Erftstadt-Friesheim – Drei Monate nach dem Hochwasser sind die Spuren der Katastrophe in Friesheim immer noch sichtbar. Und viele Betroffene kämpfen weiter mit den Folgen, sowohl mit den materiellen Schäden als auch mit den Erinnerungen an die dramatischen Stunden. Hier finden Sie die Videos, in denen die Betroffenen noch ausführlicher erzählen, wie es ihnen nach der Flut geht.
Martina Bergheim hat den Morgen der Flut in der Eisdiele verbracht
Wir wollten an dem Morgen in Liblar einkaufen. Auf den Straßen war überall Matsch. Und dann sind wir in die Eisdiele gefahren. Für uns war der Starkregen vorbei. Als das Wasser die Straße herunterkam, wussten wir von nichts, es gab ja keine Warnung. Innerhalb von 15 Minuten stand ich dann im Hof im Wasser. Das Schlimme für uns ist, dass wir gerade fertig waren mit der Renovierung.
Sabine und Uwe Laubner: „Wir fühlen uns sehr allein“
Wir waren gerade fertig mit dem Renovieren des alten Hauses, da kam das Hochwasser. Wir haben noch versucht, die Türen abzudichten, sind aber mit den Hunden nach oben geflüchtet. Die Hilfskräfte haben uns gefragt, ob wir evakuiert werden möchten, aber das wäre nur ohne unsere Tiere gegangen. Danach war die Hilfsbereitschaft extrem groß, aber jetzt fühlen wir uns sehr allein. Wir stehen in einem Abrisshaus, es gibt keine Unterbringung für uns, wir wissen nicht, wo wir hinsollen.
Bei Daniela Denker stand das Wasser bis zur Kellerdecke
Das Wasser kam von allen Seiten. Im Keller stand es bis zur Decke, im Erdgeschoss kniehoch. Die Feuerwehr hat meine Tochter und meinen jüngsten Sohn mitgenommen, der mittlere war bei seiner Freundin. Als die Feuerwehr zum zweiten Mal vorbeikam, war das Wasser so hoch, dass man mich mit dem Schlauchboot aus dem Fenster gerettet hat. Aktuell wohnen wir in zwei Zimmern. Ich schlafe im Wohnzimmer.
Renate und Brigitte Fröhlich haben einen Hofladen in Friesheim
Das Haus ist 300 Jahre alt. Wir sind hier aufgewachsen. Wir haben uns nicht evakuieren lassen. Wir haben von Anfang an nach vorn geschaut. Fremde Menschen haben im Hof gestanden und wollten uns helfen. Das ist uns sehr nahe gegangen. Im Hofladen haben wir mit Hochdruckreiniger und Schrubbern vieles wieder sauber gemacht . Wir sind schon in der Woche danach wieder losmarschiert mit kleinerem Programm. Jetzt allerdings drückt die Feuchtigkeit im Haus nach oben, die Tapeten müssen entfernt werden, der Parkettboden hebt sich.
Ortsbürgermeister Bremer: „Der Zusammenhalt im Dorf war riesig“
Als das Wasser wieder weg war, haben wir uns hier im Ort organisiert. Vor allem die Jungen waren sehr aktiv. Ich habe eine zentrale Anlaufstelle organisiert, wo Bürger sagen konnten, was sie an Hilfe benötigten. Der Zusammenhalt im Dorf war riesig, ich habe mich sehr gefreut darüber, wie viele Menschen da zusammengekommen sind.
Das ist eigentlich das Schöne an der Flut. Wir haben eine Benefizveranstaltung gemacht, wo wir über 10.000 Euro für die Flutopfer sammeln konnten. Das zeigt, wie viel Gemeinsamkeit im Dorf vorhanden ist, und ich hoffe, dass das auch in Zukunft anhält.