Vor zwei Jahren wurde die 120 Jahre alte Blutbuche an der Luxemburger Straße gefällt. Das hat der Künstler Bernd Reiter mit dem Stamm vor.
Luxemburger StraßeGefällte Blutbuche in Hürth-Efferen soll als Kunstwerk wiederauferstehen

Der Künstler und Immobilienprojektentwickler Bernd Reiter mit einem Modell seines geplanten Kunstwerks.
Copyright: Andreas Engels
Rund 120 Jahre lang stand die mächtige Blutbuche an der Luxemburger Straße in Hürth-Efferen, bevor sie im März 2023 gefällt wurde. Nun soll der Baum, der dem vierspurigen Ausbau der Straße weichen musste und darüber hinaus an einem Pilz erkrankt war, als Kunstwerk wiederauferstehen. Der Unternehmer und Künstler Bernd Reiter erklärt, was er mit dem tonnenschweren Baumstamm vorhat.
Reiter hat architektonische Spuren in Efferen hinterlassen. Vor über zwei Jahrzehnten hat er das Kunst- und Medienviertel auf dem Kleefisch-Gelände östlich der Luxemburger Straße entwickelt. Dort vor dem „Werk P2“ stand auch viele Jahre lang die 17,5 Tonnen schwere Skulptur „Transmutation“ aus Cortenstahl mit vier eingelassenen Fernsehmonitoren, die Reiter noch in der alten Gießerei geschweißt hatte und im Sommer 2019 auf den Euronova Campus nach Kalscheuren versetzen ließ. Auch den Passivhauskomplex „Flux 7“ auf der westlichen Seite der Luxemburger Straße hat Reiter gebaut.
Hürth: Kunstwerk soll an der Einmündung der Ortsumgehung stehen
Das neue Kunstwerk soll im Dreieck vor der Einmündung der Ortsumgehungsstraße B265n auf die alte Trasse der Luxemburger Straße seinen Platz finden. Auf den Stamm, der zurzeit noch vor dem Baumstumpf am Straßenrand liegt, sei er durch mehrere Artikel in dieser Zeitung aufmerksam geworden, so Reiter. Er habe daraufhin Kontakt zum Vorsitzenden des Planungsausschusses und Efferener CDU-Ratsherrn Herbert Verbrüggen aufgenommen.

Die ausladende Blutbuche war ein Wahrzeichen an der Luxemburger Straße in Efferen. Im März 2023 wurde sie gefällt.
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Er sei sich mit Verbrüggen einig darüber gewesen, dass der Baum mehr verdient habe, als – wie ursprünglich geplant – auf dem gegenüberliegenden Gelände des Wasserwerks zu verrotten. Dem CDU-Politiker gefiel auch der alternative Verwaltungsplan nicht, dass die Blutbuche zersägt und als Einfriedung auf einem neuen Überlaufparkplatz am Otto-Maigler-See verwendet werden könnte. „Reiter kam im richtigen Moment mit seinem Vorschlag, aus dem Stamm ein Kunstwerk zu machen“, meint Verbrüggen.
Für den Hürther Künstler schließt sich mit dem Kunstwerk ein Kreis
Die Rotbuche habe viele Jahrzehnte lang Efferen als Landmarke geprägt und habe für die Bürger eine besondere Bedeutung als Wahrzeichen, so Reiter. „Als ich mir die Aufgabe stellte, den Baumstamm einmal künstlerisch zu betrachten, war schnell klar, dass dies nicht in liegender Position, sondern aufrecht wie in den letzten 120 Jahren erfolgen muss“, sagt der Künstler. „Das war natürlich eine große Herausforderung bei etwa sechs Tonnen Gewicht.“
Reiter möchte den Baumstamm leicht schräg auf einem zwei mal zwei Meter großen und 1,50 Meter tiefen Betonfundament in einer kleinen Grünanlage aufstellen. Die Last soll von einem Metallkern getragen werden. Nach der künstlerischen Bearbeitung des Stamms will er an der Spitze ein Auto einarbeiten. „Hier schließt sich der Kreis“, sagt der Künstler. „Das Auto, die Straße und der Baum gehören seit 120 Jahren an dieser Stelle zusammen, und es sollte eine ähnlich auffallende Marke zeichnen wie alte Rotbuche.“
Im Planungsausschuss flammte nur eine kurze Diskussion über das Kunstwerk auf. Der fraktionslose Stadtverordnete Saleh Mati fragt sich: „Sind wir jetzt eine Autostadt wie Wolfsburg?“ Reiter entgegnet: „Die Kunst ist frei. Jeder kann da anders drüber denken. Man muss auch mal mutig sein. Normal kann jeder.“
Der FDP-Politiker Christian Karaus sieht es positiv, dass Reiter ein Kunstwerk schaffen werde, dass zur Diskussion anrege. „In Hürth gibt es viel zu wenig Kunst im öffentlichen Raum“, meint der Liberale. Einen Zeitplan kann Reiter noch nicht nennen. Allerdings werde es aufgrund der aufwendigen Statik eine Zeit dauern.