Drohne verschafft einen ÜberblickHürther Feuerwehr nimmt einen Multikopter in Betrieb
- Drohnen können unter anderem bei der Suche nach Vermissten sehr hilfreich sein
- Als erste Feuerwehr im Rhein-Erft-Kreis wurden nun die Hürther mit einem Multikopter ausgestattet
- In Zukunft können Gefahrensituationen für die Feuerwehrleute umgangen werden
Hürth – Aus der Vogelperspektive kann die Feuerwehr ab sofort bei Großeinsätzen auf Einsatzorte wie Brandherde herabschauen: Als erste Wehr im Rhein-Erft-Kreis haben die Hürther ein „unbemanntes Luftfahrzeug“ – im Volksmund: Drohne – in Dienst gestellt. Der Multikopter, der über acht Rotoren mit jeweiligem Motor verfügt, funkt hochaufgelöste Fotos auf einen Bildschirm am Boden, zusätzlich kann der ferngesteuerte Flieger vor dem Einsatz mit Wärmebildkamera und Schadstoffmessgerät ausgerüstet werden.
Die Drohne hat aus Sicht von Frank Roggendorf, stellvertretender Leiter des Amts für Feuerschutz in Hürth, viele Vorteile für die Feuerwehr. Während die Perspektive von der 50 Meter langen Drehleiter aus eingeschränkt sei, verschaffe die Drohne aus bis zu 100 Metern einen guten Überblick über Einsatzorte und helfe etwa beim Aufspüren von Glutnestern – und das, ohne dass Feuerwehrleute gefährdet würden.
Hilfreich bei der Suche nach Vermissten
Auch bei der Suche nach vermissten Menschen soll das Fluggerät gute Dienste leisten. Die Drohne könne etwa größere Waldstücke in einem Raster automatisch abfliegen; mit der Wärmebildkamera seien Menschen aus der Luft gut aufzuspüren. Der Multikopter sei – anders als ein angeforderter Hubschrauber – schnell in der Luft und kostengünstig im Einsatz.
Bis die Feuerwehr auf die Drohne zurückgreifen konnte, bedurfte es einiger Vorlaufzeit. Im Herbst 2016 hatte Feuerwehrchef Michael Mund den Hauptausschuss von den Vorteilen des Multikopters überzeugt, das Gremium gab 46 000 Euro für die Anschaffung frei. Umgesetzt wurde der Beschluss allerdings erst im September 2018. Und erst jetzt wird das Fluggerät für den Einsatz freigegeben.
Der erste Einsatz
Am Dienstag wurde der Multikopter, auch Drohne genannt, nach einem Verkehrsunfall auf der Industriestraße in Höhe Talmühlenstraße in Knapsack eingesetzt. Ein 32 Jahre alter Autofahrer sei einem Fahrzeug ausgewichen, das ihm auf seiner Fahrspur entgegengekommen sei, berichtet die Polizei. Der Mann prallte mit seinem Wagen gegen einen Baum und wurde dabei leicht verletzt. Der andere Autofahrer, der einen weißen BMW steuerte, flüchtete. Da zunächst unklar war, ob auch ein Fußgänger in den Unfall verwickelt war, wurde die Umgebung abgesucht. Dabei wurde die Drohne eingesetzt. Es wurde jedoch niemand gefunden. Zeugen, die Angaben zu dem geflüchteten Autofahrer machen können, sollen sich bei der Polizei melden. Hinweise unter 02233/520. (be)
„Bei der Drohne handelt es sich um eine Maßanfertigung“, erklärt Roggendorf, stellvertretender Leiter des Feuerwehramts, da gebe es Lieferfristen. Mit den Fliegern „von der Stange“ aus dem Elektronikmarkt sei der Multikopter nicht vergleichbar. Rund 37 000 Euro hat die Feuerwehr ausgegeben. Enthalten sind die weitere Ausrüstung, der Ausbau des Einsatzleitwagens und die Ausbildung der Feuerwehrleute, die die Drohne fliegen. Damit die Multikopter-Piloten nicht gleich mit dem teuren Gerät aufsteigen müssen, wurde auch eine kleinere Übungsdrohne angeschafft, die bei den ersten Flugversuchen auch schon mal im Baum landete, wie Roggendorf einräumt.
Als weiterer Zeitfresser erwies sich die Ausbildung. 14 Feuerwehrleute wurden nach Angaben von Feuerwehrsprecher Marvin Habbig in Wochenendenkursen bisher bei der Deutschen Flugsicherung in Frankfurt am Main im Drohnenflug geschult und mussten anschließend eine Prüfung ablegen. Bis die Piloten den Multikopter fliegen dürfen, müssen sie 15 Flugstunden nachweisen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Geübt werden musste laut Vizeamtsleiter Roggendorf auch der Einsatz im Team. Der Multikopter wird zu dritt geflogen: Ein Feuerwehrmann steuert das Gerät, ein anderer wertet die Bilder und Daten aus, ein dritter hat die Einsatzleitung und koordiniert das Zusammenspiel mit den anderen Feuerwehreinheiten. „Wegen der Abstandsregeln zur Bekämpfung der Pandemie konnten wir das monatelang nicht üben“, sagt Roggendorf.
Nun aber ist die Drohne einsatzbereit. Auf Anforderung stellen die Hürther Wehrleute Drohne und Crew auch benachbarten Feuerwehren zur Verfügung.