SolidaritätspreisErftstädter Jugendwerk der Awo für Hilfe in der Krise ausgezeichnet
Erftstadt – Die Helfer standen hilflos da im Frühjahr dieses Jahres. Der Sozialdienst katholischer Männer musste seine Ausgabestellen der Tafel in Erftstadt schließen. Die Gefahr, dass sich die Ehrenamtler mit dem Coronavirus infizierten, war einfach zu groß. Denn die meisten von ihnen sind im Seniorenalter. Und ohne die Tafel wären viele Familien, die auf die regelmäßigen Lebensmittelspenden angewiesen sind, in eine schlimme Notlage geraten. Hilfe kam von der Arbeiterwohlfahrt. Und die zahlt sich jetzt aus: Das Erftstädter Jugendwerk der Awo ist dafür mit dem Solidaritätspreis ausgezeichnet worden.
Die Stiftung Soziale Arbeit vergibt diese Auszeichnung damit zum elften Mal. Sie ist mit 1000 Euro dotiert und wird immer zum Gründungstag der Arbeiterwohlfahrt verliehen. Im vergangenen Jahr hatte Heike Nickel, Redakteurin von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Kölnischer Rundschau, den Preis erhalten.
Freiwillige Helfer sprangen in Erftstadt spontan ein
Die Preisverleihung war schon nur in kleinem Rahmen im Foyer des Liblarer Rathauses geplant, auch das wurde abgesagt. Der Präsident der Stiftung Soziale Arbeit, Wolfgang F. M. Thurow, hat Ehrenurkunde und Scheck Markus Becker überreicht, dem Geschäftsführer des Awo-Jugendwerks Erftstadt. Thurow würdigte den selbstlosen Einsatz der jungen Leute. „Die lebensnotwendige Versorgung von mehr als 240 Haushalten mit 660 bedürftigen Menschen drohte zusammenzubrechen“, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung.
Freiwillige Helferinnen und Helfer und das Jugendwerk seien spontan eingesprungen. Die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt wurde umfunktioniert, dort würden Tüten gepackt, die den bedürftigen Familien an die Wohnungstür gebracht wurden. Denn Kontakte beim Abholen der Lebensmittel sollten auf jeden Fall vermieden werden.
Wesselinger Tafel erhielt vor 13 Jahren ersten Solidaritätspreis
Das Team um Markus Becker erstellte einen Plan, nach dem die gespendeten Waren mit vier Kleintransportern in die Stadtteile gebracht wurden. Für die jungen Helfer war es eine Herausforderung, kaum einer von ihnen hatte vorher schon einmal bei der Tafel mitgeholfen. Schließlich mussten ja erst einmal die gespendeten Lebensmittel bei den Geschäften in den Nachbarorten abgeholt werden, sie mussten sortiert und aufgeteilt werden.
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Thurow erinnerte anlässlich der Preisverleihung daran, dass vor 13 Jahren die Wesselinger Tafel den ersten Solidaritätspreis erhalten habe. Es sei beschämend, dass es in einem reichen Land wie Deutschland immer noch ehrenamtlicher Institutionen bedürfe, um notleidende Menschen zu ernähren. Er wies darauf hin, dass aktuellsten Erhebungen zufolge die Schere zwischen armen und reichen Bürgerinnen und Bürgern auch in Deutschland immer weiter auseinanderklaffe. Thurow rief die Erkenntnis von Dr. Ulrich Schneider, dem Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, in Erinnerung, dass „zur Armutsbekämpfung Geld erforderlich ist“. Dieser Logik dürfe sich die Politik nicht länger verschließen.