Seit über einem Jahr liegt der tonnenschwere Stamm am Straßenrand. Der Künstler Bernd Reiter will ihn abtransportieren und bearbeiten.
Luxemburger StraßeGefällte Blutbuche soll als Kunstwerk nach Hürth-Efferen zurückkehren
Einst war die über 120 Jahre alte, ausladende Blutbuche eine Landmarke, die das Ortsbild an der Luxemburger Straße in Efferen mitgeprägt hat. Im März 2023 wurde der Baum gefällt, seitdem liegt der Stamm am Straßenrand. Das soll sich ändern: Der Bauunternehmer und Künstler Bernd Reiter will aus dem Holz ein Kunstwerk schaffen, das in der Nähe des früheren Standorts aufgestellt werden soll.
Der Fällung des alten Baums, der dem vierspurigen Ausbau der Luxemburger Straße weichen musste, hatte seinerzeit Proteste bei Umweltschützern und Anwohnern ausgelöst. Doch alle Vorstöße, die Blutbuche durch Änderung der Planung zu retten, waren hinfällig, als ein Gutachter einen Pilzbefall diagnostizierte.
Stadtverwaltung in Hürth wollte den Baumstamm zersägen lassen
Zwar steht immer noch nicht fest, wann der Straßenausbau beginnen wird. Der Landesbetrieb Straßen NRW ließ die Blutbuche aber vorzeitig umlegen. Der Pilz habe den Stamm ausgehöhlt, so dass der Baum auf die Straße zu stürzen drohe, so die Begründung.
Ursprünglich sollte der Landesbetrieb den Baumstamm auf eine Wiese auf der anderen Straßenseite schaffen, wo er zwischen fünf neu anzupflanzenden Bäumen verrotten und als Lebensgrundlage für andere Pflanzen und Tiere dienen sollte. Doch weil der Landesbetrieb den tonnenschweren Baumstamm aus Kostengründen erst nach Abschluss des Straßenbaus umbetten wollte – schließlich sei dafür schweres Gerät erforderlich – machte die Verwaltung einen neuen Vorschlag.
Blutbuche liegt Efferenern am Herzen
Der Baumstamm sollte zersägt und das Totholz zur Markierung neuer Parkplätze am Otto-Maigler-See verwendet werden. Dieses Ansinnen wies der Planungsausschuss aber im September 2023 zurück. Der Baum habe symbolische Bedeutung für Efferen und solle deshalb auch dort verbleiben. Nun beschäftigte die Blutbuche abermals den Planungsausschuss.
„Der Baum liegt den Efferenern am Herzen“, so der Ausschussvorsitzende Herbert Verbrüggen (CDU). Ihm sei wichtig, dass die Blutbuche nicht „zerstückelt“, sondern als eine Art „Memorial“ erhalten bleibe. Der Bauunternehmer und renommierte Künstler Bernd Reiter, der in Efferen mit seinem Kunst- und Medienviertel auf dem Gelände der früheren Gießerei Klefisch architektonische Spuren hinterlassen hat, sprang im Gespräch mit Verbrüggen auf die Idee an.
Bernd Reiter wird den massiven Stamm auf eigene Kosten in sein Atelier bringen
„Ich habe von der Blutbuche in der Zeitung gelesen und mir den Stamm angeschaut“, so Reiter, der den Sitz seiner Unternehmensgruppe vor Jahren nach Köln verlegt hat, gegenüber dieser Redaktion. „Ich habe mir Gedanken gemacht und weiß, was ich machen werde. Das wird auf jeden Fall groß und eine interessante Statik haben, wie meine anderen Skulpturen. An diesen Ort kann man ja nicht einfach irgendetwas hinstellen.“
Der Planungsausschuss beschloss, Reiter den Stamm zu überlassen. Allerdings müsse sichergestellt werden, dass das Kunstwerk keinen Anstoß erregen werde und für die Bevölkerung akzeptabel sei, so CDU-Ratsherr Rüdiger Winkler. Auch der fraktionslose Stadtverordnete Saleh Mati tat sich schwer damit, dem Künstler freie Hand zu lassen, weil die Blutbuche für viele Efferener eine emotionale Bedeutung habe.
Reiter wird den Baumstamm auf eigene Kosten in sein Atelier transportieren und bearbeiten. Das Kunstwerk soll auf der Grünfläche am neuen Wendeplatz vor dem Wasserwerk aufgestellt werden. Vorausgesetzt, Straßen NRW stimme dem Standort zu. Darum werde sich die Verwaltung kümmern, so Stadtbaudirektor Manfred Siry.