„Stehen in den Startlöchern“Am alten Bahnhof in Hürth entsteht ein neues Stadtquartier

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Ein Bahnhofsgebäude mit zugenagelten Fenstern und Türen hinter einem überwucherten ehemaligen Gleisbett.

Erhalten bleiben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll das alte Bahnhofsgebäude in Hermülheim.

Corona und Probleme bei der Erschließung haben das Projekt am Rangierbahnhof verzögert. Dort entstehen 450 Wohneinheiten und Gewerbeflächen.

Die Pläne für ein Wohn- und Gewerbequartier auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs in Hermülheim nehmen Fahrt auf. Nachdem Corona und städtebauliche Planänderungen den Zeitplan erheblich verzögert hätten, rechnet die Projektgesellschaft jetzt damit, dass der Bebauungsplan im Frühjahr 2025 rechtskräftig wird und danach die Erschließungsarbeiten beginnen können. „Wir stehen in den Startlöchern“, sagt Martin Koll, Geschäftsführer des Projektentwicklers Pareto. Die Finanzierung sei gesichert.

Bereits im Frühjahr 2019 hatte der Kölner Projektentwickler und Architekt Michael Zimmermann die Pläne vorgestellt. Im folgenden Herbst ging die gemeinsame Projektgesellschaft von Zimmermann und der Kreissparkassentochter Pareto an den Start. Im nördlichen Teil des 100.000 Quadratmeter großen, langgestreckten Areals des alten Güterbahnhofs zwischen Hans-Böckler- und Bonnstraße, Kölnstraße und den Stadtbahngleisen sollen etwa 450 Wohneinheiten entstehen, im südliche Drittel ist Gewerbe vorgesehen, vor allem Büros.

Wechsel in der Projektgesellschaft für den alten Rangierbahnhof in Hürth

Inzwischen hat Architekt Zimmermann seinen 50-Prozent-Anteil an der Projektgesellschaft verkauft. Neuer Mitgesellschafter der Pareto, die jetzt 89 Prozent der Anteile hält, ist der Projektentwickler Siebers und Partner aus Köln mit elf Prozent.

„Bei der Gründung der Gesellschaft sind wir davon ausgegangen, das Projekt 2024 abzuschließen“, so Pareto-Geschäftsführer Koll. „Nicht planbare Faktoren bei den Rahmenbedingungen haben dann aber eine weitreichende Überarbeitung der Zeitplanung erforderlich gemacht.“ Inzwischen geht Koll von einer Projektlaufzeit bis 2029 aus. Die Projektgesellschaft übernimmt aber nur die Erschließung, die Baufelder werden anschließend vermarktet.

Alte Fabrikhallen in Hermülheim weichen einer Erschließungsstraße

Ein dicker Stolperstein war die Verkehrsanbindung des Geländes, die auch über ein Fabrikgelände an der Kölnstraße erfolgen soll. Nach langwierigen Verhandlungen habe man sich mit dem Eigentümer geeinigt und das Grundstück gekauft, so Koll. Die alten Fabrikhallen werden abgerissen und weichen einer Straße ins Quartier.

Nach Angaben des Leitenden Stadtbaudirektors Manfred Siry ist das Bebauungsplanverfahren weit fortgeschritten. „Es fehlen noch ein paar Gutachten“, so Siry. Das gelte zumindest, wenn die Pläne nicht mehr groß geändert würden. Das sei nicht vorgesehen, sagt Koll.

Hürth will Bahnhofsgebäude zu einem symbolischen Preis übernehmen

Parallel verhandelt die Stadt mit der Projektgesellschaft über einen städtebaulichen Vertrag. Darin soll unter anderem die Einrichtung eines Kindergartens für das Quartier geregelt werden. Außerdem wird der Erhalt des alten Bahnhofsgebäudes festgeschrieben, das wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll.

„Wir würden das Gebäude für einen symbolischen Preis an die Stadt verkaufen“, sagt Pareto-Geschäftsführer Koll. Bürgermeister Dirk Breuer zeigte sich dafür offen. Der Verwaltungschef hat die Einrichtung eines deutsch-ukrainischen Kulturzentrums im alten Bahnhof ins Gespräch gebracht.

Unterdessen hat die Projektgesellschaft mit Rodungen auf dem Gelände begonnen. Wenn der Bebauungsplan rechtskräftig ist, muss zunächst viel Erde bewegt werden. Der Boden sei mit Schadstoffen belastet und müsse großräumig abgetragen werden. „Wir gehen davon aus, dass der erste Teil der Baustraße im April 2026 fertig wird“, blickt Koll voraus. Anschließend könne mit dem Hochbau begonnen werden.

Der Stadtbaudirektor bewertet es positiv, dass es mit den Plänen für das zentrale Quartier vorangeht. „Wir brauchen in Hürth dringend Wohnungen“, sagt Siry. Pareto-Geschäftsführer Koll betont, dass das Baugebiet auch für Firmenansiedlungen attraktiv sei. „Durch die Umgehungsstraße wird der Gewerbestandort enorm aufgewertet“, so Koll. „Ich finde, das ist ein sehr interessantes Quartier.“

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