Außergewöhnliche ChorprobeFrechener Frauenchor probt vom Autositz aus
Frechen – „Hey Jude“ klingt es leise und etwas verhalten über den weiten Parkplatz an der Europaallee. Doch es ist nicht die Stimme von Paul McCartney, die dort erklingt. Frauenstimmen sind zu hören aus der eng zusammengestellten „Wagenburg“ von mehr als 15 Autos, die am Sonntagvormittag hier vor dem Porta-Möbelhaus eingetroffen ist. Zu Gast auf dem Parkplatz ist der Frechener Chor „Die Tonröhren“, der seit dem vergangenen Herbst hier regelmäßig probt, weil der Lockdown andere Möglichkeiten verbietet.
Seit 2014 existiert der Chor, wurde damals von Mirjam Medek gegründet. Die Frechener Geschichte der Steinzeugproduktion sorgte für die Namensgebung. 2016 übernahm der Kölner Chorleiter Alexander Mohr den Chor und formierte ihn neu. „Wir sind ein gemischter Chor ohne Männer“, sagt Mohr und lacht, „anfangs waren einmal zwei, drei Herren dabei. Die haben aber wohl vor der Übermacht der Damen kapituliert.“ Allerdings würden männliche Interessenten gern wieder eingegliedert, fügt der Chorleiter hinzu.
Corona erschwert die Proben des Frechener Chors
Der Chor, der in der Vergangenheit schon mehrere Konzerte in Frechen und der näheren Umgebung gegeben hatte, verfügt über ein gemischtes Repertoire aus englisch- und deutschsprachigen Songs und Evergreens. Aber auch einige klassische Volkslieder finden sich in der Notenmappe der Mitglieder.
Rund 20 Damen zwischen Mitte 30 bis 60plus gehören dem Chor an. Eigentlich treffen sie sich seit Juni 2019 regelmäßig zu ihren Proben im Begegnungs- und Tagungszentrum der Gold-Kraemer-Stiftung (Alte Kirche St. Ulrich) in Buschbell. Doch die Corona-Pandemie machte diese Treffen vor einem Jahr unmöglich. „Wir haben uns im Sommer – weit auseinanderstehend – auf einer Wiese getroffen, doch das war auch wetterabhängig“, erläutert Mohr die Entscheidung zum Parkplatztreffen.
„Die Tonröhren“: Alle Sänger sind mit Headsets verbunden
Der Chorleiter schaffte ein Intercom-System mit Verstärker und Mischpult sowie ein passendes elektrisches Klavier an. Die Geräte werden über 220 Volt betrieben, den Strom nimmt er über einen Spannungswandler von der Autobatterie. Alle Teilnehmer sind per Headsets, also Kopfhörer-/Mikrofon-Kombinationen mit dem Chorleiter verbunden. Dafür müssen vor den Proben vom Technikzentrum, dem Wagen von Mohr, erst einmal lange Kabel zu den Fahrzeugen verlegt werden.
Dabei helfen sich die Damen gegenseitig, denn nicht jede ist firm mit der Benutzung von Klinkensteckern, Adaptern und anderem Gerät. Mohr: „Da wir weder mit Funk noch mit Video arbeiten, habe ich bei dieser Lösung auch keine zeitliche Verzögerung, höre also alle Sängerinnen gleichzeitig und kann sie so kontrollieren.“ An seinem Mischpult kann er die einzelnen Stimmen auch separieren oder abschalten.
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Aufgebaut wird mit Mundschutz, im Auto wird dann die Tür geschlossen, das Kabel durch einen Schlitz eingeführt und die Maske zum Singen abgenommen.