Bis Herbst 2029 dauert die Vollsperrung der Luxemburger Straße in Hermülheim. Für die Geschäftsleute ist das eine lange Durststrecke.
„Lebensader Lux“Geschäftsleute in Hürth klagen über Umsatzeinbußen durch Großbaustelle

Eine Herausforderung sei die jahrelange Vollsperrung, sagt Nahkauf-Inhaber René Irrgang.
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Die Luxemburger Straße in der Ortsdurchfahrt von Hermülheim wird einmal als verkehrsberuhigter Bereich mit Vorrang für Fahrräder und viel Grün zum Flanieren einladen. Zunächst ist die künftige „Lebensader Lux“ zwischen Horbeller- und Bonnstraße aber auf Jahre hinaus eine Großbaustelle. Unter der damit einhergehenden Vollsperrung bis Herbst 2029 leiden besonders die ortsansässigen Geschäfte.
Seit Herbst 2024 wird auf der Luxemburger Straße gebuddelt. Die Zufahrt von der Horbeller Straße aus ist gesperrt, aus der anderen Richtung ist der 500 Meter lange Abschnitt bis zur Baustelle nur sehr eingeschränkt befahrbar. Für Rewe-Kaufmann René Irrgang, der dort einen Nahkauf betreibt, hat das Folgen.
Hürth: Kaufmann klagt über 15 Prozent Umsatzrückgang
„Ich habe Umsatzeinbußen von 15 Prozent“, beklagt Irrgang. Zwar kann er sich über viele Stammkunden aus der Umgebung freuen, einigen sei der Weg über die Baustelle aber zu beschwerlich. Und auch die Kunden, die sonst mit dem Bus kamen oder kurz mit dem Auto vor seinem Laden angehalten haben, fehlen nun größtenteils.
Dazu kommt, dass der Nahkauf zuletzt gleich von zwei Seiten von Baustellen eingekesselt war. Denn auch die Fritz-Räcke-Straße hinter dem Laden wurde in den vergangenen Monaten ausgebaut. Weil der Anlieferungsbereich nicht zu erreichen war, mussten die Lieferanten die Rollwagen über die Baustelle zum Ladeneingang schieben.

Mit Rabattaktionen lockt Imbissbetreiber Süleyman Celik hungrige Kunden in den Charisma-Grill.
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„Es gibt schon Gerüchte, dass wir schließen müssten“, sagt Irrgang, der in seinem Hermülheimer Geschäft 20 Menschen beschäftigt. So schlimm sei es aber nicht. „Die Umsatzeinbußen tun weh, aber wir geben nicht auf.“ Er wolle vor allem zeigen, dass „wir noch da sind“. Und das Projekt „Lebensader Lux“ sehe er insgesamt schon positiv.
Umsatzeinbußen hat auch die Stern-Apotheke auf der anderen Straßenseite zu verkraften. „Wir haben aber zum Glück viele Stammkunden, die uns sehr treu sind, und auch das Ärztehaus nebenan“, sagt Apothekerin Martina Eger, die die Filiale leitet.
Hürther Charisma-Grill lockt Kunden mit hohen Rabatten
Allerdings seien die Parkplätze hinter der Apotheke seit Baubeginn oft von Fremdparkern belegt. Und am Notdienstschalter könne man nicht mehr direkt vorfahren. „Vielen Senioren fallen Fußwege schwer“, weiß die Apothekerin. Sie frage sich, warum die Baustelle nicht in mehreren Abschnitten abgewickelt werde, damit die Geschäfte besser erreichbar bleiben.
Stark betroffen von der Baustelle ist der Charisma-Grill. „Wir haben mit einem Umsatzrückgang von 30 Prozent gerechnet, tatsächlich gehen wir aber auf die 40 Prozent zu“, sagt Junior-Chef Süleyman Celik. „Wer nur 20 bis 30 Minuten Mittagspause hat, der wird nicht lange nach einem Parkplatz bei uns in der Nähe suchen.“ Hinzu kämen die Staus durch die Umleitungen.

Vielen Senioren falle der Fußweg schwer, sagt Apothekerin Martina Eger.
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Auch der fehlende Durchgangsverkehr macht dem alteingesessenen Imbissbetrieb, der seit 23 Jahren vor Ort ist, zu schaffen – und das schon seit Freigabe der Ortsumgehungsstraße. Im Charisma-Grill versucht man, die Gäste durch Rabatte zu halten. Celik: „Aktuell sind wir froh, wenn wir unsere Kosten wieder reinholen.“
Bürgermeister Dirk Breuer äußerte Verständnis für die Geschäftsleute. Zwar sei die Baustelle so geplant, dass die Geschäfte erreichbar bleiben, darauf weise die Stadt auch mit großen Bannern hin. „Man muss aber ehrlich sein, das ist schon eine Durststrecke“, sagt Breuer. Für Sommer kündigt der Bürgermeister eine gemeinsame Aktion mit den Geschäftsleuten an, um Aufmerksamkeit zu schaffen.
Der Verwaltungschef berichtet auch, dass die Bauarbeiten schneller vorankämen als geplant. „Was bremst, sind die archäologischen Untersuchungen“, so Breuer. Schließlich handelt es sich bei der Luxemburger Straße um einen Abschnitt der alten Römerstraße zwischen Köln und Trier.