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„Wir werden um jeden Baum kämpfen“Sorge um den Brühler Schlosspark nimmt zu

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Die Buchenallee, die die Schlösser Augustusburg und Falkenlust verbindet, kann wieder genutzt werden.

Brühl – Ufuk May beendet seinen Lagebericht mit einem Versprechen. „Wir werden um jeden Baum kämpfen“, sagt der gärtnerische Leiter des Brühler Schlossparks. Doch seine Analyse lässt keinen Zweifel daran, dass der besagte Kampf gerade erst begonnen hat. Die trockenen Sommer der vergangenen drei Jahre haben dem Grün arg zugesetzt.

Und May ist davon überzeugt, dass diese Sommer häufiger werden. Hitze und das monatelange Ausbleiben ergiebigen Regens seien die Auswirkungen des Klimawandels. „Wir haben gehofft, dass wir noch 40 Jahre Zeit haben, uns auf diese Bedingungen einzustellen, aber es sieht anders aus“, sagt er. Der Klimawandel habe den Park getroffen. Mit voller Wucht.

Der gärtnerische Leiter Ufuk May sorgt sich um die Bäume.

Die heißen Sommer schwächen die teils jahrhundertealten Bäume und verschaffen Krankheiten und Schädlingen leichtes Spiel. „Wir haben viele Verluste und Schäden – und es werden weitere hinzukommen“, sagt Baumgutachter Dr. Bernhard Arnold. Das birgt Gefahren für die Spaziergänger. Selbst bei windstillem Wetter brechen armdicke Äste ab. Das sei in diesem Maße neu, sagt Arnold. Daher habe es keine Alternative zur Sperrung des Landschaftsparks vor einigen Wochen gegeben. Erwische ein mehrere Kilo schwerer herabfallender Ast einen Spaziergänger, sei das lebensgefährlich.

Die Sperrung habe man genutzt, um sich ein genaueres Bild der Lage zu verschaffen. Das ist mitunter ein schwieriges Unterfangen. Während Ahornbäume unter der Rußrindenkrankheit, Eschen unter dem Eschentrieb sterben und andere Arten an Erkrankungen der Wurzeln leiden, setzt ein Pilz den Buchen zu. Die Rindennekrose befällt die Oberseite der Äste. „Von unten sehen die Bäume zunächst noch gesund aus, aber das kann täuschen“, so Arnold. Daher habe man einige größere Bäume vom Hubsteiger aus betrachtet.

Baumgutachter Bernhard Arnold zeigt einen geschädigten Ast.

Ziel ist es, durch gezielten Beschnitt die Bäume möglichst lange zu erhalten. Schließlich sind die alten Riesen ein wichtiger Lebensraum für Spechte, Siebenschläfer und Fledermäuse. Zudem spenden sie Schatten und schützen die übrigen Bäume vor zu starker Sonneneinstrahlung und den Boden vor Austrocknung. „Das Fällen ist erst der letzte Schritt“, so Arnold.

Auch Denkmaschutzbelange spielen eine Rolle

Auch sechs Bäume der Buchenallee aus den 1960er-Jahren, die Augustusburg und Falkenlust verbindet, mussten weichen. Am Freitagmittag konnte dann die Achse quer durch den Park für Spaziergänger wieder freigegeben werden. Auch die Wege durch die Bosketten, die kleinen, von Hecken umstandenen Wäldchen rund um die Wasserfontänen, können wieder beschritten werden. Weitere Bereiche sollen sukzessive folgen.

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Ob man die Alleen wieder vervollständigt, ist offen. Die Buchen entsprechen nicht der ursprünglichen Bepflanzung, wie Arnold betont. Bei der Umgestaltung des Parks spielen eben nicht nur ökologische, sondern auch Denkmalschutzbelange eine Rolle. Wie der Park in Zukunft aussehen wird, ist unklar. May sagt, man müsse die Forschung vorantreiben. Vorerst stellt aber die Natur die Hoffnungsträger: Es sind zwei, drei Jahre alte Bäume, die sich selbst ausgesät und bislang Hitze und Trockenheit überstanden haben.