Erftstädter wird 100 Jahre altIm Krieg hat Johann Esser Hunderte Soldaten gerettet
Erftstadt-Blessem – Ein Blessemer Original wird am heutigen Montag 100 Jahre alt. Johann Esser. Es sprudelt nur so aus ihm heraus, schließlich hat er aus seinem reich erfüllten Leben viel zu berichten. An der Hauptstraße 17 wurde er geboren, hatte zwei Brüder und besuchte die Volksschule. Nach einer Lehrstelle musste er nicht lange suchen: Vier Jahre lang wurde er bei der Westdeutschen Maschinenfabrik zum Maschinenschlosser ausgebildet. „Das ist ein sehr vielseitiger Beruf“, berichtet er.
Mit seinem Wissen und großer handwerklicher Fertigkeit baute er in späteren Jahren die französische Rangierlok René im Maßstab 1:8 nach. Die Lok samt Anhängern fuhr im Garten, mit Esser als Lokführer. Viele Blessemer werden sich noch an schöne Kindheitstage erinnern, als sie auf Essers Lok über die Gleise gefahren wurden.
Im Zweiten Weltkrieg rettete Johann Esser Hunderte Soldaten
Nach der Ausbildung wurde Esser zur Wehrmacht eingezogen und kam nach Russland. Detailliert schildert er, wie er aus einer Notlage heraus einen Lazarettzug steuerte, um verletzte Soldaten zurück in die Heimat zu bringen – dabei war Esser gar kein Lokführer, hatte aber das technische Wissen für die Steuerung des Fahrzeugs. So rettete er damals Hunderte Menschenleben.
Nach dem Krieg kehrte er nach Blessem zurück und reparierte viele Traktoren. „Als Gegenleistungen gab es von den Landwirten Lebensmittel. Dadurch waren wir Jahre lang gut versorgt“, berichtet Esser. Später wechselte er zu Rheinbraun und war in der unterirdischen Zeche auf dem Donatusfeld als Schlosser im Einsatz, anschließend arbeitete er auf Grube Donatus und Grube Gotteshülfe.
Bei der Flut wurde sein Haus in Blessem beschädigt
„Ständig wurde ich an neuen Orten eingesetzt. Mir war das zu viel, ich wollte wechseln“, berichtet der Jubilar. So fing er mit 38 bei Shell in Godorf an, wo er 24 Jahre arbeitete. Nach seiner Pensionierung kam keine Langeweile auf. Er formte, drechselte, feilte: Miniaturkanonen genauso wie Spinnräder.
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Aus erster Ehe mit seiner Frau Elisabeth stammen Tochter Marita und Wilfried (der heutige Dirmerzheimer Ortsbürgermeister). Die Enkel heißen Stephan, Andreas und Renate, die Urenkel sind Felix, Emma und Lotta. Essers zweite Frau hieß Lieselotte.
Seinen Geburtstag verbringt der Jubilar aber nicht in seinem Haus in Blessem. Das war nämlich von der Flut beschädigt worden. Fast in letzter Minute wurde der betagte Mann am 16. Juli mit einem Traktor evakuiert. Im Herbst geht es wieder zurück ins renovierte Heim nach Blessem: „Beim Wiedereinzug wird die Geburtstagsfeier dann nachgeholt.“