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„Keine Schließung“Achtjähriger sammelt über 300 Unterschriften für Stadtbücherei in Erftstadt-Liblar

Lesezeit 4 Minuten
Frauen stehen in einem Saal

Der achtjährige Luca Meiser übergab Bürgermeisterin Carolin Weitzel (2.v.r.) 309 Unterschriften, Christiane Romeiks (2.v.l.) übergab 2045 gesammelte Unterschriften.

Auch Eberhard Aufderheide und Eva Wolff übergaben 2434 Unterschriften gegen den Stellenwegfall an der Musikschule.

Gleich zwei kulturelle Themen hatten in den vergangenen Monaten in Erftstadt für Aufruhr gesorgt: Dass Stellen an der Musikschule nicht nachbesetzt werden sollen sowie die Schließung des jetzigen Standortes der Bücherei Liblar. Beide waren am Mittwochabend Thema im Rathaus.

Vor Beginn des Kulturausschusses übergab Christiane Romeiks Bürgermeisterin Carolin Weitzel und der Ausschussvorsitzenden Stephanie Bethmann (Grüne) 2045 gesammelte Unterschriften gegen die Schließung des Bibliotheksstandortes Liblar. Die Erftstädterin ist auch Mitglied des Fördervereins. In einem Bürgerantrag regt sie an, dass öffentlich gemacht werden soll, welche Kosten durch die „Schließung des Bücherei-Standortes“ eingespart werden. Auch ein Konzept zur Bücherei-Nutzung etwa durch Geflüchtete und Senioren aus Liblar regt sie an.

Auch der achtjährige Luca Meiser übergab der Bürgermeisterin 309 Unterschriften, die er gesammelt hat. In einem handgeschriebenen Brief hieß es: „Leider habe ich gehört, dass die Bücherei in Liblar geschlossen werden soll und mache mir jetzt große Sorgen, dass man keine neuen Räume für all die Bücher hier in Liblar findet.“ Er habe gehört, dass die Stadt Geld sparen müsse, das könne man doch auch in einem anderen Bereich machen.

Liblar: Bücherei soll nicht geschlossen werden

Die Bürgermeisterin verlas nochmals den Beschluss, den der Rat im Dezember gefasst hatte: „Das Angebot der Kinder- und Jugendbibliothek wird zukünftig in eine andere Immobilie, die bereits im Eigentum der Stadt steht, verlagert.“ In Betracht kämen das SIJU oder das Schulzentrum. Der Erwachsenenbereich werde nach Lechenich verlagert. Sie stellte klar: Es werde „keine Schließung des Standortes geben“.

Die Räumlichkeiten an der Bahnhofstraße in Liblar seien für die vorgesehene Nutzung nicht mehr zeitgemäß. „Für den derzeitigen Standort der Bibliothek in Liblar stehen der Stadt Erftstadt jährliche Mietkosten von rund 30.000 Euro inklusive Nebenkosten.“ Für die Sicherstellung des Arbeits- und Brandschutzes würden der Stadt laut Weitzel Kosten von rund 70.000 Euro entstehen. 

Erftstadt: 2434 Unterschriften gegen Stellenwegfall an der Musikschule

In der Sitzung übergaben außerdem Eberhard Aufderheide und Eva Wolff der Ausschussvorsitzenden Stephanie Bethmann (Grüne) 2434 Unterschriften gegen den Stellenwegfall an der Bernd-Alois-Zimmermann-Musikschule. Der Geschäftsführer des Förderkreises und die Vorsitzende der Elternvertretung hatten sich bereits mit einer Bürgeranregung an die Bürgermeisterin gewandt.

Sie regten auch an, die „geplanten Stellenstreichungen“ zur Beratung an den Musikschulbeirat weiterzuleiten und dass die Amts- und Musikschulleitung stellen nehmen sollen. In einer Stellungnahme der Verwaltung heißt nun: „Bei den betreffenden Lehrkräften handelt es sich um Personen, die in einem Zeitraum von Ende 2025 bis Mitte 2028 in den Ruhestand treten.“ Insofern sei die in der Anregung gewählte Formulierung „Stellenstreichungen“ nicht zutreffend. 

Und weiter: Der Ratsbeschluss sei für die Stadtverwaltung grundsätzlich bindend und umzusetzen, sodass weder eine Stellungnahme der Amtsleitung noch der Musikschulleitung angezeigt sei. Der Musikschulbeirat habe sich bereits in seiner vergangenen Sitzung mit der Thematik befasst. Wir berichteten. Wie dort bereits angekündigt wurde, will die Verwaltung im Kulturausschuss im Juni ein Konzept vorlegen.

SPD: „Musikschule Erftstadt braucht mehr Personal, nicht weniger“

„Die Folgen werden sehr hart sein“, so Wolff und Aufderheide. Mit dem Wegfall würden zukünftig Trompete, Horn und Cello nicht mehr unterrichtet. „Wir sehen jetzt schon, dass Trompetenschüler sich nach einer anderen Musikschule umschauen oder sich gar nicht erst in Erftstadt anmelden.“ Sie gingen davon aus, dass die Orchesteraktivitäten 2026 schon ohne Trompeten geplant würden. 

Nachdem der Stadtrat im November beschlossen hatte, drei Vollzeitstellen an der Musikschule nicht nachzubesetzen, hatten der Förderkreis, die Elternvertretung und die Schülervertretung demonstriert.

Musikschulleiterin Julia Berg stellte in der Sitzung am Mittwochabend den Jahresbericht der Musikschule vor. So sind die Schülerzahlen von 1116 in 2023 auf 1620 in 2024 gestiegen. Vergangenes Jahr hatte die Musikschule außerdem einen Antrag zum Förderprogramm „JeKits“ (Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen) gestellt, der bewilligt wurde.

Mit Blick auf die erfolgreiche Bewerbung befürchtete die SPD Folgendes: „Dafür muss aber mehr Personal eingestellt werden. Auch das bisher vorhandene, ohne Wegfall der Stellen, reicht nicht aus.“

„Fest steht, dass auch die Kosten der Musikschule reduziert werden müssen“, heißt seitens der Freien Wählergemeinschaft Erftstadt. Dies könne aber nur zusammen mit der Musikschule und nicht gegen sie umgesetzt werden.