Brühl – Die Landesregierung entscheidet am Dienstag über die Erweiterungspläne des Phantasialands und damit über die Zukunft des Naturschutzgebietes Ententeich. Deshalb trafen sich Naturschützer, Vereinsmitglieder und Politiker nun noch einmal vor Ort. Auf dem Stadtplan von Brühl erscheint er als einer der kleinsten blauen Flecken in der Ville – doch der Ententeich, in einer Senke zwischen Phantasialand, Hauptverkehrsstraße und Autobahn gelegen, ist eine ungeahnte Idylle. Das Dröhnen der Autos liegt so nah und ist doch kaum zu hören. Kormorane und Bussarde ziehen über den Wipfeln ihre Kreise, und das Schilfrohr sowie die versumpften Teile der 1,7 Hektar großen Wasserfläche sind ideale Brutgebiete für Enten, Gänse und Reiher, aber auch für seltenere Arten wie Teichrohrsänger, Teichhuhn oder Wasserralle, sagen die Brühler Naturschützer. Sogar der Eisvogel lasse sich dort blicken, auch wenn die Anzahl der Brutpaare durch viele harte Winter in der Ville stark zurückgegangen sei.
Tage des Teichs sind wohl gezählt
Doch nachdem der Plan zur Erweiterung des Phantasialands jenseits der Landstraße 194 fallen gelassen wurde, ist der Blick aller Beteiligten nun auf dieses von drei Seiten eingeschlossene Gebiet gerichtet. Falls die Landesregierung am Dienstag die neue Erweiterungsvariante absegnet, wird das Planverfahren eingeleitet – dann sind die Tage des Ententeichs und des umliegenden Waldes wohl gezählt. „Die meisten Brühler kennen diesen See überhaupt nicht und können sich gar nicht vorstellen, dass er eine kleine Oase ist, die voller Überraschungen steckt. Es ist ein Skandal, dass das bald alles verschwunden sein soll“, sagt Ingo Löhrer, stellvertretender Vorsitzender des Angelvereins Ententeich. Von den Vertretern aus CDU und SPD, die am Samstagvormittag vorbeischauten, ist er enttäuscht: „Ich habe nicht den Eindruck, dass von Seiten der Stadt irgendetwas unternommen wird, wenn die Landesregierung zustimmt.“
Wilhelm von Dewitz, Mitglied des NABU und passionierter Vogelkundler, kennt den See bereits seit mehr als 40 Jahren. Er fordert vor allem einen anhaltenden Widerstand, selbst wenn die Erweiterung des Parks längst beschlossene Sache sein sollte: „Die Naturschutzverbände müssen immer nachhaken und auf gesetzliche Grundlagen wie etwa das Wasserrechtsverfahren aufmerksam machen. So lässt sich der Prozess zumindest verlangsamen und Zeit gewinnen, um etwa ein Konzept für einen adäquaten Ausgleich zu entwickeln.“
„Alternativen nicht genutzt“
Sehr verärgert ist er über alternative Erweiterungsmöglichkeiten, die das Phantasialand ungenutzt lasse: „Auf dem Gebiet des Rheindorfer Ackers sollte beispielsweise ein Busparkplatz entstehen, die Fläche ist theoretisch sofort nutzbar – doch geschehen ist nichts. Da bleibt die Frage, ob der Park die Erweiterung wirklich so nötig hat, wie es wiederholt behauptet wird.“ Für Ingo Löhrer steht eines fest: „Wenn die Landesregierung ihr Ja gibt, dann ist es trotz der Verzögerungsmöglichkeiten nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bagger anrollen.“ Richtig brisant sei, dass der Ententeich und das angrenzende Waldgebiet den Status eines Naturschutzgebietes haben. „Es wäre das erste Mal, dass ein Naturschutz aufgehoben wird – und dann noch für ein Privatunternehmen. Das könnte einen Präzedenzfall darstellen und schnell Schule machen“, befürchtet Löhrer, dessen Angelverein mit dem Auslaufen des Pachtvertrages Ende 2014 ebenfalls vor dem Aus steht.
Gleichwohl die große Erweiterungsvariante vom Tisch sei, stelle auch die nun vorgesehene Lösung einen tiefen Einschnitt in die Natur dar, beklagen die Umweltschützer. Und darauf wollen sie auch künftig unermüdlich aufmerksam machen.