Die Sozialdemokraten können sich eine Erweiterung unter bestimmten Bedingungen vorstellen, die Grünen aber nicht.
SPD BrühlKritik an Phantasialand-Plänen – „Soll die Erweiterung auf einem Satelliten stattfinden?“

Eine Erweiterung des Phantasialands in Brühl ginge zulasten des angrenzenden Naturschutzgebiets sowie einer angrenzenden Kleingartenanlage.
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Nach ersten Andeutungen ihres Bürgermeisterkandidaten Bernhard Schumacher hat die Brühler SPD nun offiziell die Tür für eine Erweiterung des Phantasialands geöffnet. Eine knappe Mehrheit der Mitglieder stimmte dafür, nach der Kommunalwahl im September ein entsprechendes kommunales Planverfahren zu eröffnen. Die Bedingungen und Einschränkungen, die dabei gelten sollen, sorgen jedoch für Stirnrunzeln und Kritik bei politischen Kontrahenten.
„Ich verstehe die Idee inhaltlich nicht“, sagt Simone Holderried, Grünen-Fraktionschefin und Bürgermeisterkandidatin, mit Blick auf die Aussagen der Sozialdemokraten. Diese betonten, nur eine Erweiterung der Parkfläche zuzulassen, die weder zulasten der Natur noch bestehender sozialer Strukturen geht. So soll das Biotop Ententeich im Westen des Parks „unverändert erhalten“ und die Kleingärten im Osten „räumlich unangetastet“ bleiben.
Soll die Erweiterung auf einem Satelliten stattfinden?
Der Ententeich liegt inmitten der potenziellen, 14 Hektar umfassenden Erweiterungsfläche im Dreieck zwischen der Landesstraße 194, Autobahn 553 und Berggeiststraße. „Da frage ich mich, wie das gehen soll. Soll die Erweiterung auf einem Satelliten stattfinden?“, fragt Holderried.
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„An unsere Vereinbarung mit den Grünen werden wir uns bis zu den kommenden Wahlen halten“
Ihre Fraktion bildet ein Mehrheitsbündnis mit der SPD im Brühler Rat. Nach der Wahl 2020 verständigte man sich in erster Linie auf Betreiben der Grünen darauf, das Thema Phantasialand-Ausbau auf Eis zu legen. Und so tat sich in dieser Angelegenheit auch nichts, obwohl das Land NRW noch unter schwarz-gelber Regierung vor der Landtagswahl 2022 Fakten schuf und in einem Vertrag mit dem Phantasialand Bedingungen für eine mögliche Expansion mittels eines Grundstückstauschs zwischen dem Freizeitpark und Land fixierte.
„An unsere Vereinbarung mit den Grünen werden wir uns bis zu den kommenden Wahlen halten“, erklärt Karim Hayit, der Brühler SPD-Parteichef. Danach sei man aber offen für ein neues Denken im Rahmen eines Planverfahrens. Mit der Festlegung auf die besagten Bedingungen habe man nach intensiver Diskussion einen innerparteilichen Kompromiss gefunden. „Das Votum dafür war sehr knapp“, sagt Hayit und bestätigt, dass es unter den rund 300 Mitgliedern der Brühler SPD durchaus Sympathie für einen Erweiterungsstopp gab.
Für die Umsetzung des vor mehr als einem Jahrzehnt auch mit Zustimmung von SPD und Grünen im Regionalrat in Köln gefundenen Ausbau-Kompromisses, der den Fortbestand des Ententeichs und des teils geschützten Waldes in Frage stellt, gebe es indes keine nennenswerte Unterstützung mehr. Das bestätigt auch Schumacher: „Die Wahrnehmung von Umwelt- und Klimaschutz hat sich verändert. Wir sind zehn Jahre weiter und brauchen eine zeitgemäße Version für eine Erweiterung“, betont er.

Der Ententeich unweit des Freizeitparks soll nach dem Willen der SPD unangetastet bleiben.
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Daher habe man in den zurückliegenden Wochen das Gespräch mit Umweltschützern und Phantasialand gesucht. Wie ein neuer Ausbau-Plan aussehen könnte, lassen die Genossen jedoch weitgehend offen. Hayit sagt, man könne über die Einbindung der zwischenzeitlich vom Freizeitpark genutzten Parkplatzfläche in Schwadorf und einen Shuttlebetrieb nachdenken, um den Raumbedarf im Naturschutzgebiet am Ententeich zu verringern. Schumacher sieht das Phantasialand am Zug. Der Park müsse konkrete neue Ideen vorlegen, über die Politik und Bürger dann zu befinden hätten.
Ablehnung kommt von Grünen und CDU. „Die Klimaerwärmung schreitet schneller voran als befürchtet. Wir halten die bislang angedachte Erweiterung nach wie vor weder für richtig noch für notwendig. Da haben wir uns klar positioniert. Die SPD bemüht sich um eine positive Aussage in alle Richtungen“, erklärt Grünen-Fraktionschefin Holderried.
CDU beharrt auf Umsetzung des vor mehr als einem Jahrzehnt gefundenen Kompromisses zum Phantasialand-Ausbau
Ihr Pendant bei der CDU, Holger Köllejan, sagt: „Die SPD kommt mit wachsweichen Aussagen, um niemanden verschrecken. Das wird nicht funktionieren. Es gilt, Entscheidungen zu treffen. Außerdem erscheinen mir die Ideen der SPD als sehr unpraktikabel. Es gibt einen Kompromiss, der damals einstimmig getroffen wurde, nachdem man viele Ideen abgewogen hatte.“
Details der Bebauung gelte es ohnehin in der Bauleitplanung zu klären. Dabei sei die Stadt Herrin des Verfahrens, so Köllejan. „Klar ist aber, es wird Einschnitte geben, für die Ausgleichsflächen definiert sind. Wir lassen das Phantasialand jetzt schon seit einem Vierteljahrhundert auf grünes Licht warten. Das muss sich ändern.“