Die Stadtverwaltung wollte den Stamm der über 120 Jahre alten Blutbuche zersägen und abtransportieren. Doch daraus wird nichts.
Gefällte BlutbucheTonnenschwerer Baumstamm bleibt in Hürth am Straßenrand liegen
Seit einem halben Jahr liegt der massive Stamm der gefällten, mehr als 120 Jahre alten Blutbuche neben dem Baumstumpf an der Luxemburger Straße. Und dort wird er wohl noch eine ganze Weile liegen bleiben. Der Ausschuss für Planung, Umwelt und Verkehr lehnte das Ansinnen der Stadt ab, den Stamm zu zersägen und das Totholz als Markierung der neuen Überlaufparkplätze auf einer Streuobstwiese am Otto-Maigler-See zu verwenden.
Das Ende des stolzen alten Baums, der eine Landmarke an der Luxemburger Straße darstellte, war längst besiegelt, als Mitte März der Fälltrupp anrückte. Bereits 2017 hatte der Ausschuss dem „Entfall der Blutbuche“ zugestimmt, die dem geplanten vierspurigen Ausbau der Straße im Zuge des Baus der Ortsumgehung Hermülheim im Weg steht.
Umweltschützer kämpften vergeblich um den über 120 Jahre alten Baum in Efferen
Ein Gutachter hatte damals festgestellt, dass der Baum von einem Pilz (Riesensporling) befallen und damit ohnehin nicht zu retten sei. Umweltschützer kämpften vergeblich um den alten Baum.
Dem Landesbetrieb Straßen NRW wurde seinerzeit aber aufgegeben, auf der gegenüberliegenden Straßenseite fünf große Bäume auf einem Grundstück der Stadtwerke zu pflanzen. Dort sollte auch der Baumstamm ein schattiges Plätzchen finden, langsam verrotten und dabei zur Heimstatt für Insekten und Käfer werden. Bis Februar 2018 sollte der Plan ursprünglich umgesetzt sein.
Doch der Straßenausbau in der Ortslage von Efferen verzögerte sich und wird nach Angaben von Straßen NRW frühestens 2024 beginnen. Den Baum ließ der Landesbetrieb Mitte März dennoch schon fällen. Begründung: Der Pilz habe den Stamm teilweise ausgehöhlt und den Baum so schwer geschädigt, dass er umzustürzen drohte.
Den Stamm will der Landesbetrieb aber erst nach Abschluss des Endausbaus der Luxemburger Straße auf die andere Straßenseite schaffen, wenn dort auch die Bäume gepflanzt sein werden, die für Schatten sorgen sollen. Das kann dauern.
Politiker wollen den Baumstamm in Efferen belassen
Der Stadtverwaltung schwebte deshalb eine andere Lösung vor. Sie wollte den Stamm schon jetzt aus der Sonne holen, zerteilen und anderweitig verwenden, zumal Totholz nicht leicht zu beschaffen ist. Um den mehrere Tonnen schweren Stamm am Stück über die Straße zu bringen, ist schweres Gerät erforderlich. „Wenn wir das jetzt schon wollen, müssten wir es selbst bezahlen“, erklärte Stadtbaudirektor Manfred Siry.
Doch die Verwaltung hatte die Rechnung ohne den Ausschuss gemacht. „Der Baum hat eine symbolische Bedeutung für Efferen“, sagte der Grüne Ratsherr Manuel Busch. „Der soll vor Ort bleiben.“ Dass der Stamm zu schwer sei, wollte Busch nicht gelten lassen: „Die alten Ägypter haben es schon vor vielen Tausend Jahren geschafft, größere Gewichte zu transportieren.“
Das sah auch der Ausschussvorsitzende Herbert Verbrüggen (CDU) so und zitierte den abgewandelten Titel eines kölschen Karnevalsschlagers: „Mir losse d'r Stamm in Efferen.“ Wenn demnächst an der Straße gebaut werde, sei der Transport wohl kein Problem, meint Verbrüggen: „Der Bagger packt sich den Stamm und bringt ihn auf die andere Seite.“
Da wollte auch der Stadtbaudirektor nicht widersprechen: „Der Baum liegt dem Landesbetrieb im Weg. Der muss den Transport dann bezahlen.“ Einzig der fraktionslose Stadtverordnete Saleh Mati sprach sich dafür aus, den Baum zu zersägen. Vielen Efferenern werde es eher weh tun, „wenn der Baum da als trauriges Denkmal“ liegenbleibe.