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Angst vor AbrissEvangelische Gemeinde sucht Investor für Gymnicher Emmauskirche

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Das großzügig bemessene Gelände des Gemeindezentrums umfasst auch eine gepflegte Grünanlage. 

Erftstadt – Pfingsten steht vor der Tür. Eines der höchsten Feste der Christenheit gilt zugleich als Geburtstag der Kirche. Doch die Kirchen, gleich ob katholisch oder evangelisch, machen schwere Zeiten durch. Die Zahl der Gläubigen sinkt, Steuereinnahmen brechen weg, der Sparzwang steigt kontinuierlich.

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Der Spatenstich für den Kirchturm, in dem drei Glocken hängen, erfolgte im Mai 1990.  

So auch bei der Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich, zu denen die Pfarrzentren in Lechenich, Friesheim und Gymnich zählen. Bereits bei einem Besuch des Superintendenten vor einem Jahr war angemahnt worden, sich Gedanken über die Zukunft der Gemeindezentren zu machen.

Rücklagen mildern ab

Der Steuerrückgang sollte durch Rücklagen des Evangelischen Kirchenverbands Köln abgemildert werden. Doch es führte kein Weg am Sparen vorbei. Im September vergangenen Jahres war vom Presbyterium, also dem Leitungsgremium, mitgeteilt worden, dass die Pfarrzentren in Friesheim und Gymnich geschlossen würden, es sei denn, eine Nachfolgenutzung durch einen Investor finde sich.

Ohne Investor werde die Kirche entwidmet und abgebrochen, befürchtet Gerd Röbkes vom „Andachtsverein Evangelische Emmauskirche“. Der Verein beantragte daher bei der Stadt, das Gemeindezentrum unter Denkmalschutz stellen zu lassen, um es vor einem Abriss zu bewahren.

Abbruch der Emmauskirche undenkbar

Für die Gemeindeglieder in Gymnich und dem benachbarten Dirmerzheim sei ein Abbruch undenkbar. Die vor 40 Jahren geweihte Kirche sei von den Gliedern mit geplant, mit gebaut und in erheblichem Umfang mitfinanziert worden. Gottesdienste und Andachten würden weiterhin sehr gut besucht.

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Auf vier großformatigen Reliefs, geschaffen von der Lechenicher Metallbildhauerin Ute Gagel, wurde die Emmausgeschichte bildnerisch in Szene gesetzt. 

Zudem würden Räumlichkeiten von vielen Gruppen aus dem Ort genutzt. Die Kirche habe sich zu einem sozialen Zentrum auch für umliegende Orte entwickelt. Der evangelische Krankenpflegeverein baue auf dem Nachbargrundstück Seniorenwohnungen und eine Tagespflegestätte.

Viele Bürger bestürzt

Man habe gehofft, dass die Senioren die Kirchenräume mit nutzen und an Andachten und Gottesdiensten teilnehmen würden“, berichtet Röbkes. Viele Bürger beider Konfessionen seien bestürzt über einen möglichen Abriss der Kirche.

Die Geschichte der Kirchengemeinde

Im überwiegend katholischen Gymnich kamen nach dem Krieg Protestanten als Vertriebene und Flüchtlinge in den Ort. Erste Gottesdienste fanden im Schützenzelt statt, später wurde die Pfarrkirche St. Kunibert alle zwei Wochen für evangelische Gottesdienste zur Verfügung gestellt und ab 1963 in der Grundschule Gottesdienste gefeiert.

Der Neubau an der Moselstraße wurde von Architekt Peter Busmann geplant. Das Gotteshaus ist bekannt für seine ausgezeichnete Akustik. Der erste Spatenstich erfolgte im Oktober 1980. Am 24. April 1981 wurde dann der Grundstein zum Gemeindezentrum gelegt. Der Glockenturm wurde aus Kostengründen später gebaut und Ende 1990 geweiht.

In die vier eingelassenen Nischen der Backsteinfassade wurden 1994 Reliefs der Lechenicher Metallbildhauerin Ute Gagel eingefügt, die Szenen aus dem Lukasevangelium darstellen.

Emmaus ist ein Ort nahe Jerusalem, aus dem Kleopas, ein Jünger Jesu, stammte. Kleopas soll von Jerusalem nach Emmaus gegangen und dabei dem auferstandenen Jesus begegnet sein, ohne ihn jedoch zu erkennen. (kom)

Im Ausschuss für Stadtentwicklung am Dienstag wird der Antrag des Vereins beraten. Die Stadt begrüßt eine Unterschutzstellung der Kirche. Eine Eintragung in die Denkmalliste setze jedoch voraus, dass die Tatbestandsmerkmale des Denkmalschutzgesetzes NRW vorlägen.

Gutachterliche Prüfung

Dies bedürfe einer gutachterlichen Prüfung. Gymnichs Ortsbürgermeister Patrick Morgen (CDU) unterstützt den Antrag des Andachtsvereins ausdrücklich. SPD-Fraktionschef Axel Busch, der ebenfalls in Gymnich wohnt, plädiert für eine pragmatische Lösung.

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Die Zukunft des vor 40 Jahren erbauten Gemeindezentrums an der Moselstraße in Gymnich ist völlig offen.

Er hofft auf eine multifunktionale Nutzung des Pfarrzentrums. Dies sei besser, als gleich das „scharfe Schwert des Denkmalschutzes zu ziehen“, mahnt er. „Es gibt keinen Beschluss zum Abbruch der Kirche“, betont Friederike Schädlich, Vorsitzende des Presbyteriums.

Nachfolgenutzung offen

Seit die Gemeindeglieder im vergangenen Jahr über die geplante Schließung informiert wurden, werde ein Investor für eine Nachfolgenutzung des Gebäudes gesucht, erläutert die Pfarrerin. Das Gleiche gelte für das Pfarrzentrum an der Bolzengasse in Friesheim.

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Das großzügig bemessene Gelände des Gemeindezentrums umfasst auch eine gepflegte Grünanlage. 

Die Hoffnung sei, dass in Gymnich zumindest ein Andachtsraum erhalten bleibe. Eine mögliche Unterschutzstellung in Gymnich mache die Suche nach einem Investor nicht einfacher. Bereits 2013 sei die Kirche auf eine mögliche Denkmalwürdigkeit überprüft worden.

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„Und da gab es schon große Fragezeichen“, berichtet Schädlich. Sie gibt auch zu Bedenken, dass es für die rund 4000 Gemeindeglieder ab 2025 nur noch eine Pfarrstelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Lechenich gebe, da Pfarrerin Sabine Pankoke dann in den Ruhestand gehe.