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Video-FlutprotokolleBetroffene sprechen über das Hochwasser in Erftstadt-Blessem

Lesezeit 4 Minuten
Flutopfer erzählen ihre Geschichte im Video_Blessem

Menschen aus dem Rhein-Erft-Kreis haben uns vom Wiederaufbau nach der Flut erzählt.

Erftstadt-Blessem – Gut zwei Monate nach der Flutkatastrophe äußern sich Betroffene in Blessem in sechs Videoporträts.

Hier geht es zu Teil 2 unserer Flutprotokolle, in dem Betroffene aus Erftstadt-Bliesheim berichten, wie sie die Flut erlebt haben und erklären, wie es jetzt weiter.

Silke Griepentrog ist Koordinatorin für die Helfer der Johanniter

„Wenn eine Oma kommt und ein Täfelchen Schokolade bringt, um sich für die Hilfe zu bedanken, kommen einem die Tränen. Man erlebt unheimlich viel Nachbarschaftshilfe. Die Leute sind wirklich enger zusammengerückt, kann man sagen. Ich führe sehr viele Gespräche mit den Leuten. Sie kommen langsam zur Ruhe. Das Nur-Funktionieren ist zu Ende. Sie merken, dass jetzt viel im Kopf passiert. Die Helfer sind sehr berührt, fühlen sich aber auch sehr stark, weil sie helfen konnten.“

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Susanne Dunkel lebt seit 47 Jahren im Ort

„Wenn wir bei der Flut nicht aus dem Fenster geklettert wären, wären wir nicht mehr aus dem Haus gekommen. Nun muss noch viel gemacht werden. Das Warten und Trocknen der Räume ist hier das Schlimmste daran. Der Matsch ist raus, ich hatte ja viele Helfer gehabt. Am meisten wünsche ich mir für die Zukunft, dass wir noch etwas Geld kriegen, vor allen Dingen, weil wir nichts mehr haben. Hier fahren so viele Schaulustige herum. Am Sonntag waren die sogar mit dem Bus hier gewesen. Ich dachte, ich falle vom Hocker. Wir haben ja keine Gardinen im Erdgeschoss, jetzt haben wir Rollos. Die Leute bleiben nämlich einfach stehen und gucken rein.“

Gottlieb Richardt ist Geschäftsführer des Vereins Bürgerforum Blessem/Frauenthal

„Die finanziellen Regelungen gehören zu den größten Herausforderungen der nächsten Wochen und auch die mentale Unterstützung. Wichtig ist, die Motivation der Bevölkerung zu erhalten, damit sie weiter an die Zukunft glaubt und die Bürger nicht alles einpacken und wegziehen. Die Leute wollen die Zukunft aufgezeigt bekommen, wollen motiviert werden, um nicht aufzugeben. Denn wenn es keine Hoffnung mehr gäbe, wäre das Dorf verloren. Wir brauchen konkrete Pläne für die Zukunft. Und da will man klare Aussagen haben, dass die Kiesgrube verschwindet, dass das Gebiet renaturiert und so gestaltet wird, dass die Bürger auch etwas davon haben.“

Ulrich Dunkel wohnt in Sichtweite der Abbruchkante

„Ich bin 73 und hier geboren und habe das schlimme Dilemma mitgemacht. 1961 hatten wir ja schon mal eine Flut, aber da hatten wir nur den Keller mit Wasser voll. Damals hatten wir noch Glück gehabt. Um Mitternacht war der Wasserstand wieder gefallen. Die Wohnung war damals wenigstens nicht zerstört worden. Anders als diesmal. Nun wollen wir an diesem Wochenende wieder einziehen. Wir hatten zwar eine Übergangswohnung, aber ich will wieder hier nach Blessem zurück. Hier ist meine Heimat, hier ist mein Zuhause. Meine Frau hatte Angst, das Haus könne absacken. Da wollte sie nicht mehr zurück. Aber Alternativen gib es aus finanziellen Gründen nicht.“

Beate Spoo führt zusammen mit ihrem Mann eine Pferdepension

„Alle 60 Pferde konnten gerettet werden. Es war wie ein Wunder, weil alle mit angepackt haben. Nach der Katastrophe haben wir von RWE in Morschenich eine Reitanlage übernehmen können, die wir für die nächsten drei Jahre pachten konnten. Wir müssen nun gucken, was sich hier in Blessem ergibt, inwieweit die Halle wieder aufgebaut werden kann. Dann wird sich auch entscheiden, ob wir wieder Wiesen bekommen und wie es überhaupt weitergeht, was mit unserem Haus und all den kaputten Ställen passieren wird. Erst mal wollen wir die beiden Mietshäuser wieder aufbauen.“

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Alexander Engels wohnt seit 1970 in der Blessemer Burg

„Mein Haus stand an der Abbruchkante, mittlerweile ist dort Kies aufgeschüttet worden, damit nicht noch mehr von dem Gebäude in die Grube stürzt. Wir sind immer noch bei den Aufräum-, Stemm- und Putzarbeiten. Die Renovierung muss innerhalb eines Jahres passieren, weil wir auch Mieter haben, die zurück in ihre Wohnungen wollen. Wir wollen auch deswegen relativ schnell zurück, weil doch auch viel geplündert worden ist. Es ist nicht schön, wenn man wieder in die Wohnung kommt und es fehlt jedes Mal wieder was anderes. In manchen Phasen kamen die Diebe sogar täglich.