Elsdorf/Sophienhöhe – Marius Schneider von der Technischen Hochschule (TH) Bingen verhört zurzeit Amphibien auf der Sophienhöhe. Verbrochen haben die Tiere, die sowohl auf dem Land als auch im Wasser zu Hause sind, jedoch nichts. Zoologen nennen es Verhör, wenn sie ihre Ohren spitzen und die einzelnen Tierarten nach ihren Balzrufen unterscheiden.
An den Gewässern auf der Sophienhöhe ist seit einigen Wochen der Springfrosch nach der Winterpause wieder aktiv. Rana dalamatina, so sein wissenschaftlicher Name, erwacht schon früh im Jahr aus der Winterstarre und geht auf Partnersuche. „Wenn das Quaken des Springfroschs zu hören ist, wird es definitiv Frühling“, sagt Melanie Gutmann von der Forschungsstelle Rekultivierung bei RWE Power.
Auf der Sophienhöhe ist der Springfrosch seit mindestens 20 Jahren heimisch. Er wurde aus Tümpeln im Tagebauvorfeld dorthin umgesiedelt. Auf der rekultivierten Anhöhe am Tagebau Hambach gibt es nicht nur viel Wald, sondern auch etwa 20 Gewässer. Dort ist Schneider als Student an der Binger Hochschule im Rahmen seiner Magisterarbeit auf der Sophienhöhe unterwegs und kartiert den Amphibienbestand.
Aus der Bestandsdichte des Springfroschs leitet er ab, ob der neue Lebensraum für die Tierart passt oder verbessert werden müsste. Der Springfrosch ist in den Augen der Rekultivierungsfachleute eine Zielart. Wo er heimisch wird, stimmt es für eine ganze Lebensgemeinschaft von Tieren und Pflanzen.
RWE Power optimiert die Gewässer
Im Rahmen ihrer Strategie zur Erreichung von möglichst großer Artenvielfalt optimiert RWE Power derzeit die Gewässer auf der Nordseite der Sophienhöhe für den Springfrosch. Die Fachleute sorgen dafür, dass sich die Flachwasserzonen gut zum Laichen eignen und die Ufer frei von Bäumen und Sträuchern sind. Dafür hat die RWE-Forschungsstelle die TH Bingen an ihrer Seite. Der Springfrosch gilt als besonders anspruchsvolle Tierart, die an und in Gewässern in naturnahen Laubwäldern mit ausgeprägter Krautschicht leben und laichen.
Auf der Sophienhöhe werden deshalb zusätzliche Laichgewässer angelegt, um die Populationen zu vernetzen. Günter Roland und Michael Stoffels von der Forschungsstelle sowie Gerd Stock vom Tagebau Hambach haben im Winter bereits ufernahe Bereiche der Gewässer freigeschnitten, neue Tümpel angelegt und Amphibienzäune aufgestellt.
Populationsdichte untersucht
Die Springfrösche wandern bereits seit Mitte Februar zu ihren Laichgewässern und sollen sich nun dort wohlfühlen und sich vermehren. Marius Schneider prüft den Erfolg der Maßnahmen. An den Fangzäunen entlang der neuen Laichgewässer untersucht er die Populationsdichte der Springfrösche.
„Wir haben die Gewässer vorbereitet. Nun gilt es sicherzustellen, dass die Tiere die neuen Tümpel auch tatsächlich annehmen, um dort zu laichen. Das überprüfen wir regelmäßig“, sagt der angehende Wissenschaftler.