Der Baum ist seit langem eine Landmarke. Soweit möglich, soll er zum Nisten und als Brutstätte erhalten bleiben.
NaturdenkmalDer „Einer Baum“ in Elsdorf ist abgestorben, wird aber nicht gefällt
![Ein Baum steht auf einer Wiese.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/03/29c7409c-2731-4b19-a0f0-ca8ce64b21a4.jpeg?q=75&q=70&rect=0,307,3636,2045&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=65551273a11258d9ae92d44402a5cdc4)
Eine Landmarke ist der „Einer Baum“ seit langem, deshalb wird er auch nicht gefällt, obwohl er abgestorben ist.
Copyright: Dietmar Fratz
Einsam und nicht nur im Winter ohne Laub steht er im Feld zwischen Bundesstraße 55 und Tagebaukante, und er ist wohl der einzige Baum im Stadtgebiet, der einen erinnerungsträchtigen Namen trägt. Der „Einer Baum“ ist abgestorben, soll aber dennoch als Landmarke und Habitatbaum erhalten bleiben.
Einst standen, wie ältere Oberembter sich noch erinnern, drei Buchen etwas abseits des über 4000 Hektar großen Bürgewalds. Im Zuge des Tagebauaufschlusses sind in den 80er-Jahren nicht nur unzählige Buchen dieses Waldes gefällt worden, auch die beiden Nachbarn des „Einer Baums“ fielen der Motorsäge zum Opfer — so wie in diesen Tagen die Bäume des Sündenwäldchens am anderen Ende der Bürge bei Manheim-Alt. Stehen bleiben durfte lediglich eine Buche, der „Einer Baum“, der als Naturdenkmal unter Schutz gestellt wurde.
Da er schon damals von Oberembt aus gesehen der erste Baum des Waldes war, erhielt die wohl weit über 100 Jahre alte Buche damals ihren Namen, wie Ortsvorsteher Andreas Schwarz aus dem Volksmund weiß.
Elsdorf: „Einer Baum“ trägt seit einem Jahr keine Blätter mehr
Die Buche ist zudem die letzte Zeugin des „Eschergewährs“, die auf das 12. Jahrhundert zurückgeht. Bei einer Fehde zwischen den Herren der Burgen Reuschenberg und Richardshoven hatten die Escher und Tollhausener die Reuschenberger tatkräftig unterstützt und zum Dank die „Eschergewähr“ als Teil des Bürgewalds geschenkt bekommen. 1848, rund 700 Jahre später, gab es Streit zwischen „Hitzköpfen aus Esch, Tollhausen und Lich-Steinstraß“. Man wollte Bäume abholzen, um Ackerland zu gewinnen.
Dort, wo der „Einer Baum“ heute steht, verlief die in der Schlichtung vereinbarte Teilungsgrenze des Waldes, wie in einem Aufsatz unbekannter Herkunft zu lesen ist, der sich im Archiv des 2022 verstorbenen Oberembter Heimatchronisten Willi Schmitz befindet. Im Zweiten Weltkrieg war der Bürgewald „heftig umkämpft“, im Schatten der Buche befand sich ein Lager der Alliierten, wie Sohn Hajo Schmitz aus Erzählungen seines Vaters berichtet.
Seit dem vergangenen Jahr trägt der Baum keine Blätter mehr, vor zwei Jahren schon hatte lediglich nur ein Ast nur noch Blätter. Untersuchungen haben nun ergeben, dass der Baum völlig abgestorben ist. Die CDU-Fraktion hat beantragt, die Stadt solle eine Ersatzpflanzung prüfen.
Rhein-Erft: 95 Naturdenkmäler, darunter 70 Einzelbäume und Baumgruppen
Rudolf Binten, ihm gehört der Acker, auf dem der Baum steht, teilte im Ausschuss für Kultur und Denkmalschutz mit, dass er vor zwei Jahren schon die Stadt um Unterstützung gebeten habe, den Baum eventuell durch Bewässerung durch Bauhof oder Feuerwehr zu retten. „Da teilte die Stadt mir mit, dass sie nicht zuständig sei. Da war der Baum noch in einem besseren Zustand. Jetzt, wo er tot ist, entsteht Interesse“, übte Binten empört Kritik. Er habe sich inzwischen an die Untere Naturschutzbehörde beim Rhein-Erft-Kreis gewandt, eine Beratung im Elsdorfer Ausschuss sei somit nicht mehr erforderlich.
Die Kreisbehörde teilte mit, dass Bäume laut Landes-Naturschutzgesetz „aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit“ unter Schutz gestellt werden. Im Kreisgebiet gebe es 95 Naturdenkmäler, darunter 70 Einzelbäume und Baumgruppen, 16 Alleen und vier Baumreihen.
Im konkreten Fall hat die Behörde entschieden, dass der abgestorbene Baum, „soweit dies unter Berücksichtigung der Verkehrssicherheit möglich ist, wegen seiner ökologischen Bedeutung, unter anderem dem Erhalt von Baumhöhlen für Nist und Brutstätten, als Habitatbaum erhalten bleiben“ soll.
Über Jahre werde der Baum „nach und nach in sich zusammenfallen“, vermutet Binten. Bis dahin wird der Einer Baum als Erinnerung an den Bürgewald und als bizar-pittoreske Landmarke in der Feldflur den Oberembtern erhalten bleiben.