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Vorlesewoche in ErftstadtDie bisweilen sperrige Lektüre ist dem Publikum ans Herz gewachsen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau spricht zu ihrem Publikum.

Zum Auftakt der Erftstädter Vorlesewoche las Monika Nießen-Horré aus „Als Gast“ von Peter Kurzeck.

Der Protagonist des Romans „Als Gast“ schildert Gedanke, die um sein Erleben in der Zeit vom 1. März 1984 bis zum 17. März 1984 kreisen.

Zum Auftakt der 17. Lechenicher Vorlesewoche mit dem Titel „... noch eine Seite“ las Monika Nießen-Horré in der evangelischen Emmaus-Kirche aus dem Buch „Als Gast“ von Peter Kurzeck, veröffentlicht 2012 im Fischer Verlag. Der Mehrheit der 15 Zuhörerinnen und Zuhörer war der Protagonist Peter, der autobiografische Züge des Autors trägt, aus der achtteiligen Buchreihe namens „Das alte Jahrhundert“ bereits bekannt.

Im letzten Jahr hatte Monika Nießen-Horré bereits aus dem ersten Buch vorgelesen. „Der dritte Band liegt schon auf meinem Nachttisch“, verriet die Vorleserin. Auch wenn sich die Lektüre bisweilen recht „sperrig“ zeige, sei ihr Peter ans Herz gewachsen. „Uns auch“, schallte es ihr aus dem Publikum zurück.

Erftstadt: Unterschlupf bei Freunden gefunden

Auch der Text dieses zweiten Bandes ist ein langer, innerer Monolog des Autors. In Sätzen, oft ohne Verben, schildert Peter Beobachtungen, Gedanken und Ereignisse, die um sein Erleben in der Zeit vom 1. März 1984 bis zum 17. März 1984 kreisen. Nach einer Trennung von seiner Freundin Sibylle hat Peter Unterschlupf in einer Dachwohnung im Haus von Freunden gefunden, „Als Gast“ eben.

Dort ist Platz genug für seine viereinhalbjährige Tochter Carina, die ab und zu bei dem Vater übernachtet, und seine elektrische Schreibmaschine der Marke Olivetti. Im Gedankenstrom beschreibt der Protagonist eine Welt, die dem älteren Publikum wohl vertraut erscheinen dürfte: der grüne Passat am Ende der Straße, das Telefonhäuschen mit einem Fernsprecher, in dessen transparentem Schacht die Münzen in einer Linie sichtbar sind.

Tadelnde Blicke von Kater Nicko

Eine Wohnanlage aus den 1950er-Jahren, deren Grünflächen „den Häusern zum Trost“ dienten. Nasse Winter folgen unmittelbar auf kalte Winter. Der März zeigt sich grau, aber hell. Bisweilen schimmert der goldene Glanz einer Trompete im sonnengelb gestrichenen Kinderladen, dem illegalen Kindergarten eines besetzten Hauses mit unterbezahltem Personal. Eine Playmobil-Flotte wirft im Abendlicht lange Schatten in einem Kinderzimmer. Kater Nicko grüßt freundlich, mit einem tadelnden Blick auf die Uhr, weil er er sein Futter zu spät bekommt.

Nach genau 50 Minuten Lesezeit, gemessen mit der Stoppuhr auf ihrem Handy, beendte Monika Nießen-Horré die Lesung. Die Gäste in Erftstadt-Lechenich verabschiedeten sich mit Vorfreude auf das nächste Jahr. Vielleicht gebe es dann Texte aus dem dritten Band zu hören, so Nießen-Horré, auch der spiele noch im März 1984, verriet sie.

Noch bis Sonntag, 1. September lesen die 18 Vorleserinnen und Vorleser täglich aus Büchern ihrer Wahl an unterschiedlichen Orten vor. Am Sonntag um 19 Uhr finde die Abschlussveranstaltung in der Stadtbücherei Lechenich statt mit jeweils drei Minuten lange Texten von jedem der ehrenamtlichen Vorleser, so Simone Scharbert vom VHS-Fachbereich Kulturelle Bildung.

Neue Leute, die gerne vorlesen, seien im Leseklub von Ehrenamtlichen herzlich willkommen. Die vorgestellten Buchtitel sind in einem eigenen Fach in der Stadtbücherei Erftstadt zu finden, sie können ausgeliehen werden. Das Programm gibt es auf den Homepages der Stadt Erftstadt und der VHS.