Auf dem Marktplatz in Erftstadt-Lechenich waren die Landwirte aufgefahren, um mit Bürgern über ihre Probleme zu diskutieren.
BauernprotesteLandwirte demonstrieren friedlich in Erftstadt und suchen das Gespräch
„Ihr macht das ganz richtig. Ich wünsche euch, besonders den kleineren Betrieben, dass ihr zu eurem Recht kommt und dass es bald eine für euch gute Lösung gibt“, sagte Ingrid Schäfer. Sie war am Mittwochnachmittag aus Köln nach Lechenich gekommen, um dort ein bisschen spazieren zu gehen.
Mehr zufällig stieß sie auf die Landwirte, die auf dem Marktplatz auf ihre Probleme aufmerksam machten. Und nicht nur Schäfer zeigte großes Verständnis für deren Anliegen. Nach den großen Demonstrationszügen am Montag setzten die Bauern ihren Protest auf dem Marktplatz in Lechenich fort. Etwa 25 Landwirte aus dem ganzen Rhein-Erft-Kreis waren mit 15 Schleppern vorgefahren.
Landwirte protestieren in Lechenich, ohne den Verkehr zu behindern
„Wir fordern die komplette Rücknahme sämtlicher Kürzungen“, erklärte dort Michael Schumacher aus Konradsheim. Einige Bauern hatten große Plakate an den Traktoren befestigt: „Stoppt die Ampel – regiert wieder mit Verstand“ war darauf etwa zu lesen. Der Verkehr wurde durch die Aktion nicht behindert. Es war ein friedlicher und für die Passanten durchaus informativer Auftritt.
Landwirtin Carina Stollenwerk aus Merzenich und Wilfried Odenthal aus Erftstadt-Erp hatten Kartoffelbeutel gepackt, die sie an die vorbeikommenden Menschen verschenkten. Trotz der Kälte blieben immer wieder Passanten stehen, um sich die Situation der Landwirte aus erster Hand erklären zu lassen. „Die Streichung der Steuerermäßigung für Dieseltreibstoff für die landwirtschaftlichen Fahrzeuge hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagte Odenthal.
Erftstadt: Landwirte kritisieren Verbote und Bürokratie
Seit Jahren fühlten sich die Landwirte von der EU- und Bundesregierung gegängelt. „Die schreiben uns jetzt sogar vor, wann wir unseren Acker pflügen dürfen“, nannte er eine der neuesten Verordnungen. Gerade an den knackig kalten Wintertagen würden er und viele seiner Kollegen gerne pflügen.
„Doch das ist verboten, wir dürfen frühestens am 16. Januar wieder zum Pflügen auf die Äcker“, erklärte Stollenwerk. „Und wer sich nicht daranhält, der muss mit Sanktionen rechnen.“ Landwirt Stefan Strick kritisierte zudem die Bürokratie: „Wir fahren vier Stunden Pflanzenschutz auf unseren Feldern aus und müssen anschließend noch mindestens eine Stunde lang diese Arbeit haarklein dokumentieren.“
Das Wetter müsse beschrieben werden, welches Mittel ausgebracht worden sei und welcher Schadorganismus damit bekämpft werden solle. Und dann ist da noch die Sache mit dem Winterweizen. Jeder Landwirt weiß, dass der spätestens im Oktober, Anfang November gesät werden muss. Das lief über Generationen so völlig ohne Vorschrift.
„Jetzt jedoch wird uns per Gesetz vorgeschrieben, dass spätestens am 15. November die Felder wieder grün sein müssen“, berichtete Landwirt Martin Richrath aus Dirmerzheim. „Die aktuelle Regierung führt eine Planwirtschaft in unserer Landwirtschaft ein.“ Ihm und seinen Kollegen stelle sich immer mehr die Frage, ob die Regierung nicht längst gescheitert sei.
Eine weitere Protestaktion findet am Freitagabend ab 16.30 Uhr an der Landstraße/Ecke L495 zwischen Dirmerzheim und Gymnich statt. Dort auf einem Feld wollen die Landwirte ein Mahnfeuer entfachen – aber auch wieder interessierten Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort stehen.
Für Freitag, 12. Januar, haben Landwirte außerdem erneut zu einem n Traktoren-Konvoi durch die Kölner Innenstadt aufgerufen. Treffpunkt ist in Hürth, auf dem Feldweg „Zum Konraderhof“. Von dort starten sie um 10 Uhr in Richtung Kölner Innenstadt.