In Frechen sind bei einem Zugunglück zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Deutsche Bahn erklärt, wie traumatisierte Lokführer begleitet werden.
Nach Zugunglück in FrechenWer kümmert sich bei Traumata um die Lokführer?
Bei einem Zugunglück am Mittwochvormittag in Frechen sind zwei Menschen von einem Zug überfahren worden. Ein traumatisches Erlebnis für Zeugen auf der Straße, für Zuggäste und für die betroffenen Lokführer und ihre Kollegen. Nach einem Bericht des Eisenbahn-Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr 678 Suizide auf Schienen in Deutschland gemeldet sowie 89 Suizidversuche. Die Zahlen für das zu Ende gehende Jahr werden im September veröffentlicht.
Unterstützung des Bahnpersonals beginnt noch vor Ort
Nach Angaben der Deutschen Bahn aus dem Jahr 2019 erleben Lokführerinnen und Lokführer in ihrem Berufsleben statistisch gesehen etwa zwei Schienensuizide. Alle 20 Jahren einen. Sowohl beim Eisenbahnverkehrsunternehmen National Express Rail GmbH, dessen Zug (RE1) am Mittwoch betroffen war, als auch bei der Deutschen Bahn werden Lokführer und Zugbegleiter nach traumatischen Ereignissen langfristig unterstützt. Bei der Deutschen Bahn etwa kommen dabei Psychologen, Betriebsärzte und geschulte Kollegen zum Einsatz. Wenn es einer Therapie bedarf, vermitteln die Betriebsärzte an externe Psychotherapeuten.
Dabei beginnt die Unterstützung vor Ort. „Sollte es zu einem Vorfall kommen, wird automatisch ein Notfallmitarbeiter informiert, welcher die Erstbetreuung übernimmt. Unser Ziel ist es, die betroffenen Mitarbeitenden so schnell wie möglich in eine sichere Umgebung zu bringen und eine angemessene psychologische Betreuung sicherzustellen“, teilte eine Sprecherin von National Express auf Anfrage mit.
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Begleitung bei neuen Fahrten möglich
Je nach körperlichem und seelischem Zustand würden die Mitarbeitenden nach Hause oder in ein Krankenhaus begleitet. Weiterfahren müssen die Betroffene nach solchen Vorfällen nicht. „Lokführer werden bei Personenunfällen ausnahmslos von einem Kollegen abgelöst und nach Hause begleitet“, heißt es seitens der Deutschen Bahn. Sie blieben so lange zu Hause, bis sie wieder bereit seien, einen Zug zu steuern. Und auch bei den ersten Fahrten nach einem belastenden Vorfall habe ein Lokführer die Möglichkeit, sich von einem Gruppenführer, einer Vertrauensperson oder einem Psychologen im Führerstand begleiten zu lassen.
„Wird ein Lokführer aufgrund der Folgen einer Traumatisierung und trotz Therapie dauerhaft fahruntauglich geschrieben, kann er innerhalb der DB in eine andere Tätigkeit wechseln“, berichtet die Deutsche Bahn. Davon betroffen seien pro Jahr rund 20 Lokführer.
Sensibilisierung während der Ausbildung
Beide Unternehmen sensibilisieren die Fahrerinnen und Fahrer aber auch im Vorfeld für mögliche traumatische Ereignisse im Berufsleben. Beim National Express werden den Lokführern regelmäßig Aus- und Weiterbildungen angeboten, in denen „grundlegende Empfehlungen zum Verhalten in diesen Situationen“ vermittelt werden. Während der Ausbildung bei der Deutschen Bahn würden mögliche belastende Ereignisse für Lokführer und Zugbegleiter verpflichtend mit „Videosequenzen und Gesprächen gedanklich intensiv durchgespielt“.