Erftstadt – Die Feuerwehr Erftstadt hat sich kritisch zu einem Bericht des WDR geäußert. Darin hatte der Sender Feuerwehr und Stadtverwaltung vorgeworfen, unmittelbar vor der Flutkatastrophe im Juli die Gefahr einer Überschwemmung von Teilen der Stadt nicht erkannt zu haben.
Laut WDR hätten Anwohner etwa 20 Stunden Zeit gehabt, sich und ihren Besitz in Sicherheit zu bringen, wenn sie rechtzeitig informiert worden wären. Dies sei versäumt worden, obwohl es eindeutige Hinweise in anderen, erftaufwärts gelegenen Kommunen und seitens des Erftverbands gegeben hätte, so der Tenor des Berichts.
Feuerwehr Erftstadt: Immer in Verbindung mit der Kreisleitstelle
„Wir konnten unseren Einsatz immer nur anhand der Informationen bestreiten, die uns auf offiziellem Meldeweg erreicht haben“, reagiert nun Feuerwehrchef Alexander Kern. Trotz technischer Probleme habe man immer in Verbindung mit der Kreisleitstelle gestanden. Eine Information, dass das fließende Wasser zum Problem werde, habe es zunächst nicht gegeben. Es sei nicht Aufgabe der Feuerwehr, über die Folgen von Wetterprognosen und Pegelständen zu spekulieren.
Den offiziellen Informationen folgend sei man zunächst von einem Starkregenereignis ausgegangen, das vor allem für vollgelaufene Keller, überflutete Unterführungen und Probleme bei der Kanalisation sorge. Erst am 15. Juli, 8.10 Uhr, habe sich dies geändert, als die Kreisleitstelle informiert worden sei, dass der Damm des Retentionbeckens in Weilerswist-Horchheim zu brechen drohe.
Erftstadt: Krankenhaus und Seniorenzentrum im Fokus
„Daraufhin wurde umgehend die Evakuierung der Ortslagen Blessem, Bliesheim sowie der Sonderobjekte Krankenhaus und Altenpflegezentrum in Erftstadt-Frauenthal angegangen. Für die Ortslagen Gymnich und Dirmerzheim erging eine Vorwarnung für eine eventuelle Evakuierung“, sagt Kern. Die Bevölkerung sei über die Notfall-App (NINA) gewarnt worden. Zudem hätten überall, wo es noch eine intakte Stromversorgung gab, die Sirenen geheult.
Im Fokus hätten zunächst das Krankenhaus und das Seniorenzentrum in Frauenthal gestanden, sagt Kern. Dass die Kollegen in Weilerswist bereits um 4.18 Uhr Großalarm ausgelöst hätten, wie der WDR berichtet, habe die Erftstädter Wehr nicht erfahren. „Diese Informationen wurde nicht über die offiziellen Meldewege an uns herangetragen.“
Erftverband informierte über Inbetriebnahme der Becken
Kern sagte, dass man bereits am Vorabend der Katastrophe Stadtalarm gegeben und alle Kräfte mobilisiert habe. Im Verlauf der Nacht sei der Pegelstand dann leicht zurückgegangen. Dies änderte sich am Morgen. Als der Evakuierungsalarm ausgelöst wurde, standen manche Wohngebiete bereits unter Wasser.
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Der Erftverband teilte auf Anfrage mit, dass er nicht zum Katastrophenschutz gehöre und es nicht seine Aufgabe sei, Kommunen oder die Feuerwehr in solchen Fällen zu informieren. Aufgabe des Erftverbandes sei es, den Hochwassermeldedienst, die Bezirksregierung, zu informieren, wenn man Rückhaltebecken in Betrieb nehme. Das sei am Dienstag, 13. Juli, geschehen. Zu diesem Zeitpunkt sei das Ausmaß aber nicht absehbar gewesen. Am 14. Juli hatte der Erftverband eine Anfrage von Radio Erft beantwortet und mitgeteilt, dass es zu einem „hundertjährlichen Hochwasser kommen könnte“.