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In der heimischen WerkstattIn Brühl werden Karnevalsorden angefertigt

Lesezeit 3 Minuten

Den Partykeller schmücken nicht nur selbst gestaltete Orden.

Brühl-Badorf – Die Erinnerung an die Anfänge seines Hobbys lässt Dieter Horchem schmunzeln. „Als ich zum ersten Mal selbst einen Karnevalsorden angefertigt habe, bin ich manchmal verzweifelt“, sagt der Präsident des Festausschusses Badorf-Eckdorfer Karnevalsfreunde. Zwar habe er als passionierter Modellbauer ein Händchen für derlei Bastelarbeiten gehabt, doch er habe Wochen gebraucht, um 75 Zinnorden herzustellen. „Ich war damals Bauer im Badorfer Dreigestirn. Wir haben ganz unbekümmert gedacht, dass wir die Orden schon irgendwie selbst hinbekommen“, erinnert er sich. Zwei erfahrene Brühler Karnevalisten hätten ihnen Anregung und Tipps gegeben. Alles andere sei hartnäckige Tüftelei gewesen.

Trotz aller Mühen machte ihm das Spaß. Er feilte ab Mitte der 80er-Jahre weiter an Techniken und Ideen. Inzwischen ist Horchem ein Experte und für viele Karnevalisten aus Badorf und Umgebung eine beliebte Anlaufstelle. Nicht selten stelle er in einer Session fünf oder sechs unterschiedliche Orden für Gruppen und Vereine her, berichtet er. Geld verdient er damit nicht. Er mache es für Freunde und werde bei einigen Arbeitsschritten von Freunden unterstützt, sagt Horchem. 75 Stück seien heute ein Klacks für ihn. „Das eigentliche Gießen ist überhaupt kein Problem mehr“, sagt der 62-Jährige.

Der Badorfer Dieter Horchem hat das Ordenshandwerk über die Jahre perfektioniert.

Der Entwurf am Computer, das Anfertigen der Skizze und vor allem die Nachbearbeitung der schmucken Stücke nehme dennoch viel Zeit in Anspruch. Der Idee folgt die Arbeit am Motiv. Dieses wird mit einem Skalpell auf Wachsfolie übertragen, dann fertigt Horchem einen Abdruck mit Schnellharz. Zwischendurch bearbeitet er immer wieder Feinheiten. Der fertige Abdruck landet schließlich in einer Form und wird mit hitzebeständigem Silikonkautschuk übergossen. „Das muss über Nacht aushärten und ergibt dann die Gussform“, erklärt der Fachmann. Aus Zinn gieße er dann die Orden.

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Dem Virus Frohsinn verabreicht

Die Corona-Pandemie und die Absage der Karnevalsveranstaltungen hat Dieter Horchem inspiriert, einen besonderen Sessionsorden für die KIG De Pappnase anzufertigen. Zu sehen sind die stilisierte Badorfer Kirche, das Brühler Schloss Augustusburg und der Turm des Mystery Castle im Phantasialand – allesamt traurig und schlecht gelaunt. Darunter sieht man das Konterfei eines vom Coronavirus derangierten Jecken des Jahres 2021, der eine Spritze mit dem Pappnasen-Virus injiziert bekommt. Das abgebildete Motto „Ever nächste Session lache mer widder“ passe bestens in diese Zeit, findet Horchem. Denn als Karnevalist müsse man optimistisch bleiben. (wok)

Bei den anschließenden Arbeiten helfen ihm seine Frau und Bekannte. Die Rohlinge werden entgratet, mit Löchern für Bänder oder Ketten versehen, grundiert, bemalt und verziert.

Mit dem Pinsel bearbeitet er den Abdruck aus Schnellharz.

„Eine halbe Stunde dauert es mindestens pro Orden“, so der Badorfer. In Relation zum Arbeitsaufwand seien die Materialkosten mit rund drei Euro überschaubar.

In seinem Fundus hat er goldene Ketten für die fertigen Orden.

Ihm bereite die gesellige Arbeit Freude. „Deshalb mache ich immer weiter“, sagt er. 250 Motive habe er inzwischen angefertigt, schätzt er. „Es gibt auf jeden Fall junge Leute, die Spaß daran haben. Um Nachwuchs muss ich mir keine Sorgen machen.“ Das freut den Ordensspezialisten.

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Auch außerhalb des Karneval sind seine Fertigkeiten gefragt. Unlängst wurde er mit dem Spruch „Dieter, du kannst doch so etwas“ gebeten, die abgebrochene Hand einer Marienstatue aus Gips zu gießen. Langeweile drohe ihm so schnell nicht, sagt Horchem lachend.