Der Notfallsanitäter, der eigentlich nur helfen wollte, konnte sich durch einen Sprung zur Seite retten.
FahrerfluchtBetrunkener Autofahrer überfährt fast Rettungssanitäter in Frechen – Prozess beginnt
Der Unfall in den Nachtstunden am 3. April 2024 in Frechen erhitzte die Gemüter: Ein Notfallsanitäter, der helfen wollte, wäre beinah überfahren worden. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Köln Anklage erhoben. Vor dem Amtsgericht in Kerpen wird der Fall Ende August behandelt.
Ein betrunkener Autofahrer hatte gegen 23 Uhr im Bereich der Hüchelner Straße/Krankenhausstraße in Frechen die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Als die Notfallsanitäter, die zu dem Zeitpunkt am Krankenhaus in der Schleuse den Rettungswagen für den nächsten Einsatz fertig machten, zur etwa 100 Meter entfernten Unfallstelle liefen, um zu helfen, wurde einer von ihnen selbst Opfer.
Fahrer hatte einen Alkoholwert von 1,51 Promille
Als der Retter etwa ein bis zwei Meter vor dem Wagen stand und mit der Taschenlampe leuchtete, soll der Fahrer den Wagen zunächst ein Stück zurückgesetzt haben und dann mit Vollgas nach vorne gefahren sein. Der Notfallsanitäter, der eigentlich nur helfen wollte, konnte sich in letzter Sekunde nur durch einen Sprung zur Seite retten.
Die Polizei konnte den flüchtigen Mann nach kurzer Zeit ermitteln. Ein Atemalkoholtest ergab zunächst einen Wert von 1,2 Promille.
Dem 47-jährigen Frechener wurden kurze Zeit später zwei Blutproben entnommen; die erste kurz nach Mitternacht ergab einen Wert von 1,63 Promille. Die zweite Blutprobe etwa eine Stunde später ist in den Akten der Strafermittler mit einem Wert von 1,51 Promille festgehalten. Der Vorfall sprach sich schnell bei den Feuerwehren in Kreis herum. Der Notfallsanitäter wurde noch in der Nacht im Krankenhaus untersucht. Körperlich kam er mit leichten Blessuren davon. Doch der Schock steckte dem Rettungssanitäter offenbar noch lange tief in den Knochen.
Unverständnis machte sich breit; das Thema Gewalt gegen Einsatzkräfte kochte auf. „Wir sind gespannt, wie die Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft ausgehen und welche Strafe der Mann erhält“, fragten sich einige Mitarbeiter der Feuerwehren kritisch.
Auch der Vorgesetzte des betroffenen Notfallsanitäters, der Leiter der Kerpener Feuerwehr, André Haupts, äußerte sich nach dem Vorfall auf Nachfrage. „Wir hoffen, dass die polizeilichen und staatsanwaltlichen Ermittlungen Aufklärung bringen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Retter zu Opfern werden.“
Angeklagt sind eine „Straßenverkehrsgefährdung“ und das „unerlaubte Entfernen vom Unfallort“.