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„Keine Stille in Erftstadt“Förderkreis, Eltern und Schüler protestieren gegen Stellenstreichungen an Musikschule

Lesezeit 3 Minuten
Menschen stehen auf einem Platz.

Der Förderkreis der Bernd-Alois-Zimmermann-Musikschule, Eltern und Schüler protestierten am Dienstagnachmittag vor dem Rathaus.

Im November hatte der Stadtrat beschlossen, drei Lehrerstellen nicht neu zu besetzen. Dagegen sprachen sich die Demonstrierenden aus.

„Keine Stille in Erftstadt“ und „Alle Instrumente unter einem Dach“: Der Förderkreis, die Elternvertretung und die Schülervertretung der Bernd-Alois-Zimmermann-Musikschule demonstrierten am Dienstagnachmittag – eine Stunde vor Ratssitzung – vor dem Rathaus gegen die Stellenstreichungen an der Musikschule.

Eberhard Aufderheide, Geschäftsführer des Förderkreises der Musikschule Erftstadt, hatte die Versammlung angemeldet, zu der nach Polizeiangaben schätzungsweise 60 bis 70 Menschen gekommen waren. Aufderheide stellte zu Beginn der Demo klar: „Durch den Beschluss wird die Musikschule nicht geschlossen.“ Und fügte dann hinzu: „Aber das ist dann eine Frage der Zeit.“

Der Rat hatte im November mit den Stimmen von CDU, FDP und Grünen mehrheitlich beschlossen, drei Stellen nicht nachzubesetzen – eine der Sparmaßnahmen angesichts der angespannten Haushaltslage. Dabei geht es um die Lehrkräfte für Trompete, Horn und Cello.

Stellenstreichungen an Musikschule Erftstadt: Schüler, Eltern und Förderkreis protestieren

„Wenn im nächsten Jahr kein Trompetenlehrer mehr da ist, weil er in den Ruhestand geht, gefolgt von Horn, Cello und zwei bis drei weiteren Instrumenten, dann wandern die entsprechenden Schüler in andere Städte ab und die Orchester und Ensembles sind kaum mehr arbeitsfähig“, so Aufderheide. „Wir sind überzeugt, dass die Stellenstreichung der Anfang vom Ende ist.“

Er räumte aber ein: „Die Stadt muss sparen, das wissen wir.“ Er sprach sich dafür aus, so zu sparen, „dass die Fortführung von Institutionen wie eben der Musikschule so wenig wie möglich beeinträchtigt wird“. Wenn es nach Eberhard Aufderheide geht, „scheint die Musikschularbeit mehr zu sein, als ein Instrument zu erlernen“: „Man lernt auch, sich in eine Gemeinschaft einzufügen und gemeinsam etwas zu erreichen.“

Die Schülersprecherinnen Johanna Stredak und Leni Ahlrichs betonten, dass die Musikschule nicht nur ihnen als Schülern etwas bringe, sondern auch der Gesellschaft, wenn sie die Zuhörer bei Konzerten an der Musik erfreuten. Sie traten neben der Elternvertretung vor die Menschen und interviewten andere Musikschülerinnen und -schüler, die dort unter anderem die von der Stellenstreichung betroffenen Instrumente Horn und Trompete erlernen.

Zu sehen ist ein Banner mit der Aufschrift „Alle Instrumente unter einem Dach“.

Die Demonstrierenden hatten Banner bemalt wie dieses hier mit der Aufschrift „Alle Instrumente unter einem Dach“.

Die Schüler sind teilweise in mehreren Ensembles und Orchestern an der Musikschule aktiv, erlernen dort nicht nur ein Instrument, sondern haben auch Freunde gefunden. Ein Schüler spielt bereits seit neun Jahren Trompete. Wenn er an der Musikschule keinen Trompetenunterricht mehr nehmen kann, dann steht für den 15-Jährigen fest: „Dann würde ein wichtiger Bestandteil des Orchesters wegfallen.“

Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und der Förderkreis der Musikschule hatten sich nach dem Beschluss mit einer Online-Petition unter dem Motto „Absehbare Schließung der Musikschule? Stille in Erftstadt!“ gegen einen Beschluss gewandt.

„Keine Schließung der Musikschule“: Konzept für Orchesterarbeit in Arbeit

Die Stadt Erftstadt machte kürzlich einer Mitteilung deutlich, dass die Musikschule nicht geschlossen wird und kündigte ein Konzept für die Orchesterarbeit an. „Eine Schließung der Musikschule war nicht Gegenstand der Beratung und Beschlussfassung.“ Die Stadt bezuschusse die Musikschule jährlich mit 850.000 Euro.

Bürgermeisterin Carolin Weitzel hat nach Angaben der Verwaltung in der Ratssitzung am 12. November selbst gegen den Wegfall der Stellenanteile gestimmt, die Stadtverwaltung sei dennoch an die Beschlusslage gebunden und habe diese umzusetzen.

Weitzel: „Trotz aller Sparzwänge muss die musikalische Vielfalt und pädagogisch wertvolle Arbeit unbedingt erhalten bleiben.“ Aufgrund des Beschlusses werde man deshalb gemeinsam mit der Musikschulleiterin und den Lehrkräften ein Konzept erarbeiten und dies den zuständigen Gremien im neuen Jahr vorstellen, so Weitzel weiter.