„Den Tigern bin ich nicht nahe gekommen“, erinnert sich der Star der ehemaligen Show. Schmidt sei da etwas mutiger gewesen.
Bei Proben zu Kult-ShowAls Freizeitpark-Gründer Schmidt im Phantasialand von Tiger gebissen wurde
Die „Super-Magic-Show Welcome Las Vegas“ im Wintergarten des Phantasialand war über Jahre hinweg eine der größten Attraktionen des Freizeitparks in Brühl und hat längst Kult-Status gewonnen. Der Weg zu Europas größter Zauber-Show war mit viel Aufwand und Energie verbunden, aber auch mit unglaublicher Leidenschaft und Kreativität.
Der Star der Show, Zauberkünstler und Illusionist Lee Pee Ville, erinnert sich im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, welch großen Einfluss Freizeitpark-Gründer Richard Schmidt auf die Zauber-Show im Phantasialand hatte. Er verrät auch, dass es damals bei Proben zu einem Unfall gekommen ist und Schmidt von einem der Tiger verletzt wurde.
Engagement im Phantasialand war wie ein Sechser im Lotto
Das Engagement im Phantasialand war für Leif Hansen, wie der Zauberkünstler im echten Leben heißt, so etwas wie ein Wink mit dem Schicksal. Der aus Dänemark stammende Hansen war auch damals schon ein bekannter Zauberkünstler und tourte mit Zirkussen durch die Welt. Doch im Freizeitpark in Brühl bekam er völlig ungeahnte Möglichkeiten.
„Das alles war ein Traum für mich im Phantasialand“, schwärmt der inzwischen 78-Jährige noch heute. „Für einen Zauberkünstler ist sowas wie im Lotto zu gewinnen, dass man freie Hand bekommen hat und das alles umsetzen und ausprobieren konnte.“
Phantasialand scheute keine Kosten für die legendäre Zauber-Show
Das eine waren die fast unbegrenzten Mittel, die ihm für die Show im Phantasialand zur Verfügung gestellt wurden. Die neuesten Illusionen, die Schmidt und Hansen aus Las Vegas bestellten, die aufwendigen Kostüme für die 20 Tänzerinnen und ihn, die Tiger, die Tanzchoreografen, das Orchester. Leif Hansen: „Das war teuer!“
Der knallharte Gottlieb Löffelhardt, der für die Finanzen zuständig war, habe regelmäßig geschluckt, als er die Kosten für die Zauber-Show im Phantasialand hörte. Doch er habe immer einen Weg gefunden, es zu ermöglichen.
Leif Hansen über Phantasialand-Gründer Richard Schmidt
Die andere Seite, die den Erfolg der Show ausmachte, es war wohlgemerkt die bis heute größte regelmäßig stattfindende Zauber-Show Europas, waren die unglaubliche Kreativität und das unvergleichliche Vorstellungsvermögen, die Richard Schmidt zu eigen waren.
Schmidt wollte diese Show. Und er habe schon ganz konkrete Vorstellungen gehabt, als er in den 1980er-Jahren auf ihn zukam und ihm das Engagement anbot. Eine Erfahrung, die auch Knut Nobeling machte. Nobeling war langjähriger Bühnenbildner im Phantasialand und baute damals unter anderem die Hollywood Tour für den Freizeitpark. Auch er spricht noch heute voller Respekt und Würdigung von Schmidt.
Zauber-Show im Phantasialand musste Raubtiere haben: Großes Vorbild Siegfried & Roy
„Der Schmidt hat selbst schon viel über Zauberkunst gewusst und kannte das von seiner Kindheit an. Er selbst war ja Marionettenspieler und hat in seinem Leben viel gesehen und auch gekannt. Und dann haben wir uns zusammengesetzt und die Show entworfen“, erinnert sich Leif Hansen im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Was für beide klar war: Die Show im Phantasialand sollte auch Raubtiere zeigen. Das große Vorbild für Zauberkünstler jener Zeit war die Show von Siegfried und Roy in Las Vegas. Lee Pee Ville: „Die Show von Siegfried und Roy hatte auch Einflüsse auf die Show von mir im Phantasialand. Manche Tricks haben wir übernommen, etwa den, wo eine Frau in eine Kiste geht und ein Tiger herauskommt.“
Die Verbindungen zwischen den beiden Stars aus den USA und dem Phantasialand waren auch damals kein Geheimnis. Schließlich vermachten Siegfried und Roy dem Freizeitpark zwei Tiger, die mehrere Jahre in einem Gehege in Brühl zu sehen waren.
Phantasialand holte eigene Tiger und Dompteur: „Ich hätte mich da nie herangetraut“
Für die Show wurden unterdessen eigene Tiere geholt, die von einem professionellen Dompteur für die Tricks vorbereitet wurden. Mit ihm habe er dann die Nummern zusammen ausgearbeitet. „Ich selber hätte mich da nicht herangetraut“, gesteht Leif Hansen lachend. „Da hatte ich immer viel zu großen Respekt vor.“
Beim Phantasialand-Gründer lag die Hemmschwelle im Umgang mit den Raubtieren aber offenbar etwas niedriger. Der Schmidt, der sei da immer etwas mutiger gewesen, so Hansen.
Phantasialand-Zauberkünstler: „Und in der Situation hat der Tiger ihn am Arm erwischt“
Bei Proben zu der Kult-Show im Phantasialand sei es dann auch zu einem Unfall gekommen. Richard Schmidt hatte ja immer neue Ideen und Vorschläge, wie man etwas besser machen konnte. „Der wollte immer alles perfekt haben“, erinnert sich Hansen.
Und bei einem Trick fand Schmidt also, dass man etwas anders machen könne und versuchte vorzumachen, was er genau meine. Dabei sei er dann dem Käfig und dem Tiger zu nahe gekommen, habe mit den Armen gewedelt. Hansen weiter: „Und in der Situation hat der Tiger ihn am Arm erwischt und zugebissen.“
Die Verletzungen seien glücklicherweise nicht gravierend gewesen. Doch der Schock saß tief. Für Leif Hansen stand ab diesem Tag jedoch umso mehr fest, dass er seinen Tiger niemals zu nahe kommen wollte.