Das Bahnhofsgebäude in Hermülheim verfällt seit Jahren. Die Stadt will es zu einem deutsch-ukrainischen Kulturzentrum umbauen.
„Food & Culture Lab“Hürth will Alten Bahnhof Hermülheim zu ukrainischem Kulturzentrum machen
Seit Jahren steht der alte Bahnhof Hermülheim leer. Derzeit bietet das Gebäude aus den 1950er-Jahren den Fahrgästen der Linie 18 am Stadtbahnhof ein trauriges Bild: Türen und Fenster sind mit Brettern vernagelt, das Umfeld ist verwildert, die alten Gleise am Bahnsteig sind längst demontiert worden. Doch die Stadtverwaltung hat eine Idee, wie das verfallene Bahnhofsgebäude neu belebt werden kann: Bürgermeister Dirk Breuer plant die Einrichtung eines deutsch-ukrainischen Kulturzentrums.
Vor knapp zehn Jahren hatte die Stadt dem früheren Eigentümer Häfen- und Güterverkehr Köln AG (HGK) bereits eine Abrissgenehmigung erteilt. Doch das Bahnhofsgebäude steht noch und soll nun nördlicher Auftakt eines neuen Wohn- und Gewerbequartiers mit viel Grün auf der Fläche des ehemaligen Rangierbahnhofs zwischen Hans-Böckler-Straße, Kölnstraße und Bonnstraße werden.
Stadt Hürth führt Gespräche mit dem Eigentümer des Bahnhofsgebäudes
Das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek) für Hermülheim, das der Rat 2019 nach breiter Bürgerbeteiligung beschlossen hat, sieht vor, dass das Gebäude erhalten und für gastronomische und kulturelle Zwecke genutzt wird. Die Stadt will das stark sanierungsbedürftige Gebäude übernehmen und führt nach Angaben des Bürgermeisters Gespräche darüber mit dem neuen Eigentümer Pareto.
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Gemeinsam mit dem deutsch-ukrainischen Verein Blau-Gelbes Kreuz aus Köln, einem überregional aktiven Träger für Integrationsarbeit und Hilfsaktionen, will Breuer das Gebäude zu einem „Food & Culture Lab“ umbauen. Vorbild sei eine von zwei Iranerinnen betriebene Einrichtung in Berlin, die den Gästen dort die Kultur und die Speisen des Nahen Ostens vermitteln will.
Bahnhof Hermülheim soll Anlaufstelle für geflüchtete Ukrainer werden
Im Bahnhof Hermülheim soll es um Kultur und kulinarische Spezialitäten aus der Ukraine gehen. Das Lab soll zu einem Ort der interkulturellen Begegnung werden. Dort könnten Kochkurse und Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Konzerte, Theater und Filmabende stattfinden.
Gleichzeitig soll die Einrichtung zu einer Anlaufstelle für vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtete Menschen werden. 722 Ukrainer leben derzeit in Hürth. Geplant sind niederschwellige Integrations- und Beratungsangebote, etwa Deutschkurse, Hausaufgabenbetreuung und Hilfe bei Behördengängen. „Es sollen auch Jobperspektiven vermittelt werden“, erklärt Breuer. Er kann sich eine Gründerberatung für Ukrainer vorstellen, die sich selbstständig machen.
Hürth ist bei der Realisierung auf Fördermittel angewiesen
Aus eigener Kraft könne die Stadt das Projekt jedoch nicht stemmen. „Das ist nur realisierbar, wenn es gelingt, private oder öffentliche Geldgeber zu akquirieren“, so Breuer. Bis Jahresende will die Stadt ein Konzept aufstellen und damit beim Land um Fördermittel werben.
Erste Anschaffungen sollen bereits jetzt mit Landesmitteln getätigt werden. Für 33.000 Euro aus dem Stärkungspakt gegen Armut will Breuer Küchenutensilien beschaffen und für weitere 10.000 Euro die Großküche aus der ehemaligen Jugendherberge in Kendenich überholen und in der Kantine des AOK-Gebäudes an der Luxemburger Straße, das die Stadt gekauft hat, aufbauen lassen. Dort könnte das Lab Anfang 2024 provisorisch starten.
Den Förderantrag hat die Stadt per Dringlichkeitsbeschluss gestellt, um die Ende September auslaufende Frist zu wahren. Breuer betont indes, dass das Vorhaben ziemlich am Anfang stehe. „Der Zug ist noch nicht abgefahren“, sagt der Verwaltungschef über das Bahnhofsprojekt.
Die SPD hatte in der jüngsten Ratssitzung kritisiert, dass bislang kein Gremium mit dem Thema befasst gewesen sei und verweigerte ihre Zustimmung zum Dringlichkeitsbeschluss. Breuer wiegelt ab: Für den Förderantrag habe die Zeit gedrängt, die Gremien würden natürlich noch beteiligt.