Abschied am Hürther EuropakollegVom Schulabbrecher zum Schulleiter
Hürth/Wesseling – Das Gymnasium brach er ab, weil er keine Lust mehr hatte, Latein zu pauken. Stattdessen machte er eine Ausbildung zum Feinmechaniker. Später holte Matthias Herwartz das Fach-Abi an der Abendschule nach, studierte Flugzeugbau und wurde dann doch Berufsschullehrer. Mit „gebrochenen Bildungskarrieren“ kennt sich der scheidende Leiter des Goldenberg Europakollegs also aus – und gerade solchen Schülern bietet das Berufskolleg an den beiden Standorten in Alt-Hürth und Wesseling eine „zweite Chance“. Mit 66 Jahren verabschiedet sich Herwartz jetzt in den Ruhestand.
„Ich habe am Airbus und am Tornado gearbeitet. Bei den großen Firmen war ich aber nur ein kleiner Ingenieur“, blickt der gebürtige Hildesheimer zurück. „Mir war es wichtiger, mit Menschen zu arbeiten als mit technischem Gerät.“ Ende der 70er ging Herwartz für zwei Jahre als Entwicklungshelfer in die Dominikanische Republik und studierte nach seiner Rückkehr Maschinenbau und Gestaltungstechnik auf Lehramt. Nach dem Referendariat in Dortmund folgten Stationen an Berufskollegs in Bonn und Köln-Porz, bis Herwartz 2014 als Schulleiter ans Goldenberg-Kolleg kam.
Lernen für den Beruf
Dort führte er ein 82-köpfiges Kollegium an, das rund 1800 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Neben dem Berufsschulteil der dualen Ausbildung gehören dazu Bildungsgänge zum Techniker und zu Schulabschlüssen bis hin zum Abitur. „Der Praxisbezug und die Kooperation mit Unternehmen machen die Berufsschule aus“, sagt Herwartz und ergänzt schmunzelnd: „Bei uns lernt man nicht fürs Leben, sondern für den Beruf.“ Das sei auch für Schüler motivierend, die mit schlechten Schulnoten ans Berufskolleg gekommen seien.
Die Förderung von benachteiligten, aber auch von talentierten Schülern sei ihm ein Anliegen gewesen. Gern erinnert sich Herwartz an „Gänsehautmomente“ bei Gemeinschaftsprojekten wie den Musical-Aufführungen an der Schule.
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Für den Ruhestand hat sich Matthias Herwartz, der in Sankt Augustin lebt und drei erwachsene Kinder sowie ein Enkelkind hat, ein Wohnmobil gekauft, mit dem er und seine Frau auf Reisen gehen wollen. Die Schule lässt er aber nicht ganz hinter sich: Als Moderator bleibt Herwartz in der Schulleiterausbildung aktiv.