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KonstruktionsmängelDie lange Geschichte des undichten Dachs am Hürther Busbahnhof

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt einen Mann mit Regenschirm am Busbahnhof in Hürth Mitte. Auf den Schirm prasselt das Wasser.

Mit dem Regenschirm steht Dr. Christian Karaus unter dem Leck im Dach des Busbahnhofs in Hürth-Mitte.

Durchs Dach des ZOB in Hürth ergoss sich das Regenwasser auf den Bussteig. Die futuristisch anmutende Konstruktion hatte von Anfang an Mängel.

Ein Dach über dem Kopf zu haben, bedeutet noch lange nicht, dass man darunter trocken bleibt. Diese Erfahrungen konnten Fahrgäste über viele Jahre am Busbahnhof in Hürth-Mitte machen. Erst 15 Jahren nach Inbetriebnahme konnten Konstruktionsmängel an der Entwässerung der futuristisch anmutenden Stahlkonstruktion, die aus einem auf 14 Beinen ruhenden, 100 Meter langen Dachoval besteht, behoben werden. Jetzt war das Dach erneut undicht – immerhin gelang die Reparatur schneller als erwartet.

Dabei ergoss sich das Regenwasser offenbar schon seit Monaten aus der Dachkonstruktion auf den Bussteig. Christian Karaus zeigte vor Ort erst auf eine Kuhle im Pflaster unter dem Leck, dann auf die zwischenzeitlich stark vermooste Stelle unter dem Dach, aus der das Wasser quoll. „So stellt man sich als Kunde keinen ZOB vor“, sagte Karaus, der von 2003 bis 2007 selbst Geschäftsführer bei der Stadtverkehrsgesellschaft war – inzwischen eine Abteilung der Stadtwerke – und heute viel mit dem Bus unterwegs ist.

Hürth: Langer Rechtsstreit um Konstruktionsmängel am ZOB

Der FDP-Stadtverordnete wandte sich mit einem Schreiben an die Stadtwerke, erhielt jedoch Anfang August vom Vorstand eine hinhaltende Antwort. Der Mangel werde nach den Ferien untersucht, es werde dann nach einer Lösung gesucht. „Wie diese aussehen wird, kann derzeit nicht beantwortet werden“, heißt es in dem Schreiben.

Jurist Karaus erinnerte sich an den langen Rechtsstreit, den es um die Dachentwässerung des Busbahnhofs gegeben hatte. Der frühere Baudezernent und Stadtbus-Geschäftsführer Franz-Peter Boden verweigerte schon nach der Fertigstellung im Herbst 2002 die Abnahme des Bauwerks, weil die Fahrgäste unter dem Dach nass wurden. Das Regenwasser lief vom Dach um die abgerundete Kante herum und tropfte auf die wartenden Fahrgäste.

Bei der Entwässerung am Hürther Busbahnhof wurde nachgebessert

Es folgte eine lange juristische Auseinandersetzung mit dem Architekten und einer Stahlbaufirma. Ein Gutachter, der 2010 mit der Gießkanne auf das Dach geklettert war, um es künstlich zu beregnen, stellte Konstruktionsfehler fest. So liege die Entwässerungsrinne zu weit vom Rand des Dachs entfernt, außerdem fehle eine Tropfkante. Das Landgericht in Köln entschied 2014 zugunsten der Stadtwerke, doch der Architekt ging in Berufung. Um das Verfahren abzukürzen, einigten sich die Beteiligten schließlich vor dem Oberlandesgericht Köln auf eine Schadenersatzsumme.

Nachgebessert wurde bei der Entwässerung allerdings erst im Herbst 2017 – die Stadt hatte zunächst keine Firma gefunden, die den komplizierten Auftrag übernehmen wollte. Schließlich wurden eine von unten nicht sichtbare Rückhalteschiene aus Aluminium auf dem Dach sowie eine Tropfkante angebracht, außerdem wurde die Zahl der Einläufe in die Entwässerungsleitungen, die durch die Stahlbeine verlaufen, verdoppelt.

Die Stelle, an der das Regenwasser jetzt aus dem Dach lief, bleibt aber „konstruktionsbedingt der Schwachpunkt“, sagt Jürgen Wiethüchter, Abteilungsleiter Mobilität bei den Stadtwerken: „Das ist der tiefste Punkt, der schwer zu entwässern ist. Fallrohre gibt es dort nicht.“

Wiethüchter befürchtete zunächst, dass die Reparatur schwierig werden könnte, weil dafür womöglich die großen, schweren Aluminiumplatten entfernt werden müssten. Schließlich stellte sich heraus, dass nur zwei Teile einer nachgerüsteten Regenablaufrinne auseinandergerutscht waren. „Das konnte ohne größeren Aufwand oben vom Dach aus repariert werden“, sagt Wiethüchter. „Wir werden das jetzt regelmäßig überprüfen.“