Landwirte setzen auf HightechSo bewahren Drohnen Rehkitze in Rhein-Erft vor dem Tod
Erftstadt-Friesheim – Eine Rettung für Jungtiere, insbesondere für Rehkitze, kommt jetzt aus der Luft. Dafür setzen Jäger und Landwirte künftig auf Hightech. Denn wenn, wie jetzt im Frühjahr, die ersten Wiesen gemäht werden, sind die oft von ihren Müttern im hohen Gras abgelegten Rehkitze vor den Mähdreschern nicht sicher. Sie bleiben zusammengekauert liegen, da ihr Fluchtinstinkt noch nicht ausgebildet ist.
Piloten können die Wiese nun mit einer modernen Drohne überfliegen und die Tiere mithilfe einer installierten Wärmebildkamera ausfindig machen. Auf dem Display der Steuerungseinheit sind die Kitze als helle Punkte, die eine Wärmequelle zeigen, gut zu erkennen.
„Sind wir im letzten Jahr noch viel zu Fuß mit unseren Hunden durch zahlreiche Wiesen gegangenen, kann die Suche jetzt mit dem Fluggerät viel schneller und effektiver durchgeführt werden“, sagte Franz-Josef Kipshagen, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft. Angestoßen habe die Idee der Drohneneinsätze der Hegering Erftstadt.
Rhein-Erft: Drohne kann riesige Flächen in Minuten absuchen
Für erste Testflüge machte Peter Bastgen als technischer Betreuer der Drohne das leichtgewichtige und leistungsstarke Gerät mit Zusatzbildschirm für Piloten am Boden im Umweltzentrum Friesheimer Busch startklar.
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„Neben der hohen Auflösung der Wärme- und Echtbildkamera gibt es auch eine 40-fache Digital-Zoom-Funktion“, erläuterte er. „Die Drohne wiegt 905 Gramm und kann bis zu 25 Minuten fliegen. Anhand einer Satellitenkarte berechnet das Objekt die Flugroute eigenständig.“ So könne die Drohne Flächen von bis zu mehreren tausend Quadratmetern innerhalb weniger Minuten absuchen.
Drohne kostet 8000 Euro, die Pilotenschulungen 5000 Euro
„Herausfordernd wird es, die Drohne bei etwas Wind stabil zu halten, ergänzte Hobbypilot Tim Leser (16), der mit seinem Bruder Jan (21) die Einsätze unterstützen will. „Das Gerät kostete 8000 Euro. 80 Prozent der Anschaffungskosten kamen dabei aus einem dafür vorgesehenen Fördertopf des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV)“, berichtete Kipshagen.
„5000 Euro kommen noch mal für Pilotenschulungen und Versicherungen dazu, die wir durch Spenden finanzieren.“ Neben dem erfahrenen Piloten Holger Groß gehören zwölf weitere und drei Helfer zum ehrenamtlichen Drohnen-Team, das von Landwirtin Michaela Leser in Abstimmung mit der Kreisjägerschaft koordiniert wird. „Es ist sinnvoll, alles aus einer Hand zu planen“, sagte sie.
Demnächst stehen fünf Einsätze an. Wird ein Kitz entdeckt, wissen alle Helfer, dass das Tier nicht berührt werden darf, da es sonst den Menschengeruch annehmen und deshalb von der Mutter verstoßen werden könnte. Es darf nur mit Handschuhen und viel schützendem Gras angefasst werden, um es an einen sicheren Ort neben der Wiese zu bringen. Junghasen werden ebenso vorsichtig herausgetragen, Gelege von Bodenbrütern weiträumig markiert, damit der Landwirt seine Fläche gefahrlos mähen kann. So bleiben die Jungtiere am Leben und das Futter frei von giftigen Verunreinigungen.