Ausbildung mit ZertifikatFreie Trauerrednerin aus Frechen „will Menschen berühren“
Frechen – Ein Mensch geht und hinterlässt eine große Stille. Den Angehörigen fehlen oftmals die Worte, um ihre Trauer zu beschreiben. Und am Grab des Verstorbenen hat meist der Pfarrer das letzte Wort. „Ich habe oft gehört, dass die alten Rituale nicht wirklich berühren, der geliebte verstorbene Mensch auf seiner Beerdigung kaum erwähnt wird“, sagt Caterina Nicolai. Das wollte die 36-Jährige ändern. Sie ist seit einiger Zeit als freie Trauerrednerin tätig.
Ausbildung mit Zertifikat
Religionen begleiten sie schon ihr ganzes Leben, sie hinterfragt ständig ihren Glauben und denkt über Vergänglichkeit und Ewigkeit nach. Studiert hat die zweifache Mutter Geisteswissenschaften, arbeitete als Autorin und driftete kurz in die Werbung ab. „Da habe ich gemerkt, ich will nicht Menschen manipulieren, sondern berühren“, erklärt sie. Voriges Jahr hat Caterina Nicolai sich dann ein Herz gefasst und eine Ausbildung zur freien Rednerin mit IHK-Zertifikat abschlossen. Seitdem hält die Frechenerin persönliche Trauerreden in Frechen, Brauweiler und Köln. Das Interesse sei groß, sagt sie. Nicht zuletzt aufgrund der vielen Kirchenaustritte seien freie Redner gefragt wie nie.
„Nur weil die Kirche Mist baut, sollten wir nicht unseren Glauben verlieren. Die Fehltritte einiger Kirchenvertreter haben ja letztlich nichts mit Gott zu tun“, sagt Nicolai. Was sie spürt, ist die Dankbarkeit der Trauernden. Schon im Vorgespräch mit den Angehörigen, wenn sie nach dem Verstorbenen fragt. Wie hat er gelebt? Was waren seine Hobbys? Was hat er geliebt? Oft fließen dabei Tränen in schmerzlicher Erinnerung an prägende Momente, an einen unbeschwerten Urlaub, ein gemeinsames Konzert. Aber manchmal wird auch herzlich gelacht. „Ein Angehöriger hat mir mal erzählt, dass die Verstorbene ständig ins Gartencenter fahren wollte und die Blumen im Garten ihn jetzt für immer an sie erinnern werden“, sagt Caterina Nicolai lächelnd. Aus solchen persönlichen Worten formuliert sie dann eine halbstündige Rede und hält sie am Grab, eindringlich und emotional. „Dabei entstehen in Erinnerung an den Verstorbenen intensive Gefühle, um ihn dann in Liebe loszulassen und im Herzen bewahren zu können“, erklärt die freie Rednerin.
Lebensgeschichte im Fokus
Dabei solle nie das Leid, sondern allein die ganz persönliche Lebensgeschichte im Fokus stehen. Sie erinnert sich: „Nach einer Beerdigung in Frechen habe ich mal gehört, wie ein älterer Herr gesagt hat: Das war besser als der Pastor. Als hätte sie ihn gekannt.“
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Demnächst will sie auch freie Trauungen und Kinderwillkommensfeste organisieren. „Auch wenn es pathetisch klingen mag, letztlich geht es doch immer um die Liebe im Herzen der Menschen.“ Mehr Informationen gibt es im Netz.