Tonnenschwere Spende aus HessenWiederaufbau in Blessem schreitet weiter voran
Erftstadt – „Heute ist wieder jede Menge los in Blessem an der Kirche. Es wird wieder viel Material geliefert. Es gibt leckeres Essen und hervorragenden Kuchen. Kommt alle vorbei, für die Kids gibt es auch Unterhaltung“, postete Lisa Frenzel am Samstagmorgen in den sozialen Netzwerken. Damit wollte sie über die Hilfsaktionen informieren und den Menschen Mut beim Wiederaufbau ihrer Häuser nach der Flutkatastrophe machen, erklärte die Helferin.
An den Wochenenden ist die 33-Jährige, die eigentlich in Aachen wohnt, immer wieder in Blessem vor Ort am Pfarrheim der Kirche St. Michael, der zentralen Sammelstelle und der von den Johannitern organisierten Essensausgabe für Helfer.
So auch am Samstag, als eine tonnenschwere Spendenlieferung aus Hessen erwartet wurde. Unterstützer standen bereit, um das Material abzuladen. Andere Helfer aus Nachbarkommunen sorgten mit Essensspenden für ein Büfett. Und die Johanniter verteilten eine warme Mahlzeit.
„Ein Tapferes Völkchen“
Das schwere Schicksal der Menschen in Blessem habe sie sehr berührt, erzählte Frenzel weiter. „Ich wollte einfach hier etwas tun“, sagte sie und resümierte: „Die Blessemer sind schon ein tapferes Völkchen.“ Im Austausch mit Anwohnern und dem Blessemer Rolf Kleinschmidt hält sie Kontakt zum Schreinermeister Elmar Kottenstede und Speditionsunternehmer Stephan Hasenschar aus Bad Arolsen, einer Kleinstadt im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. Bereits mehrmals brachten sie Hilfsgüter nach Erftstadt. Diesmal kamen sie mit einem 40-Tonner und Kleintransporter sowie einer Handvoll Freiwilliger nach Blessem, um insgesamt 35 Tonnen Zementputz, einige Paletten Holzpellets, verschiedene Elektrogeräte, jede Mengel Kabel, Farben, Fußbodenbeläge sowie Holzleisten zu bringen. Mit vielen zupackenden Händen und den Gabelstaplerkünsten von Christian Heck, der kurzerhand half, konnte der Putz in einem Hof und das weitere Material in einem Zelt am Pfarrheim abgeladen werden.
Angefangen hatte das Engagement der Hessen mit einem Konvoi von 14 Lastwagen, gefüllt mit Spenden für die Hochwasser- und Flutopfer unmittelbar nach der Katastrophe vor drei Monaten. „Es sollte ins Ahrtal gehen, aber die Organisation war dort noch nicht angelaufen, wir hatten keinen Ansprechpartner“, erinnerte sich Kottenstede. „Da wir zuerst vier Lkw-Ladungen Viehfutter nach Gymnich gebracht hatten, fuhren wir zurück, weil hier Landwirte ihre Hallen für die Spenden zur Verfügung stellten. So wurden die Hilfsgüter in Erftstadt verteilt und der Kontakt blieb“, freute er sich, „und wir wollten weiter helfen.“ Die zwei Unternehmer riefen in ihrer Heimat zu Sammel- und Spendenaktionen auf, brachten weitere Trockner, Waschmaschinen, Kühlschränke, Zelte ins Rheinland und kamen auch einmal mit 1600 Grillwürstchen, 1500 Brötchen, Holzkohle und einem vollen Getränkewagen.
Auszeit in Bad Arolsen
Ihr Engagement führte dazu, dass Betreiber von Gästezimmern in ihrer Region den Menschen aus Blessem diese kostenlos zur Verfügung stellen. „Wir waren gerade mit unserem kleinen Sohn auf einem Bauernhof in Bad Arolsen “, erzählte Nadine Müller aus Blessem. Die Auszeit habe gut getan nach der harten Zeit mit dem Rausreißen von Boden und Estrich. Von der Stadt fühle die Familie sich alleingelassen. Finanzielle Hilfen seien noch nicht angekommen. Andere Betroffene beklagen auch, dass es schwierig sei, derzeit Handwerker wie Elektriker oder Heizungsinstallateure zu bekommen.
Für jede zupackende Hand sind aber viele Blessemer dankbar. „Uns haben Familienangehörige, Freunde und Wildfremde geholfen“, so Siegfried Schönrock, der seit 50 Jahren hier lebt. Auch sein Haus an der Radmacherstraße ist nur noch ein Rohbau.
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Mit seiner Frau zog er vorerst in den Wohnwagen seiner Schwiegertochter. Alle helfen beim Wiederaufbau der Räume mit. Da das Haus einen großen Lehmanteil hatte, musste erstmal der Boden verfestigt werden. Nun freut er sich über ein paar Säcke Putz aus der Lieferung aus Hessen. Die werden auch in den nächsten Tagen weiter je nach Bedürftigkeit und auf Anfrage verteilt, so Kleinschmidt. Immer wieder radelt er durchs Dorf, spricht mit den Nachbarn, was wo gebraucht wird, und versucht, Hilfe zu koordinieren. Denn zu tun gibt es noch ganz lange ganz viel.