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BadrutscheKürtens „Magic Black Hole“ ist jetzt Geschichte

Lesezeit 4 Minuten
Teile der Kürtener Badrutsche „Magic Black Hole“

Die Überreste der Kürtener Rutsche, ein Bild aus dem September 2024

In Kürten ist die Hallenbad-Rutsche Magic Black Hole jetzt abgebaut worden. Sie war einst die Hauptattraktion des Splash-Bads.

Die Rutsche ist jetzt Geschichte. Im Kürtener Hallenbad erinnert seit einigen Wochen nichts mehr an die einstige Attraktion Magic Black Hole (auf deutsch: geheimnisvolles schwarzes Loch). „Die Rutsche ist demontiert worden“, unterrichtete kürzlich Bürgermeister Willi Heider die Öffentlichkeit. Dabei war das große schwarze Ding mal als Heilsbringer des Kürtener Tourismus gefeiert worden.

79 Meter lang war die Rutschbahn, die Mitte der 1990er-Jahre im neuen Spaßbad als Haupt-Clou für die Besucher gefeiert wurde. Schwarz lackiert war die Rutsche, die sich in einem halben Dutzend Kurven durch das Bad schlängelte. Die geschlossene Röhre kurvte durch den Außenbereich, um die mutigen Besucher im Bad auszuspucken. Das ging nicht immer glatt über die Bühne.

Überreste der Rutsche, die auf dem Wohnmobilplatz des Hallenbades liegen.

Teile der Badrutsche liegen auf dem Wohnmobilplatz am Bad, ein Foto aus dem Februar 2023

Überliefert sind zahlreiche Verletzungen, die sich Kinder und Jugendliche beim Rutschen zuzogen. Eine Beule am Kopf war auch immer mal möglich. Offenbar wollten die Kürtener bei den Planungen das ganz große Rad drehen und dachten wohl an den Brühler Freizeitpark „Phantasialand“.

Dass sich die touristischen Ambitionen des 15 Millionen Mark teuren Freizeitanlage im Ortsteil Broch nie erfüllen sollten, schwante den Gemeindevätern und -müttern dann schnell. Umstritten blieb das Bad stets, und auch heute noch sind die Zahlungen der Gemeinde für das Schul- und Vereinsschwimmen an die Betreiber des nunmehrigen Hallenbads ohne Spaßbereich politisch brisant.

Außer Betrieb war die Rutsche übrigens schon seit Jahren, auch die Stoppuhr, die die Zeit der Mutigen nahm, tickte schon lange nicht mehr. Schon nach der Privatisierung 2008, zunächst mit dem Kürtener Kaufmann Franz Kremers, dann mit Ibrahim Kabakci, blieb die Rutsche geschlossen.

Badbetreiber ist die B8B GmbH

Auch der heutige Eigentümer Juri Rabiner von der B8B GmbH aus Köln fand keinen Gefallen an der Attraktion. Sie stand zuletzt als Ruine herum, ein paar Röhren waren auf dem Außengelände zu sehen. Auch sie sind nun Geschichte. Freuen könne sich übrigens die vielen Saunagäste, wie Heider weiter berichtet. Nach großem Umbau soll voraussichtlich zum 1. Mai die Sauna wieder eröffnen, sie war rund ein halbes Jahr geschlossen.

Die Sauna wird saniert

Die Saunaanlage wird saniert

Auch der Physiobereich werde sich erweitert präsentieren. Und das Blockheizkraftwerk sei auch am Netz und produziere Strom. Was sich nicht ändern werde, sagte Heider bedauernd, sei das Aus für das öffentliche Schwimmen. Wer frei Schwimmen möchte, muss seit einiger Zeit einen Kurs bei der am Bad ansässigen Schwimmschule kostenpflichtig buchen.

56 Prozent übernimmt die Gemeinde

Ansonsten schwimmen die Kinder beim Sportunterricht und einige Vereine, die sportliche Schwimmaktivitäten anbieten. Finanziell ist seit der jüngsten Vertragsunterzeichnung alles abgestimmt. Die Gemeinde zahlt 56 Prozent der anfallenden Kosten für das Hallenbad, die Schwimmschule ihrerseits 44. Das neu hinzugekommene Fitnessstudio am Bad ist separiert von allen Angelegenheiten. Der Energieverbrauch läuft strikt getrennt, bei der Sauna ist dies auch der Fall.

Gestartet ist die Kommune nun mit einem monatlichen Abschlag von 40.000 Euro für das Schul- und Vereinsschwimmen, später wird exakt abgerechnet. Gemeinde und Schwimmschule teilen sich entsprechend die Badezeiten auf.

Der Vertrag läuft bis Ende Oktober 2029 und hat eine Verlängerungsoption. Eine politische Mehrheit im Kürtener Gemeinderat steht hinter dem Vertragswerk und den Zahlungen von jährlich etwa 480.000 Euro. Ein politischer Streitpunkt ist das Bad dennoch geblieben – mit und ohne Mysterious Black Hole.


Mit Spannung war im August 1996 die Einweihung des neuen Bades erwartet worden. Ein Quantensprung für die Gemeinde, deren Geschichte des Schwimmsports 60 Jahre zuvor in einem Strandbad begonnen hatte, in dessen Sülzwasser sich auch Frösche wohlgefühlt hatten. Nun gleich mit einem Black Hole.

Ein Foto aus der Bauzeit des Spalsh-Bads 1996-

1996 wurde das Splash-Bad Bau gebaut

Der Erste, der sich durch die Rutsche wagte, war Bürgermeister Leo Berger. In einem blau-weiß gestreiften Badeanzug der Jahrhundertwende stürzte er sich tapfer in den dunklen Schlund. Allerdings hakte es offenbar zu diesem Zeitpunkt schon in der Röhre, denn der Bürgermeister brauchte ungewöhnlich lange, bis er wieder auftauchte. Den Grund verriet er nicht. Man sehe gerade den „mutigsten Bürgermeister der Republik“, kommentierte ein Zeitzeuge damals – ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.