Um Liebe und Freundschaft geht es bei dem Schaltjahr-Ritual. Dann können Mädels ihren Freunden Maibäume oder Herzen aufstellen.
SchaltjahrMädels aus Hürth und Frechen stellen Maibäume und Maiherzen auf
Ein bisschen verrückt ist die Tradition ja schon, die alle vier Jahre in einem Schaltjahr so einiges auf den Kopf stellen. Im Internet kursieren etliche Hinweise auf Aberglauben und auf Rituale, die sich in einem Schaltjahr teils durch das ganze Jahr ziehen. So sollen in einem Schaltjahr geborene Menschen ihr Leben lang von Geistern umgeben sein. In einigen Regionen sollen sich früher die Frauen in einem Schaltjahr auch selber ihre Ehemänner ausgesucht und ihnen sogar selber einen Heiratsantrag gemacht haben.
Um Liebe und Freundschaft geht es auch bei dem „Schaltjahr-Ritual“ der Maibäume und Herzen. Außerhalb der Schaltjahre stellen die Männer als Zeichen der Zuneigung ihren Freundinnen einen Baum auf, oder hängen ihnen ein Herz an die Türe. Im Rhein-Erft-Kreis übernehmen das in einigen Ortschaften vorrangig auch die Junggesellenvereine oder Maigesellschaften, so wie zum Beispiel in Hürth-Fischenich und in Frechen-Grefrath. Im Schaltjahr stellen allerdings nicht nur Männer Maibäume auf, sondern auch Frauen – und sie hängen auch Herzen an die Türen hinter denen ihre Freunde wohnen.
Fremde müssen 15 Euro bezahlen oder einen Kasten Bier spendieren
Anders jedoch als Männer von außerhalb, die in der Regel 15 Euro oder einen Kasten Bier bei den Junggesellen zahlen müssen, wenn sie im Ort einem Mädchen einen Baum aufstellen, brauchen Frauen diese „Maut“ nicht zu löhnen. „Trotzdem helfen wir auch ihnen bei Bedarf natürlich beim Aufstellen des Baumes“, erklärt der Vorsitzende des JGV Fischenich Valentino Piscopo (26). Zusammen mit einigen jungen Frauen und Männern des Vereins war er am Donnerstagabend mit dem Traktor unterwegs. Hoch oben im Wald zwischen Alfter und Weilerswist wartete Forstwirt Jonas Schmidt.
Um das Brauchtum zu unterstützen, fällt er für die Fischenicher Junggesellen bereits seit fast zehn Jahren immer kurz vor dem 1. Mai die speziell für den Maibrauch gewachsenen Birken in einer Parzelle. Dass dieses Mal auch junge Frauen dabei sind, findet auch er toll. „Sie unterstützen so das Brauchtum und das ist einfach fantastisch“, lobt Valentino Piscopo. Das bestätigt auch JGV- Präsident Lukas Genschel.
Im Gegenzug helfen die Junggesellen den jungen Frauen deswegen wirklich gerne, die Maibäume aus dem Wald zu bekommen, zumal sie ja auch selber noch Maibäume brauchten, die sie in der Mainacht auch aufstellen wollen. Völlig unabhängig von den jungen Männern stellen dann auch die jungen Frauen in Fischenich die Maibäume auf. Auch deswegen haben sie sich nicht die allergrößten Birken im Wald ausgesucht, die sie zu zweit aus der Schonung tragen.
Celina Maria Fleßing (22) war mitgekommen, um ihrer Schwester Dana Teresa (21) zu helfen. „Das macht echt Spaß“, freut sich Lena Kempe (21) über die gute Stimmung und das perfekte Miteinander. Maren Dähm (27) kennt das Ritual. Schon vor acht Jahren war sie dabei, als die Mädels im Schaltjahr die Maibäume geholt und in der Mainacht aufgestellt hatten. „Das wird richtig aufregend, aber auch spaßig“, prophezeit sie und meint natürlich die Mainacht, wenn die Mädels die Bäume selber aufstellen und sich dabei in der Gruppe gegenseitig zur Hand gehen. Diesen Spaß werden auch die jungen Frauen aus Grefrath haben. Lange vor der Nacht zum 1. Mai trafen sich dort fast alle 30 junge Frauen der Maigesellschaft, um den Brauch im Schaltjahr weiterzuführen. „Wir basteln Herzen für unsere Maipartner“, erklärt die Sprecherin der Gruppe Maike Kube (23) stellvertretend für die erkrankte Lena Belz. Mehr als 360 Rollen Krepppapier lagen bereit.
„Daraus basteln wir Papierröschen, die anschließend auf das Herz geklebt werden“, erklärt sie. Bis zu 100 Papierröschen pro Herz. Und es war nicht nur die Arbeit, die ganz offensichtlich Spaß machte. „Dieses Gemeinschaftsprojekt und das Miteinander in der Gruppe ist wunderbar“, sagt Carina Köllen (25). Außerdem ist es ihnen allen auch persönlich wichtig, die Tradition fortzusetzen. „Wir werden uns in der Mainacht nach Mitternacht vom Maifest auf dem Dorfplatz heimlich davonschleichen“, berichtet sie.
„Die Jungs ahnen nichts davon, dass wir ihnen dann ein von uns selbstgebastelte Herz an ihre Tür hängen.“ Zwölf Frauen hängen für ihren Freund beziehungsweise Lebensgefährten ein Herz an die Türe, die anderen basteln die Herzen für ihren Maipartner. Maipartner seien Freunde, keine Partner. „Es geht um Freundschaften und um Tradition – nicht aber um Liebe“, betont Kube.