Brühl – Bis zur nächsten Landtagswahl in NRW ist es nicht einmal mehr ein Jahr. Doch ein Versprechen vom Beginn der Legislaturperiode hat das schwarz-gelbe Bündnis in Düsseldorf bislang noch nicht umgesetzt: CDU und FDP wollten dem Verfahren um eine Erweiterung des Phantasialands Schwung verleihen.
Öffentlich sichtbare Fortschritte gibt es aber nicht. Und die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Martin Börschel offenbarte nun, dass es auch hinter den Kulissen noch keine klare Linie gibt. „Die Gespräche innerhalb der Landesregierung dauern noch an“, heißt es zu der Frage, ob die Landesregierung die Verkaufsverhandlungen mit dem Betreiber des Freizeitparks bis zum Ende der Wahlperiode abzuschließen gedenke.
Zur Geschichte
Seit mehr als 20 Jahren drängt das Phantasialand auf eine Erweiterung, um an Attraktivität insbesondere für Kurzurlauber zu gewinnen und der Konkurrenz stand zu halten. Ebenso lange gibt es Widerstand aus Teilen der Bevölkerung. Ende 2012 schien der Weg frei für eine Vergrößerung: Der Regionalrat beschloss eine Änderung des Regionalplans. Grundlage war der von der Bezirksregierung vorgeschlagenen Kompromiss, der statt geforderter 30 Hektar im Wesentlichen lediglich eine Erweiterung um 14 Hektar im Naturschutzgebiet „Ententeich“ vorsah.
Seit dem Inkrafttreten der Regionalplanänderung fällt es in die Planungshoheit der Stadt Brühl, die Bauleitplanung an die veränderten Ziele der Raumordnung anzupassen. Das seit einigen Monaten bestehende rot-grüne Mehrheitsbündnis im Brühler Rat hat sich aber darauf verständigt, dass keine planungsrechtlichen Schritte hinsichtlich einer Erweiterung des Phantasialands unternommen werden. (wok)
Ein Verkauf oder eine Verpachtung gilt als eine Voraussetzung für die Erweiterung. Denn das dafür vorgesehene, rund 14 Hektar umfassende Areal – der Wald im Dreieck zwischen Landesstraße 194 im Norden, der Autobahn 553 im Süden und der Berggeiststraße beziehungsweise dem bisherigen Parkareal im Osten – befindet sich in Landesbesitz.
Klare Absage
Gespräche mit dem Phantasialand über einen möglichen Verkauf hat es nach Auskunft der Landesregierung in den vergangenen vier Jahren mehrfach gegeben. Zuletzt Ende Januar 2020 mit Beteiligung von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser. Im Zentrum stand dabei laut Landesregierung die Ambition, einen Vertragsentwurf zu entwickeln, der auf dem in der Regionalplanänderung Ende 2012 festgehaltenen Kompromiss basiert. So will man der Erweiterung einen Ausgleich für die Naturschutzbelange gegenüberstellen – ohne dabei in die kommunale Planungshoheit einzugreifen.
Im letztgenannten Aspekt liegt der zweite Knackpunkt des Verfahrens. Denn das seit einigen Monaten bestehende rot-grüne Mehrheitsbündnis im Brühler Rat hat einer Erweiterung eine klare Absage erteilt. Und ohne städtisches Baurecht gibt es keine Erweiterung. „Dieser Entschluss hat bei uns für Erleichterung gesorgt“, sagt Dr. Doris Linzmeier, die Sprecherin der Initiative „50Tausend Bäume“, die sich seit einigen Jahren vehement für den Erhalt des Waldes am Phantasialand einsetzt. Ihres Erachtens würde die Landesregierung mit einem Verkauf der Fläche die Kommune übergehen. „Das würde kein gutes Licht auf die Regierung in Düsseldorf werfen“, sagt sie.
Initiative würde auch zu rechtlichen Schritten greifen
Ohnehin passe es angesichts des Artensterbens und Klimawandels nicht mehr in die Zeit, geschützten Wald für den Ausbau eines Freizeitparks zu opfern. „Unternehmen sollten bessere Ideen haben. Wenn es baulich geschickt gemacht wird, könnte das Phantasialand die bisherigen Parkplätze auf der östlichen Seite des Parks für eine Erweiterung nutzen, ohne die Anwohner zu belasten“, meint sie. Notfalls werde man mit rechtlichen Mitteln gegen die Erweiterung vorgehen.
Parkdirektor Ralf-Richard Kenter betonte auf Anfrage dieser Zeitung noch einmal die Notwendigkeit der Erweiterung nach Westen: „Auch wenn das Phantasialand es seit Beginn dieses langwierigen Verfahrens zur Standortsicherung geschafft hat, seine Attraktivität für seine Tagesgäste auf der Bestandsfläche durch ständige Aktualisierung seines Angebots – etwa durch den Austausch von Attraktionen – zu erhalten, so fehlen Bauflächen, um zusätzliche Angebote für Mehrtagesgäste zu schaffen.“ Diese zusätzlichen Angebote seien unverzichtbar, denn die wirtschaftliche Zukunft großer Freizeitparks hänge entscheidend davon ab, ob diese sich zu einem attraktiven Kurzurlaubsziel entwickeln. Nur über Mehrtagesgäste, die weitere Anreisen in Kauf nähmen und über ein höheres Tagesbudget verfügten, könnten sich Besucherzahlen signifikant steigern lassen, macht er klar. Angedacht ist unter anderem der Bau eines Aquapark-Hotelresorts und einer Theater- und Konzerthalle.
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Auf die Frage, ob man noch Hoffnung habe, dass die jetzige Landesregierung vor der Wahl im Mai eine Entscheidung zum Verkaufs trifft, verwies Kenter auf die noch laufenden Vertragsverhandlungen. „Wir sind zuversichtlich, dass sie zu einem positiven Abschluss kommen“, so der Parkdirektor. Den Fraktionen im Stadtrat habe man bereits Gesprächsangebote gemacht, ließ Kenter wissen. Ein erster Austausch mit der SPD-Fraktion habe bereits stattgefunden, ebenso mit den Fraktionen der CDU und der FDP.