Das Feld ist ein Hingucker: Auf einem Acker bei Erftstadt-Gymnich wachsen die Pflanzen in bunten Streifen.
Ist dies etwa die Weiterentwicklung der ominösen Kornkreise?
Keinesfalls, bei diesem Feld hat eine Saatgutfirma einen klaren Plan – wir erklären ihn.
Erftstadt-Gymnich – Die hell- und dunkelgrün geschwungenen Streifen im Getreidefeld lassen an ein außergewöhnliches Kunstprojekt denken. Doch nicht einmal im weitesten Sinne haben die Mitarbeiter der Firma SGL/Saatgutwirtschaft Lichtschläger aus Erftstadt-Gymnich an Kunst gedacht, als sie Ende September 2019 Wintergerste auf einem Acker in der Nähe des Erfttal-Dreiecks säten.
„Hier wird ganz klassisch Saatgut vermehrt“, erklärt Marc Deilmann. Sein Arbeitgeber, die Firma SGL/Saatgutwirtschaft Lichtschläger, vermehrt jährlich auf etwa 2000 Hektar rund 65 Getreidesorten. Dazu zählt eben auch die Wintergerste aus dem Erfttal-Dreieck. „Wir haben hier männliches und weibliches Korn unmittelbar nebeneinander ausgesät“, erklärt Deilmann.
Pflanzen werden via Wind bestäubt
Die dunkelgrünen Pflanzen seien die männlichen, die helleren die weiblichen. „Bei der Aussaat sind die Saatmaschinen nebeneinander hergefahren“, erläutert der Experte. Als Windbestäuber brauchen die weiblichen und männlichen Pflanzen einander. Durch die direkte Nachbarschaft auf dem Feld habe man die besten Voraussetzungen für eine optimale Vermehrung des Getreides geschaffen. Die Saatgutvermehrung gehöre im Unternehmen zum Alltagsgeschäft. „Damit sorgen wir auch dafür, dass die Landwirte im bevorstehenden Herbst wieder ausgereichend Getreidesaat haben“, erklärt Deilmann.
Allerdings sei die Saatgutvermehrung nur eine von vielen Aufgaben, mit denen sich das Unternehmen beschäftigt. Verstärkt werden auch Sortenversuche und Anwendungsversuche mit Getreide, Zuckerrüben, Raps und Mais durchgeführt, unter anderem vor dem Hintergrund einer regenerativen und zukunftsfähigen Landwirtschaft.
„Praxisnah prüfen wir dabei auch verschiedene Getreidesorten auf ihre Eignung für den lokalen und regionalen Anbau“, erklärt Dr. Ulrich Koch, der im Unternehmen auch für das Feldversuchswesen zuständig ist. Im Rheinland seien ja nicht nur leistungsstarke und frühreife Getreidesorten gefragt. Zunehmend müsste das Getreide auch mit den Extremwetterlagen wie Frühjahrstrockenheit und Starkregen zurechtkommen. „Wir brauchen deswegen extensive und virusresistente Sorten, die auch weniger anfällig für Krankheiten sind“, ergänzt Deilmann.
Ganz genau wissen er und Koch, wo auf der Testfläche welches Korn wächst. Derzeit seien etwa 20 Gersten- und mehr als 35 Weizensorten im Versuch. Dabei werde auch geprüft, wie Getreide sich entwickelt, wenn der Boden nicht ausreichend mit Mineralstoffen versorgt wird.