Elsdorf – Als Johannes Mies 1996 als Beigeordneter nach Elsdorf kam, kannte er die damalige Gemeinde „nur vom Hörensagen“. Nach zwei kompletten Amtszeiten und einer verkürzten geht der gebürtige Kölner zum Monatsende im Alter von 65 Jahren in den Ruhestand.
„Mich hat die Vielfalt der Arbeit gereizt“, sagt Mies im Rückblick. Als Volljurist mit Schwerpunkt Bau- und Bauordnungsrecht war er nach dem Studium und verschiedenen juristischen Tätigkeiten in Baufirmen und als zugelassener freier Anwalt tätig, seit 1980 bei der Stadt Köln. Nach mehreren Abteilungen blieb er dort „im Rechtsamt hängen“ und war danach drei Jahre lang einer der Referenten von Oberbürgermeister Norbert Burger. 1996 sah er dann die Ausschreibung des Beigeordnetenpostens in Elsdorf, wo sein Studienkollege Wilfried Effertz zu der Zeit Fraktionschef der SPD war.
Gemeindedirektor Peter Tirlam war Mies’ erster Chef, und eine seiner der ersten größeren Aktionen war die Mitgestaltung des Umbaus der Verwaltungsspitze mit dem ersten Hauptamtlichen Bürgermeister Harald Schröder im Jahr 1997.
Weitere Schwerpunkte seiner Verwaltungstätigkeit in Elsdorf war der Betrieb des Altenheims an der Valentin-Pfeifer-Straße, nachdem Betreiber Refugium in Insolvenz gegangen war. Die Stadt musste als „ordnungsbehördliche Notverwaltung“ einspringen, Ansprüche abwehren, offene Rechnungen bearbeiten und die 83 Bewohner Zug um Zug umquartieren. „Das hat mich ein ganzes Dienstjahr gekostet“, erinnert sich Johannes Mies an den Anfang des Jahrtausends.
Die Umsiedlung von Etzweiler fand er dagegen vom damaligen Bauamtsleiter Heinz-Peter Schmitz mit einem „bestens organisierten Konzept“ vor. Probleme gab es lediglich mit der Freiwilligen Feuerwehr, die nicht in die Nollstraße integriert werden wollte und sich auflöste.
Die Feuerwehr war auch hinsichtlich der Ausstattung ein Thema. „Die hausten in selbst gebauten Gebäuden aus der Nachkriegszeit“, erinnert er sich. Ein Konzept, das laufend umgesetzt wird, ist bis auf die Feuerwehrhäuser in Giesendorf, das im nächsten Jahr gebaut wird, und in Grouven „nahezu abgearbeitet“.
Wichtiges Thema war und ist der Öffentliche Personenverkehr. „Das darf kein parteipolitisches Thema sein“, schreibt Johannes Mies den Ratsfraktionen ins Stammbuch. „Kluge Politik schaut auf den Bürgerbedarf“, mahnt Mies. „Ein leerer Bus ist nicht durch parteipolitische Maßnahmen zu füllen“, sagt er, empfiehlt jedoch Beharrlichkeit bei nötigen Neuerungen, wie Parkraum am Glescher Bahnhof und entsprechende Busanbindung.
Sein Verhältnis zur Politik ist nicht eindeutig. „Als Verwaltung muss man sachlich über den Parteiinteressen stehen.“ Umso mehr beklagt er, dass sein Arbeitsplatz ohne großes Federlesens eingespart werden soll. „Das lässt mich nicht unberührt“, gibt er zu. Zumal er die Begründungen des Jamaika-Bündnisses, die Stelle vorerst nicht neu auszuschreiben, für „Scheinargumente“ hält.
Auch den Vorwurf, die Elsdorfer Stadtverwaltung habe die Energiewende verschlafen, weist Mies als zuständiger Dezernent zurück. „Erst durch die Verwaltung ist das Thema der Windräder in die Politik getragen worden.“ Die Entscheidungen habe dann die Politik gefällt.
Wichtig war Mies stets die Rekultivierung, hier vor allem die Regionale 2010 und besonders der geplante Stadtwald. „Hier gab es gute fachliche Zusammenarbeit mit dem Kreis“, lobt er. Obwohl man auch hin und wieder Dinge erstreiten müsse und dort nicht immer alles „zu 100 Prozent für Elsdorf“ behandelt werde. „Die Rekultivierung hätte ich gerne bis zu Ende betreut, aber das geht natürlich bei einem solch langfristigen Projekt nicht“, sagt er.
Im nächsten Lebensabschnitt will Johannes Mies weiterhin als Honorardozent an der Hochschule arbeiten, „um die Synapsen intakt zu halten“, wie er schmunzelnd sagt. Auch für die Familie – Mies und seine Frau Sonja haben zwei Kinder im Alter von 16 und sieben Jahren – will er sich mehr Zeit nehmen. „Die sind oft zu kurz gekommen.“, gesteht er. Und in einer Garage warten mehrere „Youngtimer“, über 20 Jahre alte, rare Karossen, auf ihn. Mit Blaumann, Schraubenschlüssel und Ölkanne wahrt er deren Historie im Club der Angelsdorfer Oldtimerfreunde. „Eine Hebebühne wäre mein Wunsch“, sagt Johannes Mies. Damit auch in der Garage, wie im Rathaus, eine Vielfalt an Arbeiten möglich wird.