Die Bauarbeiten für die neue Feuer- und Rettungswache in Hermülheim liegen im Zeitplan. Im kommenden Frühjahr soll sie bezugsfähig sein.
Endspurt auf der BaustelleHürther Feuerwehrleute freuen sich auf ihre neue Wache
Wie eine gigantische Burg thront das neue Gebäude der Feuerwehr links neben der Einfahrt in den Hürther Bogen. Schon aus der Ferne ist das markante rot-weiß geklinkerte Bauwerk auszumachen. Von außen scheint es fast fertig zu sein. Doch der Schein trügt. Auf Hochtouren wird zurzeit der Innenausbau vorangetrieben. Die Fertigstellung ist laut Stadtverwaltung für März/April 2025 geplant.
„Wir liegen nur maximal 14 Tage im Verzug“, betont Projektleiter Thomas Pehlke vom Gebäudeamt. Für eine Bauzeit von etwa vier Jahren sei das nicht tragisch. Die reinen Baukosten hingegen haben sich laut Verwaltung seit Baubeginn im Juni 2021 um fünf bis acht Prozent gesteigert. So hätten sich die Hygienevorschriften durch die Corona-Krise noch einmal verschärft, aufgrund der angespannten Marktlage sei es auch zu Lieferschwierigkeiten und Materialengpässen gekommen.
Baukosten für die Hürther Feuerwache sind um acht Prozent gestiegen
Anders als vor Baubeginn aus dem Gutachten hervorging, haben sich beim Ausschachten der Baustelle zudem die Bodenverhältnisse komplizierter darstellten. Die reinen Baukosten belaufen sich auf rund 36 Millionen Euro. Weitere etwa 10,5 Millionen Euro werden die moderne IT-Ausstattung und Mobiliar kosten. Mit etwa 6600 Quadratmeter Nutzfläche wird die Feuerwache gut dreimal so groß wie ihr Vorgängergebäude. „Hier können wir in den nächsten Jahren richtig hineinwachsen“, sagt Brandoberinspektor Marvin Habbig.
Habbig ist einer der zurzeit 125 Feuerwehrleute, die dem Umzug in den gerade entstehenden Gebäudetrakt für die hauptamtliche Feuerwehr voller Freude entgegenfiebern. Die neue Feuerwache biete Platz für 170 hauptberufliche Feuerwehrleute – 140 Männer und 30 Frauen. Laut Stadtverwaltung ist davon auszugehen, dass der Personalbedarf der Feuer- und Rettungswache in den kommenden Jahren weiter wachsen wird, auch wenn ein Zeitraum über fünf, maximal zehn Jahre hinaus nicht belastbar zu überblicken sei. „Die Gebäudesubstanz ist allerdings so ausgelegt, dass ihr eine Lebensdauer von 100 Jahren zugeschrieben werden kann“, erklärt Stadtsprecherin Henriette Conzen.
Weil es keinen Turm mehr gibt, wird Anleitern im Hürther Chemiepark geübt
Während in der Fahrzeughalle noch der Betonboden gegossen wird, haben in den oberen Etagen bereits die Malerarbeiten begonnen. In den nächsten Tagen wird auch die Beleuchtung montiert und feinjustiert. Das gesamte Gebäude habe eine über Diesel-Aggregate laufende Notstromversorgung, für den Fall, dass es in Hürth zu einem Blackout kommen sollte. Die Löschschläuche trocknen nach den Einsätzen längst in speziellen Räumen, und die Anleiter-Übungen, die früher am inzwischen abgebrochenen Feuerwehrturm stattfanden, werden bei Yncoris im Chemiepark in Knapsack ausgeführt. „Dort üben auch unsere Höhenretter“, sagt Marvin Habbig.
Zukunftsweisend sind auch die 44 überdachten Stellplätze für die Einsatzfahrzeuge, alle bereits mit E-Lademöglichkeiten angelegt. „Die nächste Generation der Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge werden wohl schon mit Strom fahren“, ist sich Habbig sicher. Kurze Wege bestimmen das Konzept der Raumaufteilungen. „Unsere Feuerwehrleute durften beim Innenausbau mitreden“, berichtet Hürths Feuerwehrsprecher Helmut Schmitz.
Trotz der größeren Fläche sei so eine komfortable Wache entstanden. Beispielhaft zeigt der Projektleiter der Baufirmen Marco Verna den Schwarz-Weiß-Bereich, durch den es künftig nach den Einsätzen direkt von der Fahrzeughalle aus geht. Nacheinander sind dort wie in einer „Schleuse“ die sanitären Anlagen angeordnet, so dass die Feuerwehrleute stets frei von möglichen Rußanhaftungen am Körper in ihre Aufenthaltsräume und Büros gelangen.
In dem rund 4500 Quadratmeter großen Gebäudetrakt der hauptamtlichen Wehr gibt es ausreichend Ruheräume und großzügige sanitären Anlagen. Auch die Verwaltungs- und Gemeinschaftsräume mit Küche sowie Schulungs- und Besprechungsräume entsprechen modernsten Anforderungen. „Wir bekommen hier auch einen Stabsraum für Krisen und außergewöhnliche Ereignisse“, sagt Schmitz.
Darüber hinaus sei ein Funkraum mit Zentrale geplant, der aber nur besetzt werde, wenn es in Hürth etwa aufgrund von Hochwasser zu einem verstärken Einsatzgeschehen kommen sollte. „Dann verwalten wir hier losgelöst von der Feuerwehrleitstelle des Rhein-Erft-Kreises unsere Einsätze selber“, sagt Habbig.
„Es macht richtig Spaß zu sehen, wie es hier jeden Tag weiter geht“, sagt er. Schon jetzt sei ihr Arbeitsbereich in keiner Weise mit ihrer vorherigen „Herberge“ zu vergleichen. Zurzeit ist die hauptamtliche Wache in dem rund 2500 Quadratmeter großen, bereits fertiggestellten Neubautrakt untergebracht, in dem künftig die rund 70 Ehrenamtler der Freiwillige Feuerwehr Hermülheim mit der Jugend- und Kinderfeuerwehr ihr Reich haben werden. Noch sei es deswegen ein bisschen eng.
„Für unsere Kinder- und Jugendfeuerwehr haben wir zurzeit noch keine Umkleidemöglichkeiten“, sagt Schmitz. Die jungen Leute müssten ihre Sachen mit nach Hause nehmen. Auch die Verwaltung der Feuerwehr sei noch einige Minuten zu Fuß von der Feuerwache ausgelagert. Jedes Treffen und jede Besprechung sei so auch mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden. „Oder es wird halt öfter telefoniert“, sagt Habbig.
Aber das sei bald Geschichte. „Wir fühlen uns längst angekommen, selbst mit dem Wissen, dass wir noch einmal umziehen müssen.“ Eine wichtige Entscheidung muss noch getroffen werden. Wo künftig der beleuchtete Weihnachtsbaum aufgestellt werden soll, der früher auf dem Feuerwehrturm stand, ist noch unklar. Schmitz: „Wir werden aber ganz sicher einen schönen und markanten Platz für ihr finden.“