Gastronomie hat wieder geöffnetStammkunden waren die Ersten
Rhein-Erft-Kreis – „Am 19. März haben wir den Stecker gezogen“, formulierte es Rolf Diefendahl junior, Inhaber der Bedburger Mühle. Gestern lief der Betrieb in der Gaststätte wieder an.
Lediglich vier Personen, je zwei an in gebotenem Abstand aufgestellten Tischen, kamen in der Mühle zum Mittagessen. „Wir sind so froh, dass wir wieder hierhin essen gehen können“, sagte eine Restaurantbesucherin. Soeben hatte der Kellner mit Visier-Gesichtsschutz für die Stammgäste das Mittagsmahl aufgetragen.
Einkehr beginnt mit Hygiene
Am Eingang begann die Einkehr auch für sie mit Hygiene. Diefendahl hat an einer Kiste, die einst Weinflaschen vorgesehen war, einen Spender für Desinfektionsmittel montiert. Auf Listen, die vier Wochen lang aufgewahrt werden, müssen die Gäste ihre Personalien notieren. Danach dürfen sie auf vorgegebenen Laufwege zu den Plätzen an den Tischen. So hat es das städtische Ordnungsamt angeordnet. Auf Mund-Nase-Schutz können die Gäste verzichten.
Die Auswahl auf der Speisekart ist kleiner, „weil wir nicht alle Produkte bekommen, dafür sind zurzeit Spargelgerichte dabei“,sagt der Gastronom. Für den Abend hat er noch keine Tischreservierung. „Die Leute sind noch verunsichert“, glaubt Diefendahl. „Noch fehlt mir die Perspektive“, sagt er nach wie vor skeptisch. Alle Veranstalter hätten Feiern und Tagungen bis November storniert. Von den 16 Mitarbeitern sind bis auf eine kleine Besetzung alle weiterhin in Kurzarbeit.
Vorsichtig optimistisch zeigte sich Jochen Bündgen, Assistent der Geschäftsleitung des Danielshofs in Alt-Kaster. Auch er startete mit dezimiertem Personal und hat Platz für gut 20, statt der gewohnten 52 Restaurantbesucher. Der Danielshof öffnete erst zum Abend. Vier Besucher und zwei Hotelgäste haben sich angesagt. Auch hier sind die Laufwege markiert. „Aber trotzdem muss der gesunde Menschenverstand helfen, dass die Gäste Abstand halten, etwa beim Gang zur Toilette“, sagt Bündgen. Wenn die Gäste das Restaurant verlassen haben, werden hier Tische und Stühle desinfiziert. „Auch wenn wir jetzt wieder am Markt sind, waren die zurückliegenden Wochen ein wirtschaftlich harter Schlag für uns. Den Aushilfen haben wir geholfen, Anträge auf Arbeitslosengeld zu stellen“, berichtet er.
Einige warten noch
Andere Gastronomen warten noch ab. „Wir haben vor, am 19. Mai wieder zu eröffnen“, berichtet Tomislav Barisic, der gemeinsam mit seinem Bruder Igor in Frechen das Restaurant Kolpinghaus und das „Campo Rosso“ betreibt. Zum Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter und der Kunden wolle man noch abwarten. Bis dahin wird in beiden Häusern aber weiterhin ein Liefer- und Abholservice angeboten.
Im Brauhaus Brühler Hof in der Innenstadt begrüßte man am Montag wieder Gäste. „Wir hatten uns gut vorbereitet“, sagte Maria Petridou, die Tochter der Geschäftsführerin. Um Abstandsregeln einzuhalten, habe man die Zahl der Plätze reduziert. Statt 75 können nun knapp 50 Gäste bewirtet werden. Die Anzahl der Plätze in der Außengastronomie sank von 60 auf 30. Für die Angestellten ließ man eigens Masken mit dem Logo des Brauhauses nähen. „Unsere Mitarbeiter müssen diesen Schutz immer tragen“, sagt Petridou. Für die Gäste gelte die Maskenpflicht nur beim Betreten und Verlassen des Hauses sowie auf dem Weg zur Toilette. Der Gaststättenbetrieb läuft nur eingeschränkt. Niemand darf an der Theke sitzen, Stammtische und Gruppenbesuche sind nicht erlaubt. „Aber unsere Stammkunden kommen wieder“, freut sich Petridou.
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Tim Forschbach, Betreiber des Kaiserbahnhofs in Kierberg, stellte fest, dass den Gästen die Restaurantbesuche gefehlt haben. „Die Resonanz ist groß. Wir haben schon einige Reservierungen für die nächsten Tage“, sagt er. Auch er musste die Zahl der Sitzplätze auf etwa die Hälfte reduzieren. Am Eingang wurde eine Desinfektionsstation aufgebaut, die Speisekarten wurden laminiert, um sie immer wieder reinigen zu können.
„Auf den Tischen darf nichts mehr stehen, Besteck wird angereicht und von den Mitarbeitern nur mit Handschuhen angefasst.“ Der Aufwand sei deutlich größer, obwohl weniger Gäste bewirtet würden, sagt er. Ob sich das rechne, sei offen.