit gefunden wird, die eine organische Erweiterung der Hochschule in Brühl zulässt“, so Freytag. SPD-Fraktionschef Michael Weitz findet es legitim, wenn sich andere bewerben. Er glaube aber nicht, dass Brühl aus dem Rennen sei.
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Über die Suche nach Erweiterungsstandorten innerhalb der Stadtgrenzen ließ Freytag nichts verlauten. Vom Tisch ist dem Vernehmen nach die Fläche an der Rheinstraße, in Nachbarschaft der Polizeischule. Und auch eine Bebauung des Areals direkt neben der Hochschule, auf dem bislang Wohncontainer für Geflüchtete stehen, gilt als unwahrscheinlich, weil die Größe nicht ausreicht. Damit richten sich die Blicke der Brühler Politik vornehmlich auf das Grundstück im Dreieck von Auguste-Viktoria-Straße und Römerstraße, das auf eine neue Nutzung wartet.
Der Präsident der Hochschule, Dr. Benjamin Limbach, hatte Ende vergangenen Jahres den gesamten Raumbedarf auf 18.200 Quadratmeter beziffert. Er betonte dabei, er habe eine Präferenz dafür, den Bedarf in Brühl zu decken.